AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof von Jos zu den jüngsten Massakern: “Es handelt sich um Streitigkeiten zwischen Fulani und Birom“

Montag, 9 Juli 2012

Abuja (Fidesdienst) – „Hintergrund der jüngsten Massaker sind Streitigkeiten zwischen Bauern und Hirten. Das Problem ist sehr alt und wurde nie gelöst“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Nigeria, Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama, der sich derzeit in Rom aufhält, wo er einen Preis entgegennimmt, zu der Reihe von Übergriffen auf christliche Dörfer um Bundesstaat Plateau. Bei den Attentaten starben insgesamt 63 Personen. Bei einem weiteren Attentat während der Beerdigung der Opfer wurden am 8. Juli ein Senator und ein örtlicher Abgeordneter ermordet.
„Meiner Meinung nach handelt es sich um ein wirtschaftliches Problem“, so der Erzbischof, „Die Hirten aus dem Volk der Fulaini fühlen sich ungerecht behandelt, weil ihre Tiere getötet und gestohlen werden und sie für den Verlust keine Schadenersatzzahlung erhalten. Ich denke, dass die daraus resultierende Wut zu derart schrecklichen Übergriffen führt.“
Erzbischof Kaigama erinnert auch an den ethnischen Aspekt der Auseinandersetzungen: „Es handelt sich um Streitigkeiten zwischen Fulani und Birom. Die beiden Volksgruppen sind seit langem im Streit. An vielen der Übergriffe auf Dörfer in der Region waren diese beiden Stämme beteiligt. Andere Völker waren an den Anschlägen nie beteiligt“. Zu möglichen religiösen Hintergründen sagt er Erzbischof: „Bei den Fulani handelt es sich mehrheitlich um Muslime, während die Birom größtenteils Christen sind. Deshalb ist die Interpretation als Konflikt zwischen ‚Muslimen und Christen’ nahe liegend. Doch das Problem ist meiner Ansicht nach vor allem wirtschaftlicher und ethnischer Art.“
Bischof Kaigama ist auch von Rom aus in Kontakt mit der Erzdiözese Jos und erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst Einzelheiten zum Hergang der jüngsten Massaker: „Ich habe mit dem Gouverneur des Staates Plateau gesprochen, der sehr bestürzt und entsetzt war, da so viele Menschen ums Leben kamen und große Schäden verursacht wurden. Er ist überzeugt, dass es sich bei den Tätern nicht um Einheimische sondern vielmehr um Fremde handelt. Nach Ansicht des Gouverneurs verfügen die Fulani über ein Netzwerk, das über die Landesgrenzen von Nigeria hinausreicht und er ist überzeugt, dass es sich bei den Angreifern um fremdes Söldner handelt und nicht um Fulani, die im Staat Plateau leben. Mehrer Attentäter trugen Militäruniformen. Man weiß aber nicht, ob es sich tatsächlich um Soldaten handelt oder ob die Angreifer von Soldaten unterstützt wurden. Deshalb können auch politische Faktoren nicht ausgeschlossen werden, doch meiner Meinung verbergen sich hinter der Gewalt, wirtschaftliche Gründe“, so Erzbischof Kaigama. (LM) (Fidesdienst, 09/07/2012)


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