VATIKAN - Botschaft von Papst Franziskus zum Weltmissionssonntag 2013

Dienstag, 6 August 2013

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Wir veröffentlichen die Botschaft von Papst Franziskus. zum Weltmissionssonntag 2013

Liebe Brüder und Schwestern,

dieses Jahre feiern wir den Weltmissionssonntag während das Jahr des Glaubens zu Ende geht, eine wichtige Gelegenheit zur Stärkung unserer Freundschaft zum Herrn und unseres Weges als Kirche, die mutig das Evangelium verkündet. In einer solchen Perspektive möchte ich folgende Überlegungen anstellen.

1. Der Glaube ist ein kostbares Geschenk Gottes, der unseren Geist öffnet, damit wir ihn kennen und lieben können. Er möchte zu uns in Verbindung treten, damit wir an seinem Leben teilhaben und unser Leben mehr Bedeutung erhält, besser und schöner wird. Gott liebt uns! Der Glaube, erfordert jedoch, dass er angenommen wird, er verlangt also von uns eine persönliche Antwort, den Mut, uns Gott anzuvertrauen, seine Liebe zu leben, dankbar für seine unendliche Barmherzigkeit. Dies ist zudem ein Geschenk, das nicht einigen weinigen vorbehalten ist, sondern großzügig vergeben wird. Alle sollten die Freude erfahren können, von Gott geliebt zu werden, die Freude der Erlösung! Es ist ein Geschenk, das wir nicht für uns behalten sondern mit anderen teilen sollen. Wenn wir es nur für uns behalten wollen, dann werden wir zu isolierten, sterilen und kranken Christen. Die Verkündigung des Evangeliums ist Teil der Jüngerschaft Christi und eine fortwährende Sendung, die das ganze Leben der Kirche beseelt. „Der missionarische Schwung ist ein klares Zeichen für die Reife einer kirchlichen Gemeinschaft“ (Benedikt XVI. Apost. Schr. Verbum Domini, 95). Jede Gemeinschaft ist „erwachsen“, wenn sie sich zum Glauben bekennt, diesen freudig in der Liturgie feiert, die Liebe lebt und das Wort Gottes pausenlos verkündet, indem sie aus der eigenen Abgrenzung heraustritt, um es in den „Randgebieten“ zu verkünden, vor allem unter denjenigen, die noch nicht die Möglichkeit hatten, Christus kennen zu lernen. Das Maß der Festigkeit unseres Glaubens, auf persönlicher und gemeinschaftlicher Ebene, ist unsere Fähigkeit, ihn an andere weiterzugeben, ihn zu verbreiten, ihn in der Liebe zu Leben und unter allen, denen wir begegnen und die mit uns den Weg des Lebens teilen, zu bezeugen.

2. Das „Jahr des Glaubens“ ist fünfzig Jahre nach der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, für die ganze Kirche Ansporn dazu, ein neues Bewusstsein von der eigenen Präsenz in der heutigen Welt zu entwickeln, von ihrer Sendung unter den Völkern und Nationen. Die missionarische Dimension ist keine Frage geographischer Gebiete, sondern eine Frage der Völker und Kulturen und der einzelnen Menschen, gerade weil die „Grenzen“ des Glaubens nicht nur durch menschliche Orte und Traditionen verlaufen, sondern auch durch das Herz jedes einzelnen Menschen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat auf besondere Weise hervorgehoben, dass der missionarische Auftrag, der Auftrag die Grenzen des Glaubens zu erweitern, jeden Getauften und alle christlichen Gemeinschaften betrifft: „Da das Volk Gottes in Gemeinschaften lebt, besonders in der Diözesan- und Pfarrgemeinschaft, und in ihnen gewissermaßen Sicherheit erfährt, fällt es auch diesen zu, Christus vor den Völkern zu bezeugen“ (Dekret Ad Gentes, 37). Jede Gemeinschaft ist also angesprochen und aufgerufen, sich den Auftrag, den Jesus seinen Aposteln anvertraute, zu Eigen zu machen: „Ihr werdet meine Zeugen sein, in Jerusalem und in Jerusalem und in ganz Judäa uns Samarien und bis an die Grenzen der Erde“ (Apg 1,8) und zwar nicht als zweitranigen Aspekt des christlichen Lebens , sondern als wesentlichen Aspekt: wir sind alle auf die Straßen der Welt entsandt, um mit unseren Brüdern und Schwestern zu gehen und unseren Glauben an Christus zu bekennen und zu bezeugen und Verkünder seines Evangeliums. Ich lade Bischöfe, Priester, Priester- und Pastoralräte, jeden einzelnen Menschen und alle Gruppen, die in der Kirche Verantwortung tragen ein, die missionarischen Dimension in ihren Pastoral- und Bildungsprogrammen besonders hervorzuheben, im Bewusstsein, dass der eigene apostolische Einsatz nicht vollständig ist, wenn er nicht auch die Absicht verfolgt, „Christus vor den Völkern zu bezeugen“, vor allen Völkern. Die missionarische Dimension ist nicht nur ein Programm im christlichen Leben, sondern eine Grundauffassung, die alle Aspekte des christlichen Lebens betrifft.

