AFRIKA/NIGERIA - Christen und Muslime warnen vor der Gefahr eines Religionskriegs

Donnerstag, 12 Juli 2012

Abuja (Fidesdienst) – Die Attentate der radikalislamischen Boko-Haram-Sekte könnten zu einem Religionskrieg von umfassender Tragweite führen, heißt es in einer Verlautbarung einer gemischten christlich-muslimischen Delegation nach einem jüngsten Besuch in Nigeria. Die 12 Mitglieder der Delegation besuchten das afrikanische Land unter Leitung des Sekretärs des Weltkirchenrates (World Council of Churches, WCC) Olav Fyske Tweit und des jordanischen Prinzen Ghazi bin Muhammad in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des „Royal Aal al Bayt Institute for Islamic Thought“.
„Es besteht die Gefahr, dass bei den Spannungen und Konflikten die religiöse Dimension in den Vordergrund gestellt wird, vor allem entlang der geographischen Grenzen zwischen verschiedenen Religionsgemeinschaften“, heißt es in dem Bericht, der auch darauf hinweist, dass Hinweise auf die religiöse Dimension zu einer „Prophezeiung werden, die sich verselbständigt“.
Eine typische „geographische Linie“ zwischen den Religionsgemeinschaften sei der so genannte „Middle Belt“ im Staat Plateau in der Mitte Nigerias zwischen dem mehrheitlich christlichen Süden und dem größtenteils muslimischen Norden. Im Staat Plateau kam es jüngst zu Massakern, die sich auf eine alte Rivalität zwischen den muslimischen Hirten aus dem Volk der Fulani und den christlichen Bauern aus dem Volk der Birom zurückführen lassen (vgl. Fidesdienst, 09/07/2012).
„Obschon es in Nigeria die schlimmsten Konflikte zwischen den beiden Religionsgemeinschaften seit dem Bosnienkrieg in den Jahren von 1992-1995 kommt, gehen die eigentlichen Gründe weit über die Religion hinaus“, so die Delegation, „Korruption, schlechte Regierungsführung, streit um Grundbesitz und fehlende Hilfen für Oper oder Strafen für die Attentäter sind Ursprung der Spannungen insbesondere im so genannten Middle Belt“. In diesem Gebiete komme es auch zu Spannungen, die auf „wirtschaftliche Unterschiede zwischen den erdölreichen Staaten im Süden und den armen Regionen des Nordens“ zurückzuführen sind.
Im Rahmen ihrer Bemühungen um die Aussöhnung in Nigeria werden der WCC und das Royal Aal al-Bayt Institut for Islamic Thought Bücher zu den theologischen Grundlagen des Friedens beider Religionen veröffentlichen, die an den nigerianischen Schulen verteilt werden sollen. (LM) (Fidesdienst, 12/07/2012)


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