AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Erneute Gefechte im Nordkivu gefährden die gesamte Region. Christliche Gemeinden in Goma rufen zum Frieden auf: „Nein zu Spaltung und Stammesdenken, ja zu Frieden und gegenseitiger Annahme“

Montag, 13 Dezember 2004

Bukavu (Fidesdienst) - Die heftigen Auseinandersetzungen zu denen es am gestrigen 12. Dezember in der Nähe von Kanabayonga rund 160 Kilometer nördlich von Goma (Nordkivu) im Osten der Demokratischen Republik Kongo kam, zwangen hunderte Menschen zur Flucht. Dies berichten einheimische Beobachter gegenüber dem Fidesdienst. „An den Auseinandersetzungen sind die Rebellen der RCD Goma (Kongolesische Union für die Demokratie), reguläre Soldaten aus Kinshasa, ruandische Soldaten und Mitglieder der Mai Mai-Milizen beteiligt“, so der Beobachter. Die RCD Goma ist die größte im Osten der Demokratischen Republik agierende Rebellengruppe und wird von dem benachbarten Ruanda unterstützt. Aus Ruanda wurden Soldaten in die Region geschickt, die dort ruandische Hutu-Milizen entwaffnen sollen, die ihre Basislage im Kongo haben, und von Kigali als eine Gefahr für die die Sicherheit Ruandas betrachtet werden. Die Soldaten der RCD Goma gehören formell zur achten Militäreinheit der kongolesischen Streitkräfte. Die Rebellen unterzeichneten im Dezember 2003 Friedensverträge, die unter anderem eine Eingliederung der verschiedenen bewaffneten Gruppen in eine einheitliche kongolesische Armee vorsehen. „In Wirklichkeit haben sich die Soldaten der RCD, die in die neue Armee aufgenommen wurden nie dem Kommando der regulären Streitkräfte untergeordnet“, bekräftigt der Beobachter, „Der Hergang der Ereignisse und die Rolle der verschiedenen Parteien bei den Gefechten ist jedoch nicht einfach zu verstehen“.
Der Oberbefehlshaber der kongolesischen Streitkräfte hat unterdessen zur Verhinderung weiterer Gewalt neue Truppen in die Region entsandt. „Man will verhindern, dass die Rebellen nach Masisi vordringen“, so der Beobachter.
Berichte über erneute Gefechte in Nordkivu führten auch zu erneuten Spannungen in Bukavu, der Hauptstadt des Südkivu. „In der Stadt kam es bisher noch nicht zu Gefechten und die Grenze zu Ruanda bleibt weiterhin geöffnet, doch man befürchtet, dass sich die Gefechte ausdehnen könnten. Dann wäre Bukavu isoliert“ so der Beobachter.
Am gestrigen 12. Dezember wurde in den wurde in den katholischen und protestantischen Kirchen Gomas eine Botschaft verlesen, in der die Gläubigen aufgefordert werden, die Verbreitung eines „Geistes der Spaltung und des Stammesdenkens“ zu vermeiden und sich vielmehr für Frieden und gegenseitige Annahme zu engagieren. „Wir müssen den Frieden in unseren Herzen, in unseren Städten in unserer Provinz und in unserem Land fördern“, so die christlichen Religionsführer in ihrer Botschaft. Die Kirchen fordern von der kongolesischen Regierung außerdem die baldige Schaffung einer integrierten Armee und einheitlicher Polizeieinheiten“. Ruanda und die Demokratische Republik Kongo werden aufgefordert, „den diplomatischen Weg zu bevorzugen“ und auf Waffengewalt zu verzichten. „Die Führungskräfte beider Länder sollten sich damit abfinden, dass ihre Völker zum Zusammenleben verurteilt sind und dass deshalb eine militärische Lösung der afrikanischen Solidarität nur große Wunden zufügt und eine Beleidigung der Ideale der Afrikanischen Union darstellt“, heißt es wörtlich. (LM) (Fidesdienst, 13/12/2004 - 40 Zeilen, 456 Worte)


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