3. Oft stößt die Evangelisierungstätigkeit auf Hindernisse nicht nur außerhalb sondern auch im Inneren der kirchlichen Gemeinschaft. Oft fehlen Begeisterung, Freude, Mut und Hoffnung bei der Verkündigung der Botschaft Christi unter allen und wenn es darum geht, den Menschen unserer Zeit dabei zu helfen, ihm zu begegnen. Manche denken auch, dass die Weitergabe der Wahrheit des Evangeliums gegen die Freiheit verstößt. Papst Paul VI. sagt hierzu aufklärend: „Sicherlich wäre es ein Irrtum, irgend etwas, was immer es auch sei, dem Gewissen unserer Brüder aufzunötigen. Diesem Gewissen jedoch die Wahrheit des Evangeliums und den Heilsweg in Jesus Christus in voller Klarheit und in absolutem Respekt vor den freien Entscheidungen, die das Gewissen trifft, vorzulegen … ist gerade eine Ehrung eben dieser Freiheit (Apost. Schr. Evangelii nuntiandi, 80). Wir sollten immer den Mut und die Freude verspüren, eine Begegnung mit Christus respektvoll vorzuschlagen und Boten seines Evangeliums zu sein. Jesus ist zu uns gekommen, um uns den Weg des Heils aufzuzeigen und er hat auch uns den Auftrag erteilt, diesen Weg allen zu zeigen, bis an die Grenzen der Erde. Oft sehen wir, dass Gewalt, Lügen und Irrtümer hervorgehoben und vorgeführt werden. Es ist dringend notwendig, in unserer Zeit das gute Leben des Evangeliums durch die Verkündigung und das Zeugnis aufleuchten zu lassen, und dies aus dem Inneren der Kirche selbst. Denn in einer solchen Perspektive ist es wichtig, dass man nie das Grundprinzip jedes Verkünders des Evangeliums vergisst: man kann Christus nicht ohne die Kirche verkünden. Evangelisieren ist nie ein isoliertes, individuelles oder privates Handeln, sondern ein kirchliches Handeln. Paul VI schrieb: „auch der einfachste Prediger, Katechist oder Seelsorger, der im entferntesten Winkel der Erde das Evangelium verkündet, seine kleine Gemeinde um sich sammelt oder ein Sakrament spendet, vollzieht, selbst wenn er ganz allein ist, einen Akt der Kirche… Dies setzt voraus, daß er nicht auf Grund einer Sendung, die er sich selber zuschreibt, oder auf Grund einer persönlichen Anregung tätig ist, sondern in Verbindung mit der Sendung der Kirche und in ihrem Namen“ (ebd, 60). Dies gibt der Mission Kraft und lässt jeden Missionar und Verkünder des Evangeliums wissen, dass er nie allein ist, sondern Teil eines einzigen vom Heiligen Geist beseelten Leibes.

