AMERIKA/HONDURAS - Kardinal Maradiaga zur Tragödie im Gefängnis von Comaygua: „Wir müssen uns von der Kultur der Rache entfernen“

Dienstag, 28 Februar 2012

Tegucigalpa (Fidesdienst) – Der Erzbischof von Tegucigalpa, Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga, betonte im Zusammenhang mit der jüngsten Tragödie im Gefängnis von Maradiaga, dass man sich öffentlich dazu bekennen sollte, dass die Haftanstalten in Amerika „die Hölle sind“ und dass „das ganze System reformiert werden muss“. Der Kardinal betonte dabei, dass nach den Informationen, die bisher zur Verfügung stehen, bei dem Brand, der durch einen Kurzschluss ausgelöst wurde, insgesamt 360 Häftlinge ums Leben kamen. Es handle sich also nicht um eine „kriminelle Handlung“, obschon der Verdacht bestehe, dass es sich dabei um eine geplante „Massenflucht“ handeln könnte (vgl. Fidesdienst vom 16/02/2012). Der Erzbischof und Vorsitzende von Caritas Internationalis erinnerte auch daran, dass ein solches Ereignis in der lateinamerikanischen Gesellschaft das Bewusstsein entstehen lassen sollte, dass die Gefangenen einer „Kultur der Rache“ überlassen werden und dass dies der Ansatz ist, wenn es darum geht, die Probleme zu lösen, die in den Haftanstalten des Landes existieren.
„Die Haftanstalten in Lateinamerika sind die Hölle und es ist besonders traurig, dass die Bürger sich dessen anscheinend nicht bewusst sind“, so der Kardinal wörtlich, „Vielmehr scheint sich eine Kultur der Rache zu verbreiten, die dazu führt, dass die Bürger, wenn es um Häftlinge geht, denken: ‚sie haben ein Verbrechen begangen und sie müssen für dieses Verbrechen bezahlen’“. In diesem Zusammenhang beklagte der Kardinal auch, dass die Gefängnisse in Honduras veraltet und die Haftbedingungen „äußerst prekär“ seien. Gleichsam seien die Haftanstalten „schrecklich überfüllt“ und „dies gilt für alle Teile des Kontinents“.
Kardinal Rodriguez Maradiaga erwähnte das Thema in einem Pressegespräch vor Beginn eines Konferenzyklus, der sich mit der wirtschaftlichen Lage auf dem Kontinent befasst und auf den Kanarischen Inseln stattfindet, an dem er auf Einladung der Universität Las Palmas de Gran Canaria teilnimmt. (CE) (Fidesdienst, 28/02/2012)


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