AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof von Abuja: „Es war kein Zufall, dass die Geiseln in Sokoto, dem Sitz des örtlichen Sultans festgehalten wurden“

Freitag, 9 März 2012

Abuja (Fidesdienst) – „Ich bedauere den Tod der beiden Geiseln. Doch nach dem, was ich gelesen habe, hätte es eines Wunders bedurft, damit das Eindringen der Sondereinheiten in das Versteck und die Befreiung der Geiseln hätte gelingen können“, so Erzbischof John Olorunfemi Onaiyekan von Abuja zum Fidesdienst in einem Kommentar zum Tod der beiden Geiseln aus Italien und Großbritannien beim Versuch britischer Sondereinheiten sie in Sokoto im Norden Nigerias aus den Händen der Entführer zu befreien. „Die Operation fand tagsüber statt, so dass alles gut zu sehen war. Diejenigen, die bei solchen Operationen zum Einsatz kommen sind Experten und ich weiß nicht was schief gelaufen ist, doch leider endete die Operation mit einer Tragödie“, so Erzbischof Onaiyekan.
Nach Ansicht des Erzbischofs wird der Vorfall zu einer kontroversen Debatte in Nigeria führen. „Die Tatsache, dass die britischen Sondereinheiten aus London nach Sokoto kamen“, so Erzbischof Onaiyekan, zeigt, dass es eine Absprache zwischen Nigeria und einigen Ländern im Hinblick auf das Problem der Boko-Haram- Sekte gibt. Die nigerianische Presse berichtet auch von der Ankunft amerikanischer Experten in Nigeria. Doch man fragt sich, ob diese Hilfeleistung wünschenswert ist und ob dies den nationalen Interessen nicht vielmehr schadet. Ich glaube, es handelt sich um eine sehr ernste Frage, mit der man sich eingehend befassen sollte“.
„Die Nigerianer“, so der Erzbischof, „sind mit Sicherheit gegen ein Eingreifen ausländischer Kräfte im Land und deren ungehindertes Vorgehen. Man wird sich mit dieser Frage mit Sicherheit im Parlament befassen müssen und diese Operation wird vielleicht auch die nigerianische Regierung in Schwierigkeiten bringen“.
Nach Angaben einiger ihrer Mitglieder will die Boko-Haram-Sekte bei ihren Vorhaben, ganz Nigeria zu islamisieren, auch gegen traditionelle islamische Machtpositionen vorgehen, darunter auch Sultane und Emire.
„Sokoto“, so Erzbischof Onaiyekan weiter, „galt bisher als friedliche Stadt, da es sich um den Sitz des Sultans handelte. Doch die Mitglieder der Boko-Haram-Sekte, wollen diese lokalen Machtpositionen nicht anerkennen. Nach Ansicht von Boko Haram gibt es für diese Institutionen keinen Platz im Islam. Demzufolge werden Religionsvertreter, die von den traditionellen Führungskräften, darunter Sultane und Emire, ernannt wurden, nicht anerkannt. In großen Städten wird zum Beispiel auch der Imam vom Emir ernannt“.
„Die Drohung, der Boko-Haram-Sekte, das ganze Land explodieren lassen zu wollen, scheint etwas übertrieben, doch mit Sicherheit gelingt es den Mitgliedern der Sekte, Unruhen und soziale Krisen heraufzubeschwören und die Bevölkerung zu verängstigen. Ich hoffe, dass die Regierung und alle zuständigen Politiker in Nigeria erkennen, dass es sich um eine allgemeine Bedrohung handelt, die einer gemeinsamen Lösung bedarf. Bisher wurden jedoch keine nennenswerten Schritte in diese Richtung unternommen und dies bereitet mir Sorge“, so Erzbischof Onaiyekan abschließend. (LM) (Fidesdienst, 09/03/2012)


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