4. In unserer Zeit, haben die weit verbreitete Mobilität und die Leichtigkeit der Kommunikation durch die neuen Medien zu einer Vermischung von Völkern, Wissen und Erfahrungen geführt. Aus Arbeitsgründen ziehen ganze Familien von einem Kontinent in einen anderen; beruflicher und kultureller Austausch, Tourismus und ähnliche Phänomene führen dazu, dass viele Menschen unterwegs sind. Oft ist es auch für Pfarrgemeinden nicht einfach, mit Sicherheit und genau zu wissen, wer nur auf der Durchreise ist oder wer ständig in einem Gebiet lebt. Außerdem wächst in immer größeren Regionen, die traditionell christlich sind, die Anzahl derjenigen, die dem Glauben fremd sind, der religiösen Dimension gleichgültig gegenüberstehen oder von einem anderen Glauben beseelt sind. Nicht selten treffen auch Getaufte Entscheidungen in ihrem Leben, die sie vom Glauben entfernen und dazu führen, dass sie einer „neuen Evangelisierung“ bedürfen. Dazu kommt, dass auch heute noch große Teile der Menschheit nicht von der Frohbotschaft Christi erreicht wurden. Wir leben zudem in einer Zeit der Krise, die verschiedene Bereiche des Lebens betrifft, wobei es nicht nur um Wirtschaft, Finanzen, Lebensmittelsicherheit und Umwelt geht, sondern auch um den tiefen Sinn des Lebens und die grundlegenden Werte, die dieses beseelen. Auch das menschliche Zusammenleben ist gezeichnet von Spannungen und Konflikten, die zu Unsicherheit führen und es schwer machen, den Weg eines stabilen Friedens zu finden. In dieser komplexen Situation, wo am Horizont der Gegenwart und der Zukunft bedrohliche Wolken zu ziehen scheinen, ist es noch dringlicher, dass das Evangelium Christi mutig in alle Umfelder getragen wird, denn es ist eine Verkündigung der Hoffnung, der Aussöhnung, der Gemeinschaft, eine Verkündigung der Nähe Gottes und seiner Barmherzigkeit, seines Heils, die Verkündigung, dass die Kraft der Liebe Gottes in der Lage ist, die Finsternis des Bösen zu besiegen und auf den Weg des Guten zu führen. Die heutigen Menschen brauchen ein sicheres Licht, das den Weg erleuchtet und, das nur die Begegnung mit Christus schenken kann. Schenken wir der Welt mit unserem Zeugnis, mit Liebe, die Hoffnung, die der Glaube schenkt! Die missionarische Dimension des Glaubens ist nicht gleichbedeutend mit Proselytismus, sondern es geht um das Zeugnis des Lebens, das den Weg erleuchtet, das Hoffnung und Liebe schenkt. Die Kirche – und ich möchte dies wiederholen – ist keine Hilfsorganisation, kein Unternehmen, keine Nichtregierungsorganisation, sondern eine Gemeinschaft von Menschen, die vom Wirken des Heiligen Geistes bewegt sind, die die Begegnung mit Christus mit Staunen erlebt haben und leben und diese Erfahrung der tiefen Freude weitergeben möchten, die die Botschaft des Heils, das der Herr uns geschenkt hat, weitergeben möchten. Denn es ist der Heilige Geist, der die Kirche auf diesem Weg leitet.


