AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof Onaiyekan: „Wir wussten, dass die instabile Lage in Nordafrika sich auch auf Nigeria auswirken würde, aber wir haben nicht mit dieser Tragik gerechnet“

Montag, 12 März 2012

Jos (Fidesdienst) – „Diejenigen, die solche Attentate verüben, denken nicht auf rationale Weise, weshalb eine logische Erklärung schwierig ist. Wenn man meint, man könne Nigeria mit Gewalt in einen islamischen Staat verwandeln, dann ist das Irrsinn“, so Erzbischof John Olorunfemi Onaiyekan von Abuja zum Fidesdienst. In Nigeria wurde am gestrigen 11. März ein Selbstmordattentat auf die katholische Kirche „Saint Finber“ in einem Vorort von Jos (in der Landesmitte) begangen, bei dem mindestens ein Dutzend Menschen getötet wurden. „Glücklicherweise ist es dem Attentäter nicht gelungen, näher an die Kirche heranzukommen, denn dann wäre die Zahl der Opfer noch größer gewesen“, so Erzbischof Onaiyekan.
„Wir wissen nicht, wer sich hinter diesem Attentat verbirgt, denn bisher hat sich noch niemand dazu bekannt“, so der Erzbischof weiter. „Es besteht jedoch der Verdacht, dass die Boko-Haram-Sekte damit ihr Vorhaben der Islamisierung des Landes weiter vorantreiben will“.
Bischof Onaiyekan ist trotzdem hoffnungsvoll: „Die Regierung unternimmt erste Schritt: es gibt Ermittlungen und es wurden bereits zahlreiche Personen aus dem Umkreis der Boko-Haram-Sekte festgenommen. So entsteht langsam ein Bild von der Situation. Wir hoffen, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis diese Sekte aufgedeckt wird“.
Nigeria scheint unterdessen auch Zielscheibe der so genannte Al-Quadia des Islamischen Maghreb (AQMI) geworden zu sein, die nach Angaben der Tageszeitung „Nigeria Tribune“ die eigenen Entführungen von Staatsbürgern europäischer Herkunft vorwiegend im Norden Nigerias durchführt, nachdem in den Ländern des Maghreb die Zahl der Touristen stetig zurückgeht.
„Ich habe den Eindruck, als ob die beiden europäischen Geiseln (ein Engländer und ein Italiener), die in Sokoto bei dem Versuch ihrer Befreiung ums Leben kamen, eher mit den Aktivitäten in der Sahel-Region in Verbindung stehen“, so der Erzbischof, „nachdem die Boko-Haram-Sekte bereits erklärte, sie sei nicht daran beteiligt. Man sollte bedenken, dass der Norden Nigerias, der Tschad und Mili an dieselbe Wüste angrenzen. Die Geschichte der Beziehungen zwischen dem Norden Nigerias und diesen Ländern ist jahrtausendealt. Die Wüste wird von Kamelkaravannen durchquert und heute auch von Lkw-Konvois, die von Nordnigeria bis nach Marokko, Algerien und Libyen unterwegs sind. Es gibt de facto keine Grenzen. Deshalb würde ich mich nicht wundern, wenn AQMI auch in Nigeria aktiv würde. Angesichts der ungeordneten Lage im Maghreb und er unsicheren Situation in Libyen, wo die Waffenarsenale des früheren Regimes geplündert wurden, wussten wir, dass früher oder später auch wir mit den Folgen rechnen mussten. Doch wir hatten nicht damit gerechnet, dass dies auf so tragische Weise geschehen würde“.
Abschließend betont Erzbischof Onaiyekan: „Vor diesem Hintergrund, versuchen wir, so gut es geht unser alltägliches Leben fortzuführen und unsere Pflicht zu tun. Dabei vertrauen wir auf den Beistand Gottes.“ (LM) (Fidesdienst, 12/03/2012)


Teilen: