ASIEN/SYRIEN - Maronitischer Erzbischof: „Christen sind ohnmächtig und der Konflikt scheint ausweglos“

Donnerstag, 15 März 2012

Damaskus (Fidesdienst) – „Wir leben in größter Not. Dem Drama, das uns umgibt, müssen wir ohnmächtig zusehen. Es ist ein Glück, dass Papst Benedikt XVI. diese Leere mit seinem Aufruf zu Frieden, Gerechtigkeit, Dialog und Aussöhnung füllt“, so der maronitische Erzbischof von Damaskus, Samir Nassar, ein Jahr nach Beginn der Unruhen in Syrien.
In einem Schreiben an den Fidesdienst erinnert der Erzbischof daran, dass „was am 15. März 2011 mit einer kleinen Protestkundgebung im Süden Syriens begann, sich zu einer Krise entwickelt hat, die alle Städte des Landes überrollt. Angesichts einer Krise, die sich innerhalb eines Jahres von einer einzelnen Region auf das ganze Land ausgeweitet hat, ist Syrien zu einem internationalen Konfliktgebiet geworden, wo politische, militärische und wirtschaftliche Interessen die Zukunft des Landes bestimmen“.
„Der Konflikt ist ausweglos“, so Erzbischof Nassar weiter, „Auf der einen Seite gibt es eine zentrale Macht, die nicht zurücktreten will; auf der anderen einen Volksaufstand, dessen Akteure trotz der Gewalt nicht aufgeben wollen. Dieser Konflikt lähmt das Land und führte zu wirtschaftlichen Sanktionen, dem Anstieg der Inflation, der Entwertung der Landeswährung (-60%), einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, Verwüstung und Vertreibung und forderte tausende Opfer“. Die Menschen „sind einem enormen Druck ausgesetzt und befinden sich in großer Not, die im Laufe der Zeit zunimmt. Hass, Spaltung und Armut verbreiten sich und niemand hat Mitgefühl oder leistet humanitäre Hilfe. Syrien befindet sich in einem mörderischen Engpass“, so der Erzbischof besorgt.
Zur Situation der Christen betont er: „Der gegenwärtige Stillstand macht den Gläubigen Angst. Am ende jeder heiligen Messe verabschieden sie sich im Bewusstsein, dass die Zukunft unsicher ist. Die Schließung der Botschaften in Damaskus hat dazu geführt, dass keine Visa mehr ausgestellt werden und damit keine Möglichkeit zur Ausreise besteht.“
„In diesem Moment der Angst und der Spaltung“, so Erzbischof Nassar, „ist die Familie oft der einzige Zufluchtsort für die Opfer der Krise. Die Familie ist wie ein Schutzschild im Kampf um das Überleben der Gesellschaft und der Kirche. Aus diesem Grund widmet die Kirche auch dem Gebet für die Familien ein besonderes Augenmerk und bietet ihnen so viel Hilfe wie möglich an.“
Doch „es scheint in der Krise kein Ende in Sicht. Vielmehr wird der Sturm zunehmend heftiger und das Ende des Tunnels ist nicht zu sehen“. „Wo wird Syrien enden?“, fragt sich der Erzbischof abschließend. Vor diesem Hintergrund erleben die Gläubigen in Syrien die Fastenzeit „schweigend und mit leeren Händen, einem schweren Herzen und mit dem Blick auf den Auferstandenen gerichtet, der ihre Schritte auf dem Weg der Vergebung und des Friedens leiten wird“. (PA) (Fidesdienst, 15/03/2012)


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