5. Ich möchte alle ermutigen, Boten der Frohbotschaft Christi zu werden und danke vor allem den Missionaren und Missionarinnen, den Fidei-donum-Priestern, den Ordensleuten und Laiengläubigen, die in steigender Zahl, dem Ruf des Herrn folgen, ihre Heimat verlassen und dem Evangelium in anderen Ländern und Kulturkreisen dienen. Doch ich möchte auch betonen, dass die jungen Kirchen sich selbst großherzig um die Entsendung von Missionaren in Kirchen bemühen, die sich in Schwierigkeiten befinden – nicht selten handelt es sich dabei um Kirchen antiker christlicher Tradition – und bringen diesen die Frische und die Begeisterung, mit der sie den Glauben leben, der das Leben erneuert und Hoffnung schenkt. Wenn sie diese universale Tragweite erlebt und dem Auftrag Jesu folgt: „geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern“ (Mt. 28,19), bereichert dies jede Ortskirche, jede Gemeinschaft und die Entsendung von Missionare und Missionarinnen, ist dies nie ein Verlust, sondern immer ein Gewinn. Ich fordere alle, die dies Berufung verspüren zu einer großherzigen Antwort auf die Stimme des Geistes auf, dem eigenen Stand entsprechend, und dazu, keine Angst vor der Großzügigkeit gegenüber dem Herrn zu haben. Auch Bischöfe, Ordensfamilien, Gemeinschaften und alle christlichen Verbände, lade ich ein mit Weitsicht und Erkenntnis, die missionarische Berufung ad gentes zu unterstützen und den Kirchen zu helfen, die Priester, Ordensleute und Laien brauchen, um die eigenen christliche Gemeinschaft zu stärken. Und darauf sollten auch Kirchen achten, die derselben Bischofskonferenz oder Region angehören: es ist wichtig, dass Kirchen mit vielen Berufungen großzügig jene unterstützen, in denen es einen Mangel gibt.
Zudem fordere ich Missionare und Missionarinnen und insbesondere Fidei-donum-Priester und Laiengläubige auf, ihren wertvollen Dienst in der Kirche, für den sie bestellt wurden, mit Freunde zu leben und diese Freude und Erfahrung in ihre Herkunftskirchen zu bringen und sich dabei an Paulus und Baranabas zu erinnern, die nach ihrer ersten Missionsreise alles berichteten, „was Gott mit ihnen zusammen getan und dass er den Heiden die Tür zum Glauben geöffnet hatte“ (Apg 14,27). Damit können sie den Glauben in gewisser Art „zurückgeben“, indem sie die Frische der jungen Kirchen bringen, damit die Kirchen antiker christlicher Tradition wieder Begeisterung und Freude an der Weitegage des Glaubens und an einem Austausch finden, der gegenseitige Bereicherung auf dem Weg der Christusnachfolge ist.
Die Fürsorge für alle Kirchen, die der Bischof von Rom mit allen Brüdern im Bischofsamt teilt, wird von den Päpstlichen Missionswerken verwirklicht, deren Hauptaufgabe es ist, durch Öffentlichkeitsarbeit und Vertiefung das Missionsbewusstsein bei allen Getauften und Gemeinschaften zu fördern, und dies indem sie auf die Notwendigkeit einer intensiveren missionarischen Bildung des ganzen Gottesvolkes hinweisen und dabei gleichsam die Bereitschaft der christlichen Gemeinden fördern, ihren Beitrag zur Unterstützung der Verbreitung des Evangeliums in aller Welt zu leisten.
Abschließend möchte ich einen Gedanken auch all jenen Christen in verschiedenen Teilen der Welt widmen, die auf Schwierigkeiten stoßen, wenn sie ihren Glauben offen bekennen und wenn es um die Anerkennung des Rechts darauf geht, diesen auf würdige Weise zu leben. Es sind unsere Brüder und Schwestern, mutige Glaubenszeugen – die heute mehr sind, als die Märtyrer der ersten Jahrhunderte – die mit apostolischer Standhaftigkeit die verschiedenen heutigen Formen der Verfolgung ertragen. Nicht wenige riskieren auch ihr Leben, damit sie dem Evangelium Christi treu bleiben können. Ich möchte ihnen versichern, dass ich im Gebet, mit allen Personen, Familien und Gemeinschaften verbunden bin, die unter Gewalt und Intoleranz leiden und wende mich an sie mit den tröstenden Worten Jesu: „Habt Mut, ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16,33)
Papst Benedikt XVI. wünschte sich : „Das Wort des Herrn breite sich aus und werde verherrlicht“ (vgl. 2 Thess 3,1): Möge dieses Jahr des Glaubens die Beziehung zu Christus, dem Herrn, immer mehr festigen, denn nur in ihm gibt es die Sicherheit für den Blick in die Zukunft und die Garantie einer echten und dauerhaften Liebe“ (Apost. Schr. Porta fidei, 15). Dies wünsche ich mir auch für den diesjährigen Weltmissionssonntag. Ich segne von Herzen die Missionare und Missionarinnen und alle, die diese grundlegende Aufgabe der Kirche begleiten und unterstützen, damit die Verkündigung des Evangeliums in allen Ecken der Erde zu hören ist und wir, Diener des Evangeliums und Missionare, die „innige und tröstliche Freude der Verkündigung des Evangeliums“ erfahren (Paul VI., Apost. Schr. Evangelii nuntiandi, 80).

Aus dem Vatikan, 19. Mai 2013, Pfingsten.

Franziskus

(Fidesdienst, 06/08/2013)


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