AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof von Jos: „Der Staat sollte die Kirche aktiv vor den gezielten Übergriffen der Boko-Haram-Sekte schützen“

Montag, 30 April 2012

Abuja (Fidesdienst) – „Diese Übergriffe tragen zum Anhalten einer Situation der Unsicherheit bei, über die wir uns als Bischöfe seit langem beklagen“, so der Vorsitzende der Nigerianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama von Jos zum Fidesdienst in einem Kommentar zu den Attentaten auf christliche Einrichtungen und Kirchen in Kano und Maiduguri im Norden Kenias am 29. April. In Kano explodierte ein Sprengsatz während eines Gottesdienstes in der „Bayero University“, wobei mindestens 16 Menschen starben und 22 verletzt wurden. In Maiduguri eröffnete ein Terrorkommando das Feuer auf Gläubige, die sich zum Gebet in der Kapelle der „Church of Christ“-Gemeinde versammelt hatten.
„Man hatte gehofft, dass die Attentate aufhören würden, doch es sterben immer mehr Menschen, wobei unschuldige Gläubige ums Leben kommen, wehrlose Studenten und Journalisten“, klagt Erzbischof Kaigama, der an die Übergriffe vom 26. April erinnert, bei denen es zu Attentaten auf die Redaktionen zweier Tageszeitungen in Kaduna und Abuja kam.
„Boko Haram hat die Liste der mögliche Ziele erweitert: Polizeistationen, Schulen, Kirchen Universitäten und Redaktionen. Die Kirche, insbesondere die katholische Kirche ist ein bevorzugtes Ziel, weil sie in den Augen der Sekte jene Kultur und Werte des Westens vertritt, die Boko Haram nach eigenen Angaben bekämpfen will. Insbesondere geht es dabei um Bildung nach westlichem Stil“, so Erzbischof Kaigama.
Die Sekte versucht ihren Einfluss insbesondere in jenen Teilen der Gesellschaft im Norden des Landes auszudehnen, wo der interreligiöse Dialog nur langsam vorankommt. „In Kano wurde das Attentat nicht auf eine katholische Kirche verübt, sondern auf eine katholische Gemeinde, die sich auf dem Gelände der Universität zum Gottesdienst versammelt hatte. Denn in Kano ist es für Christen nicht einfach, eine Genehmigung für den Bau von Kirchen und Kultstätten zu erhalten.“
Massive Militärpräsenz und die Beschlagnahme von Sprengsätzen sowie die Festnahme von Milizionären konnten nicht verhindern, dass Boko Haram weitere Attentate verübt. „Meiner Meinung nach sollte die Regierung die Strategie zur Bekämpfung des Terrorismus neu überdenken. Man stellt sich heute unweigerlich die Frage, wo das nächste Attentat verübt werden wird: Auf einem Flughafen? Auf einem Markt oder an einem anderen Ort, an dem sich viele Menschen aufhalten? Ich denke, dass unsere Sicherheitsdienste sich aktiver um präventive Maßnahmen gegen die Terroristen bemühen sollten“, so der Erzbischof von Jos abschließend. (LM) (Fidesdienst, 30/04/2012)


Teilen: