Qamischli (Agenzia Fides) – Die jüngsten heftigen Gefechte in der Stadt Qamischli im Nordosten Syriens an der Grenze zur Türkei zeigende die komplexe Dynamik des syrischen Bürgerkriegs auf. Insbesondere bekämpften sich hier kurdische Milizen und so genannte nationale Selbstschutzgruppen, die zwar als mit dem Assad-Regime verbündet gelten, in Wirklichkeit oft autonom handeln um in der Region ihre Machtpositionen zu konsolidieren und sich davon materielle Vorteile versprechen. Am 15. Juni hatten die Gruppen, die nach Angaben einheimischer Beobachter auch gegenüber dschihadistischen Infiltrationen nicht abgeneigt sind, die Kontrolle über ein Jugendgefängnis und das Stromwerk der Stadt übernommen und ein Mitglied der mit der PKK in Verbindung stehenden kurdischen Democratic Union Party festgenommen.
Daraufhin starteten die kurdischen Milizen die Gegenoffensive und nahmen die zentrale Verwaltungsstelle für Transport, die Büros der Militärsicherheit und einen Bahnhof ein. Dabei wurden rund zwei Dutzend Milizionäre der nationalen Selbstschutzgruppen in Geiselhaft genommen. Danach beruhigte sich die Lage vorübergehend wieder und auf beiden Seiten wurden die Geiseln freigelassen.
“Diese Episode”, so der syrisch-katholische Erzbischof Jacques Behnan Hindo von Hassakè- Nisibi “bestätigt, dass die Situation in dieser Region Syriens durch unnötiges Kräftemessen der verschiedenen dort agierenden bewaffneten Gruppen zusätzliche kompliziert wird. Jeder verfolgt eigene Interessen und eigene Strategien in diesem Machtkampf. In den vergangenen Tagen wurde ein Vormarsch dschihadistischer Gruppen auf Qamischli bis auf 60 Kilometer Entfernung von der Stadt zurückgedrängt, doch die Kämpfe zwischen den Fraktionen zerschleißt die Front einer möglichen einheitlichen Abwehr gegen Dschihadisten”. Der Erzbischof bestätigt die Freilassung von zwei der insgesamt 230 Christen, die von Dschihadisten im vergangenen Februar verschleppt wurden. Es handelte sich um zwei ältere Mitglieder der christlichen Gemeinde, von den anderen gibt es keine gesicherten Informationen. “Es gibt immer wieder Gerüchte, dass einige nach Raqqa oder auch nach Mossul, in die Hochburgen des Islamischen Staates gebracht worden sein sollen“, so der Erzbischof, „doch dafür gibt es keine Beweise”. (GV) (Fides 17/6/2015).