ASIEN/BANGLADESCH - Friedensnobelpreisträger Yunus wird Regierungschef: “Es ist zu hoffen, dass die öffentlichen Ordnung wieder hergestellt wird“

Donnerstag, 8 August 2024 politik   soldaten   gewalt  

Dhaka (Fides) - "Wir warten auf die neue Regierung unter Leitung von Muhammad", so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch, gegenüber Fides. Der 84-jährige Muhammad Yunus, der 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, wurde von der Armee damit beauftragt, nach dem Rücktritt und dem Exil der ehemaligen Premierministerin, Sheikh Hasina Wazed (vgl. Fides 5/8/2024), eine neue Regierung zu bilden. "Bangladesch hat einen neuen Tag des Sieges errungen. Bangladesch hat eine zweite Unabhängigkeit", sagte Yunus kurz nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Dhaka und nannte den heutigen Tag "einen glorreichen Tag".
"Es gibt viele Hoffnungen auf einen Wandel, vor allem bei der Jugend, die die Straßenproteste angeführt hat, die Sheikh Hasina zum Rücktritt gezwungen haben", so der Beobachter. "Die Jugend will einen Wandel und keine Rückkehr in die Vergangenheit. Insbesondere scheinen sie nicht bereit zu sein, Sheikh Hasina durch ihre historische Rivalin Khaleda Zia, die Vorsitzende der „Bangladesh Nationalist Party“ (BNP), zu ersetzen. Die beiden Frauen sind Vertreterinnen zweier Familien, die seit der Unabhängigkeit des Landes im Jahr 1971 um die Macht ringen. Die jungen Leute wollen diese Zweigeteiltheit überwinden und einen wirklichen Wandel im nationalen politischen Leben erreichen", unterstreicht der Beobachter.
Muhammad Yunus versprach außerdem, nach tagelanger Gewalt, die sich vor allem gegen die hinduistische Minderheit richtete, die Ordnung wiederherzustellen. "Auch Christen wurden Opfer von Gewalt, wenn auch in abgeschwächter Form, und Gott sei Dank haben wir keine Toten oder Schwerverletzten zu beklagen", so der Beobachter. "Der schwerwiegendste Vorfall war das Feuer, das das kürzlich in Dhaka eröffnete Diözesanzentrum für arbeitssuchende Binnenmigranten zerstörte", fügt er hinzu.
"Einige der Gewalttaten fanden auf dem Land statt, zwischen benachbarten Dörfern oder innerhalb desselben Dorfes. Sehr oft handelt es sich um Zusammenstöße zwischen Nachbarn aus Hass, Rache oder reiner Plünderung", so der Beobachter weiter.
"Die Gewalt wird durch das Gefühl der Straffreiheit angeheizt, das sich aus der Tatsache ergibt, dass die Polizei von den Straßen verschwunden ist. Die Polizisten, die von der Bevölkerung mit der gewaltsamen Niederschlagung der Demonstrationen der letzten Tage in Verbindung gebracht wurden, fürchten nun die Rache der Bevölkerung. Deshalb sind derzeit keine Polizisten zu sehen. In den Dörfern haben sich Selbstverteidigungsmilizen gebildet“, so der Beobachter zur aktuellen Lage“. „Es ist zu hoffen, dass die neue Regierung bald in der Lage sein wird, die Situation der öffentlichen Ordnung wieder herzustellen", betont er abschließend.
(L.M.) (Fides 8/8/2024)


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