AFRIKA/NIGERIA - Priester aus Abuja: “Die Entwicklung im Norden Nigerias ist mit den Ereignissen im Nordirak vergleichbar”

Donnerstag, 4 September 2014

Abuja (Fides) - “Das was im Nordosten Nigerias geschieht ist vergleichbar mit der jüngsten Entwicklung im Nordirak’”, so Pfarrer Patrick Tor Alumuku, Sprecher der Erzdiözese Abuja zur Eroberung weiter Regionen im Norden Nigerias durch die islamistische Sekte Boko Haram (vgl. Fides 3/9/2014). “Wie die Kämpfer des Islamischen Staats im Irak, hat Boko Haram vor mindestens zwei Jahren damit begonnen, die Moral der Bevölkerung und der Militärs durch eine Reihe von Attentaten zu untergraben, um schließlich die territoriale Eroberung in Angriff zu nehmen”.
“Sie haben Schulen angegriffen, unter dem Vorwand, die westliche Erziehung abzulehnen und nahmen dann Polizeistationen ins Fadenkreuz, um später Kasernen der Armee anzugreifen“, so Pfarrer Patrick, „Boko Haram hat Anschläge auf Verwaltungsbüros in verschiedenen Städten verübt. Gleichzeitig wurde mit Bombenanschlägen auf Märkten, Panik verbreitet. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Es handelt sich um die Vorbereitung, um schließlich die Kontrolle des Territoriums zu übernehmen. Dies scheint ähnlich zu sein, wie im Irak“, so der katholische Geistliche. “Die Übergriffe auf Kirchen und Christen waren also Teil einer größeren Strategie” so Pfarrer Patrick.
Der Medienbeauftragte der Erzdiözese Abuja erinnert daran, dass “vor kurzem aufgedeckt wurde, dass die Boko Haram finanzielle Unterstützung aus der arabischen Halbinsel erhielt, wobei dies in manchen Fällen über Wechselstuben abgewickelt wurde. Deshalb hat die Nigerianische Zentralbank nun strengere Kontrollen für solche Aktivitäten auferlegt”.
Der Priester betont auch, dass “er die Ansicht nicht teilt, dass Boko Haram nicht mit anderen Gruppen in Verbindung steht, die die Ideologie von Al Kaida verbreiten. Boko Haram ist vor einigen Jahren in Nigeria entstanden und wurde dabei vom AQMI unterstützt, die Waffen aus libyschen Arsenalen verteilt und Kämpfer ausbildet. Dschihadistische Gruppen, die von französischen Truppen aus Mali vertrieben wurden, kamen in den Norden Nigerias um in den Reihen der Boko Haram weiterzukämpfen”.
P. Patrick erinnert daran, dass “für Gruppen wie Al Kaida Nigeria von grundlegender Bedeutung ist, weil es zu den Ländern mit den meisten Muslimen gehört. Von 170 Millionen Einwohnern sind fast die Hälfte Muslime. Extremisten hoffen auf eine starke Basis, von der aus Angriffe in andere afrikanische Ländern auf den Weg gebracht werden. Doch dabei berücksichtigen sie nicht, dass Nigeria ein sehr komplexes Land mit 36 Staaten und einer föderativen Staatsform ist”.
„Wir dürfen jedoch nicht zulassen“, so Pfarrer Patrick abschließend, “dass christliche Extremisten, von denen es in Nigeria nicht wenige gibt, gegen die Boko Haram kämpfen, denn dann würde die Situation völlig außer Kontrolle geraten. Uns Katholiken und anderen gemäßigte Christen ist es bisher gelungen, christliche Extremisten zu bremsen, denn Gewalt kann nicht mit Gewalt bekämpft werden”. (L.M.) (Fides 4/9/2014)


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