AFRIKA/SUDAN - Was heißt Frieden im Sudan? Der Sudan darf nicht mit Darfur verwechselt werden

Montag, 10 Januar 2005

Rom (Fidesdienst) - Die Unterzeichnung des Friedensabkommens im Sudan beenden den über 20jähriger Bürgerkrieg im Südsudan, doch dieser Darf nicht mit dem derzeitigen Konflikt in der westsudanesischen Region Darfur verwechselt werden.
Der Krieg im Südsudan
Der Konflikt im Südsudan brach 1983 nach der Einführung der islamischen Gesetze der Scharia in den südlichen Teilen des Landes aus. Die Bevölkerung des Südens, die mehrheitlich aus Christen und Anhängern von Naturreligionen besteht, rebellierte gegen die Regierung in Khartum. Bei dem Krieg starben über 2 Millionen Menschen, Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen, verheerende Schäden wurden verursacht. Doch der Konflikt im Südsudan ist in Wirklichkeit äußerst komplex. Es wird oft gesagt, dass die Muslime aus dem Norden die Christen des Südens unterdrücken, wobei das Bild eines religiösen Konflikts entsteht, In Wirklichkeit verbergen sich hinter den religiösen Faktoren, zahlreiche weitere Aspekte. Es handelt sich bei diesem Konflikt zumindest teilweise auch um einen Wirtschaftskrieg. Der Süden wird seiner gesamten Reichtümer beraubt. Dabei geht es nicht nur um Erdöl, sondern auch um Edelhölzer (Mahagoni, Teak, usw.). In den von der Regierung besetzten Gebieten sind ganze Wälder verschwunden. Wenn die Soldaten eine Stadt eroberten, dann ließen sie dort nur die Mauern stehen. Sie nahmen alles mit: Möbel, Dekorationsgegenstände, Türen und Türrahmen. Außerdem gibt es auch ethnische und kulturelle Faktoren, von denen einige weit in die Vergangenheit zurückführen: dabei geht es zum Beispiel um die Versklavung der Menschen aus dem Süden durch die Einwohner des Nordens. Doch der Gegensatz zwischen dem Süden und dem Norden des Landes erklärt nicht alles. Der Regierungsarmee gehören zum Beispiel auch Soldaten an, die aus dem Süden stammen. Denn oft ist der Armeedienst, die einzige Überlebensmöglichkeit. Soldaten verdienen mehr als Universitätsprofessoren.
In dem Konflikt bekämpften sich die Regierungsgruppen und die Rebellen der SPLA (Sudanesische Befreiungsarmee), deren Anführer, John Garang, im Namen der südsudanesischen Rebellen die Friedensvereinbarungen mit der Regierung unterzeichnete. Zu den Hauptpunkten der Vereinbarungen gehört nicht zufällig die Aufteilung der Gewinne aus der Erdölförderung zwischen der Regierung in Khartum und der autonomen Verwaltung des Südsudan. Für den Konflikt in Darfur gibt es andere Gründe.
Darfur
Darfur war seit jeher eine sehr arme Region, die weder über Ressourcen noch Infrastrukturen verfügt. Die Einwohner der Region, Angehörige des Volkes der Fur (daher der Name Darfur, der aus dem Arabischen übersetzt so viel heißt wie „Haus der Fur) sind größtenteils Bauern. Doch im Laufe der Jahre ließen sich in Darfur auch andere Völker nieder, bei denen es sich vorwiegend um arabische Hirten aus verschiedenen Teilen des Sudan handelt. Immer wieder kam es deshalb zu Auseinandersetzungen zwischen den Bauern aus dem Volk der Fur und den „fremden“ Hirten, bei denen es um die Wasserversorgung und den Besitz des wenigen fruchtbaren Landes ging. Diese Streitigkeiten wurden größtenteils mit den traditionellen Methoden der Vermittlung zwischen den Stämmen beigelegt.
Die Fur werfen der Regierung doch seit jeher vor, sie vernachlässige die Region und stelle keine Mittel zur Entwicklung zur Verfügung. Es gibt weder Krankenhäuser noch Straßen. Vor diesem Hintergrund entstanden zwei Rebellenbewegungen, die sich der Zentralregierung widersetzen und größeres Interesse für die Region fordern.
Doch die Reaktion der Regierung gegenüber den Aufständischen in Darfur war verheerend. Ein latenter Konflikt zwischen Bauern und Hirten wurde manipuliert und in einen Krieg verwandelt. Die arabische Hirten wurden in den so genannten Reitermilizen der Janjaweed organisiert, die mit Unteerstützung von Kampfhubschraubern und Flugzeugen in die Dörfer der Region einfielen und die Heimat der aufständischen Bevölkerung damit systematisch zerstörten. Für den Krieg in Darfur gibt es keine religiösen Gründe, den bei den gegnerischen Parteien handelt es sich in beiden Fällen um Muslime. Grund für die Auseinandersetzung ist die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung. (LM) (Fidesdienst, 10/01/2005 - 53 Zeilen, 609 Worte)


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