Vatikanstadt (Fidesdienst) – In der Ausgabe von 10. Oktober 1962 berichtet der Fidesdienst in einem Kommentar zur Missionsgebetsmeinung von den Erwartungen der Missionswelt am Vorabend des Konzils: „Das Zweite Ökumenische Vatikanische Konzil ist schon in sich selbst ein Ereignis, das wegen der Beteiligung von 600 Bischöfen aus allen Missionsgebieten eine besondere missionarische Note trägt. Es ist das erste Malin der Geschichte der Kirche, dass so viele sich um den Stellvertreter Christi scharen und mit den Bischöfen der zum Grossteil christlichen Länder in unmittelbare Berührung treten. In den Ländern, welche die Missionsbischöfe beim Konzil vertreten leben verhältnismäßig wenige Millionen Katholiken unter einer Bevölkerung, die ein der Menschheit ausmacht, welche heute bereits die Drei-Milliarden-Grenze überschritten hat. Afrika, Asien, Ozeanien müssen erst noch ihr Herz der christlichen Frohbotschaft öffnen, die deren Menschenmassen dem göttlichen Erlöser zuführt. Die Anwesenheit der Missionsbischöfe bei den Konzilsversammlungen im Petersdom ruft der schon seit Jahrhunderten katholischen Welt und besonders deren kirchlichen Oberhirten die ernste Lage eindringlich ins Bewusstsein und bringt so unmittelbar den gesamten Episkopat in Berührung mit den Problemen der Weltkirche…
Eine der Hauptfrüchte, die sich wohl alle von diesem Konzil erwarten ist eine größere, ja massenhafte Beteiligung der ganzen katholischen Welt am Werke der Weltmission. Bisher hat der Mangel an Missionspersonal das Einheimsen einer reichren Ernte verhindert. Es erwartet zwar niemand wunderartige Lösungen, aber wenn der Klerus, die Bischöfe und die Priester der christlichen Länder aufgerufen würde, mit brennendem Eifer den missionarischen Eroberungsgeist zu beschwören, würden wahrscheinlich die geistlichen Berufe zahlreicher werden, wodurch der Missionskirche mehr Kräfte zugeführt würden. Wenn unsere Christengemeinden künftig zu einer ausgesprochener apostolischen Einstellung erzogen würden, nicht nur im Rahmen der Familie, sondern auch im Rahmen der Diözese und der Ordensgemeinschaften, müssten wohl sicher mehr Verkünder des Evangeliums unter den Heiden erstehen…
Einen weiteren Beitrag zur Sache der Weltmission erwartet man noch vom Konzil. Nach den Worten des heiligen Vaters selbst ist es der erste und wichtigste Zweck dieser großen Kirchenversammlung, der Welt ein Bild zu bieten von der Kirche in der unvergänglichen Kraft ihres Lebens und ihrer Wahrheit, aber mit einer Gesetzgebung ausgestattet, die auf die Verhältnisse der heutigen Zeit abgestimmt ist. Das betrifft in besonderem Masse die Missionsgebiete, in denen Klima Volkscharakter, Sitten und Gebräuche sich von denen anderer christlicher Länder unterscheiden. Man darf daher sicher annehmen, dass das Konzil Normen und Anweisungen erlassen wird, die eine praktische Anwendung der Grundsätze der Adaptation (Anpassung) ermöglichen, so dass die Kirche nicht fremd und ausländische erscheint, nicht losgelöst von jenen besonderen Eigenheiten, die jedes Volk mit eifersüchtiger Pietät und begreiflichem Stolze als kostbares Erbgut betrachtet.“ (SL) (Fidesdienst, 11/10/2012)