AFRIKA/GUINEA BISSAU - Staatsstreich: Verbirgt sich hinter den Putschisten ein ehemaliger Befehlshaber der Marine?

Samstag, 14 April 2012

Bissau (Fidesdienst) – „Die Lage ist weiterhin ungewiss und konfus, denn es sind viele Gerüchte im Umlauf, die jedoch nicht nachprüfbar sind, da die Radisender weiterhin geschlossen bleiben. Unterdessen hat sich der Verkehr normalisiert und es gibt keine Anzeichen für weitere Unruhen“, so ein einheimischer Beobachter aus Bissau der Hauptstadt von Guinea Bissau zum Fidesdienst. In dem afrikanischen Land hat am 12. April eine Gruppe von Militärs nach einem Putsch die Macht übernommen. In einer Verlautbarung teilen die Putschisten mit, man habe den Präsidenten Raimundo Pereira, den Premierminister Carlos Gomes Junior und den obersten Kommandanten der Streitkräfte, Antonio Indjai gestürzt.
„Gestern trafen sich Vertreter der Militärjunta mit den Parteien. Doch es konnte keine Einigung zur Überwindung der Krise gefunden werden“, so der Beobachter, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte.
Auf die Frage, wer die Putschisten sind antwortet der Beobachter: „Es ist nicht leicht zu sagen. Bisher waren Militärs aus der mittleren Laufbahn zu sehen, doch es könnte sich dahinter auch der Admiral Bubo Na Tchuto verbergen, ein ehemaliger Befehlshaber der Marine, der im Dezember festgenommen wurde, weil er einen Staatsstreich geplant haben soll. Na Tchuto befindet sich zumindest offiziell noch in Haft, doch er ist weiterhin sehr einflussreich und in der Lage einiges zu bewegen“.
Na Tchuto gilt auch als Verbindungsmann der Drogenhändler, die Guinea Bissau als Transitland für den Transport von Kokain nach Europa nutzen. „Das ist wahr“, so der Beobachter, „doch die Militärs sind eigentlich alle in Drogengeschäfte verwickelt. Es wird sogar vermutet, dass sich hinter dem Staatsstreich ein Konflikt um die Kontrolle über die Drogengeschäfte verbirgt.“
Die Putschisten erklären unterdessen, man habe den Staatsstreich durchgeführt, um die Umsetzung eines „geheimes Abkommens“ zwischen der Regierung von Guinea Bissau und Angola zu verhindern, das vorsah, dass im Krisenfall angolanische Soldaten (rund 200) im Rahmen einer militärischen Mission die Institutionen in Guinea Bissau schützen sollten. „Dies ist glaubhaft, weil die Militärs in Bissau befürchteten, das die Präsenz angolanischer Soldaten sich auch auf die Strukturen der einheimischen Armee auswirken würden.“, so der Beobachter weiter.
Die internationale Staatengemeinschaft verurteilt unterdessen den Staatsstreich. „Guinea Bissau entfernt sich sowohl von der Afrikanischen Union als auch von der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikas (CEDEAO) und dies ist für ein armes Land wie das unsere sehr problematisch“, so der Beobachter abschließend. (LM) (Fidesdienst, 14/04/2012)


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