ASIEN/IRAK - CHALDÄISCHE KATHOLIKEN: POLITISCHES ENGAGEMENT FÜR DEMOKRATISCHES, ZIVILES UND MORALISCHES WACHSTUM DES IRAK

Donnerstag, 10 Juli 2003

Bagdad (Fidesdienst) – Nach jahrelangem Ausschluss aus dem öffentlichen Leben möchte die chaldäische Gemeinde im Irak nun wieder politisch aktiv werden. Dies wurde am Vorabend der Schaffung des „Leadership Council“ bekannt, der als Exekutivorgan im Irak die Regierungsgeschäfte übernehmen soll. Ghassan Hanna, Sekretär des Chaldäischen Nationalrestes, der die chaldäischen Gläubigen im Irak auf politischer Ebene vertritt, bat offiziell um die Aufnahme von Vertretern der chaldäischen Gemeinde in den Rat, in dem nach ersten Verlautbarungen kein christlicher Delegierter angehören soll. „Ein Ausschuss der Chaldäer aus dem Council würde bedeuten, dass dieser das Land nicht richtig repräsentiert“, betonte Hanna, der gleichzeitig auch die in der Diaspora lebenden chaldäischen Gläubigen um Mobilisierung bat.
Der Chaldäische Kongress hat seit etwa einem Monat eine Vertretung in Bagdad eröffnet, um dort zum Wiederaufbau der demokratischen Institutionen und zum zivilen und moralischen Wachstum im Irak zu leisten, der „nicht auf den Beitrag der chaldäischen Gemeinde verzichten werden kann“. Die Chaldäer warnen in diesem Zusammenhang vor der Tendenz zur Entstehung einer schiitischen Theokratie. Die Niederlassung in Bagdad wird von Fouad Bodagh (Präsident) und Issam Jarjis (Sekretär und Sprecher) geleitet.
Im Irak ist zwar der Islam Staatsreligion und 90% der Bevölkerung sind Muslime, doch die Verfassung garantiert Kultfreiheit. In den vergangenen Jahrzehnten waren unter der Diktatur von Saddam Hussein von den insgesamt 250 Abgeordneten der Volksversammlung nur sehr wenige Chaldäer. Heute versuchen die Christen wieder eine Rolle im politischen Leben des Landes spielen, obschon weiterhin die Meinung vorherrscht, dass in einem Land, dessen Bevölkerung mehrheitlich muslimisch ist auch die Regierung muslimisch sein sollte. In diesem Zusammenhang weisen die Christen auf die Präsenz verschiedener schiitischer Strömungen hin, deren erklärtes Ziel die Schaffung eines islamischen Staates ist.
Insgesamt leben im Irak etwa 800.000 Christen (3% der Bevölkerung), bei denen es sich um Katholiken und Orthodoxe handelt. Die chaldäischen Christen machen wiederum mit 500-600.000 Gläubigen einen Anteil von etwa 70% aus. Die meisten chaldäischen Christen (etwa 350.00) leben in Bagdad, wo sich auch der Sitz des chaldäischen Patriarchats befindet. Nach dem Tod von Patriarch Raphael I. Bidawid, der am 7. Juli in Beirut starb, üben wird das Patriarchat von den beiden Weihbischöfen Emmanule-Karim Delly und Andreaos Abouna geleitet. Der neu Patriarch wird im Rahmen einer Versammlung des Heiligen Synods der Chaldäischen Kirche gewählt werden.
Die Chaldäsiche Kirche widmet sich vor allem der Katechese und der Erziehung sowie der Betreuung armer christlicher und muslimischer Familien. Die offizielle Sprache der chaldäischen Liturgie ist Aramäisch. Da die meisten Gläubigen jedoch Arabisch sprechen, werden die Gottesdienste meistens zweisprachig gefeiert. Es gibt chaldäische Diaspora-Gemeinden in Amerika, Europa und Ozeanien. Im Jahr 2000 wurde in Rom eine Prokura der Chaldäischen Kirche beim Heiligen Stuhl eingerichtet. (PA) (Fidesdienst 10/7/2003 – 40 Zeilen, 449 Worte)


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