ASIEN/SYRIEN - Erzbischof Marayati: Christen fliehen aus der belagerten Stadt Aleppo

Montag, 19 Mai 2014

Aleppo (Fides) – “In den vergangenen Wochen gab es eine neue Auswanderungswelle unter den Christen in Aleppo. Die Familien haben das Ende des Schuljahres abgewartet und dann ihre Koffer gepackt und die Häuser abgeschlossen, um über die einzige noch befahrbare Ausfahrtsstraße in den Libanon zu fliehen. Vielleicht werden sie in vier Monaten zurückkommen. Vielleicht kommen sie nie mehr zurück”, so der armenisch-katholische Erzbischof von Aleppo, Boutros Marayati, zum Fidesdienst. Dabei schildert er konkrete Einzelheiten der Auswirkung der Belagerung der Stadt durch regimefeindliche Milizen: “Mehr als eine Woche lang hatten wir kein Wasser“, so der Erzbischof, “Strom gibt es immer noch keinen. Wenn es Wasser gibt, gibt es keinen Strom, wenn es Strom gibt, stellen sie das Wasser ab. Die belagerte Stadt und die Regionen, in denen sich das große Stromwerk und die Wasservorräte befinden sind in den Händen der Rebellen, die den Hahn auf und zudrehen, damit die Regierung zu Verhandlungen bereit ist. Wir bleiben hier bei den Menschen und erleben dies alles mit, doch wir verstehen nicht, was um uns herum geschieht”.
Nach Ansicht des Erzbischofs wird die Präsidentschaftswahl am kommenden 3. Juni zu einer Zunahme von Unsicherheit und Angst führen: “Die Wahlkampagne hat begonnen und viele fürchten eine Eskalation der Gewalt mit Blick auf den Wahltag. Man rechnet mit allem” so Erzbischof Marayati. Auch die Nachrichten aus Homs sind nicht beruhigend: „Die Regierungsarmee hat zwar über die Rebellen gesiegt, die aus der Altstadt abgezogen sind”, so der Erzbischof, “doch seither sind plündernde Banden in der Stadt unterwegs, die alles mitnehmen, was sie in den verlassenen Häusern finden, auch dort wo einst Christen wohnten”. (GV) (Fides 19/5/2014).


Teilen: