Chittagong (Fidesdienst) – Die religiöse Gewalt in Bangladesch „ist ein Vorwand, hinter dem sich politische Interessen verbergen“, so P. Ezio Mascaretti vom Päpstlichen Institut für die Außenmissionen (pime), der eine Missionsstation in Chittagong leitet, wo es zu einer Wellt der antibuddhistischen Gewalt kam. Der Missionar weist darauf hin, dass muslimische Gruppen bereits in der Vergangenheit zu Protesten gegen den islamfeindlichen Film aufgerufen hatten. „Nun hat die Gewalt buddhistische und hinduistische Tempel getroffen, nachdem islamfeindliche Bilder bei Facebook veröffentlicht worden sein sollen“.
„Bisher blieben christliche Kirchen und Gemeinden verschont“, so P. Ezio, „doch wir befinden uns in einer äußerst prekären Lage. Die Regierung hat zwar Wachposten vor einigen Kirchen aufstellen lassen, doch der Schutz ist relativ gering. Es könnte jederzeit passieren, dass aus den umliegenden Koranschulen in kürzester Zeit rund 5.000 aufgebrachte Muslime unsere ganze Missionsstation dem Erdboden gleichmachen. Wir verhalten uns still, und beten dafür, dass es uns nicht trifft“.
Hinter der Gewalt verbergen sich nach Aussage des Missionars radikalislamische Gruppen, die in ganz Bangladesch aktiv sind: „Sie haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und die gewaltsamen Proteste in Pakistan zum Anlass genommen, um zur großen Kundgebungen aufzurufen und an Sichtbarkeit zu gewinnen. Denn religiös geprägte islamistische Parteien verfolgen mit der Gewalt politische Interessen: sie wollen die Regierung der Awami League in die Enge treiben, die sie für zu weltlich halten, und selbst die Macht im Staat übernehmen.“
Auch P. Adolfo L’Imperio, der ebenfalls als Missionar des Päpstlichen Instituts für die Außenmissionen seit vielen Jahren in Bangladesch tätig ist, bekräftigt im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Diese Gewalt ist völlig unverhältnismäßig und es fließen hier mehrere Elemente zusammen: es geht zum einen um das islamfeindliche Video, aber auch um die schwierige Situation der Muslime aus dem Volk der Rohingya, die aus Myanmar vertreiben wurden, wo es bereits Gewalt zwischen Muslimen und Buddhisten gab“. Nach Ansicht des Missionars gibt es einen weiteren Faktor: „Der Konflikt zwischen muslimischen Grußgrundbesitzern und tribalen Völkern, bei denen es sich mehrheitlich um Buddhisten handelt, in der Bergregion der Chittagong Hill Tracts, wo derzeit Soldaten der Armee stationiert sind und Missionare keinen Zugang haben“. (PA) (Fidesdienst, 01/10/2012)