INDIEN - Wahlen in Nordindien: politisches Manifest hinduistischer Parteien instrumentalisiert die Religion

Montag, 30 Januar 2012

New Delhi (Fidesdienst) – Mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen des Parlaments des nordindischen Unionsstaats Uttar Pradesh am 4. Februar veröffentlicht die „Baratiya Janata Party“ (BJP) ein „Manifest“, das, so einheimische Beobachter zum Fidesdienst, „die Religion zu politischen Zwecken instrumentalisiert“. In ihrem Manifest, das dem Fidesdienst vorliegt, kündigt die BJP den Bau eines Tempels für den Gott Rama auf einem umstrittenen Gelände in Ayodhya an. Außerdem will sie durchsetzen, dass für religiöse Minderheiten die 4,5%-Klausel für Arbeitsplätze für die niedrigeren Katen in der öffentlichen Verwaltung nicht gelten soll.
Bei der Wahlkahmpagen für die regionalen Parlamente, die in den Staaten Manipur und Punjab bereits gewählt wurden, und nun auch in Uttarkhand und Uttar Pradesh (mir insgesamt über 140 Millionen Bürgern) gewählt werden sollen, sucht die BJP insbesondere die Unterstützung radikaler Gruppierungen, die den „Kommunitarismus“ vertreten und sich dabei auf die Ideologie des Hindutva beziehen, die ein „Indien für Hindus“ fordert einen säkularen und toleranten Staat ablehnt.
Im Werben um die Sympathie der Wähler gräbt die BJP einen seit Jahren schwelenden Streit zwischen Hindus und Muslimen um ein Grundstück in der Stadt Ayodhya aus. Im Jahr 1992 starben 2.000 Muslime bei einem tragischen Überfall, bei dem radikale Hindus die Moschee zerstörten, die ursprünglich auf dem Gelände stand. Den Übergriff begründeten die Hindus damit, dass sich auf dem Gelände zuvor ein Tempel für den Gott Rama befand. Im Rahmen eines Gerichtsverfahrens wurde das Gelände 2010 in drei Teile aufgeteilt. Das Manifest der BJP kündigt zudem die Schaffung eines „Ministeriums für die Kasten“ an, und stellt damit unter Beweis, dass hinduistische Parteien sich auch heute noch am Kastensystem festhalten.
Christen erklären sich besorgt im Hinblick auf neue Episoden religiöser Gewalt. Bei einem Treffen in Bangalore (im Staat Karnataka) – wo vom 1. bis 8. Februar auch die Vollversammlung der Katholischen Bischofskonferenz Indiens tagen wird – warnten die Vertreter des christlichen „All India Christian Council“ vor einer solchen Gefahr und riefen zur Einheit der Gläubigen auf, damit „die Kräfte des sektiererischen Kommunitarismus gestoppt werden“. Dabei bitten sie die Christusgläubigen um Engagement „zum Schutz von Leben und Gerechtigkeit im Glanz des Lichte Gottes“.
Christen in Indien, so das „Catholic Secular Forum“ (CSF), verurteilten religiösen Extremismus respektieren aber die hinduistische Religion und erklärten sich zum Dialog bereit. Dabei übte der CSF vor kurzem öffentlich Kritik an einem amerikanischen Sender der NBC mit Sitz in Chicago, der die hinduistischen Götter als „seltsam“ bezeichnete. Indische Christen rufen unterdessen zur Achtung aller religiösen Symbole auf und bitten, das religiöse Empfinden anderer Religionen nicht zu beleidigen. (PA) (Fidesdienst, 30/01/2012)


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