ASIEN/INDIEN - Kardinale Tagle in Goa zum Fest des heiligen Franz Xaver: “Wahre Boten werben nicht für sich selbst”

Dienstag, 3 Dezember 2024

Mangalorean.com

Goa (Fides) - „Die wahren Boten Gottes freuen sich, dass sie nicht die einzigen sind, die berufen wurden: Sie haben Weggefährten, keine Konkurrenten“. Am Fest des heiligen Franz Xaver, des Schutzpatrons der katholischen Missionen feierte Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums für Evangelisierung in der Altstadt von Goa, die Messe in der Kathedrale, in der seit über einer Woche die Aussetzung des Leichnams des großen Jesuitenmissionars zur Verehrung durch die Gläubigen stattfindet.
Bei diesem Ereignis, das sich alle zehn Jahre wiederholt, werden die sterblichen Überreste des Heiligen (die normalerweise in einem silbernen Sarg in der alten Basilika „Bom Jesus“ aufbewahrt werden) in einer feierlichen Prozession in die Kathedrale von Goa gebracht.
Die Aussetzung der heiligen Reliquien zur Verehrung durch die Gläubigen verleihe dem diesjährigen Fest des großen Heiligen „eine besondere Bedeutung“, betonte Kardinal Tagle während der feierlichen Eucharistiefeier. Die Aussetzung der Reliquie des heiligen Franz Xaver „scheint uns heute daran zu erinnern: Wir sind Boten der Frohen Botschaft“. Und genau diese beiden Begriffe – „Boten“ und „Frohe Botschaft“ – standen im Mittelpunkt der Predigt des Pro-Präfekten des Missionsdirektoriums.
„In unserem täglichen Leben ist ein Bote jemand, der eine Nachricht überbringt oder einen Auftrag für einen Vorgesetzten oder jemanden, der ihn für diese Aufgabe beauftragt hat, ausführt“. Und so ist es auch in der Bibel, wo „Engel, Propheten und Apostel leuchtende Beispiele für Boten Gottes sind“. Jesus selbst, so der Kardinal, „ist der höchste Bote des Vaters“.
Alle biblischen Boten, so der Kardinal weiter, der in diesem Zusammenhang den Propheten Jeremia und den Apostel Paulus als Beispiele nannte, „sind dazu berufen, die Botschaft Gottes an andere und an die Völker weiterzugeben“. Für sie beginne alles mit dem „Ruf Gottes“. Jeremia „war von Gottes Ruf überwältigt und protestierte und berief sich auf seine Jugend als Einschränkung. Er hat nicht gesagt: Danke, dass du mich erwählt hast und nicht andere, ich bin wirklich der Beste“. Auch der heilige Paulus habe zugegeben, „dass er der Geringste aller Heiligen war, weil er die Kirche in der Vergangenheit verfolgte, aber er wurde trotzdem berufen“.
Die von Gott berufenen Boten, so der philippinische Kardinal, sähen „ihre Kleinheit angesichts der Größe des Herrn, der sie ruft, und der Größe der Sendung“. Sie „stellen sich nicht vor, werben nicht für sich selbst, suchen nicht danach, auserwählt zu werden, und erstellen auch nicht ihre eigene Botschaft“. „Wahre Boten sind überrascht, von Gott wahrgenommen zu werden, sie bleiben demütig, indem sie einen einfachen Lebensstil und eine sanftmütige Haltung bewahren“, so der Pro-Präfekt weiter. „Wahre Boten sind mit Ablehnung, Bedrohung und Verfolgung konfrontiert“. Sie seien „wie Tauben, nicht wie Wölfe, weil sie sich auf Gottes Güte verlassen. Wahre Boten freuen sich darüber, dass sie nicht die einzigen sind, die von Jesus berufen wurden: Sie haben Weggefährten, keine Konkurrenten“.
In der Geschichte, so Kardinal Tagle, „waren und sind wir auch Zeugen der Existenz falscher Boten“, Menschen, die „behaupten, Götter zu sein, und die Unheil über die Gesellschaft bringen“, weil sie „von den falschen Göttern der Überlegenheit, des Ehrgeizes, der Gier, der Diskriminierung, der Ungerechtigkeit, der Gleichgültigkeit und der Gewalt“ beseelt sind.
Der Pro-Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung zitierte, in seinen Ausführungen darüber, was die Frohe Botschaft ist, erneut den heiligen Paulus, dem zufolge die Frohe Botschaft „das Geheimnis Christi ist: Den Menschen früherer Generationen wurde es nicht kundgetan, jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart worden: dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium“. Die Frohe Botschaft sei also, „dass Gott sein Reich durch Jesus im Heiligen Geist anbietet. Wo Gott regiert, werden die Mauern und Schranken, die die Menschen voneinander trennen, niedergerissen. Diejenigen, die Jesus erlauben, in ihren Herzen zu herrschen, werden andere nicht mehr als Fremde, Bedrohungen und Feinde sehen, sondern als Brüder und Schwestern“.
Die Frohe Botschaft, so Kardinal Tagle, „ist kein leeres Versprechen, kein unerreichbarer Traum. Die Frohe Botschaft ist Jesus“, der uns heute „dazu aufruft, seine Boten zu sein“. Und um dies zu sein, lädt Tagle alle ein, auf den heiligen Franz Xaver „als Inspiration und Vorbild“ zu schauen.
Der heilige Franz Xaver, so der Pro-Präfekt des Missionsdikasteriums, „stand Ignatius von Loyola und seiner Vision zunächst skeptisch gegenüber“, wurde dann aber “einer der ersten Gefährten von Ignatius und Mitbegründer der Gesellschaft Jesu. Er war nicht der erste, den Ignatius auswählte, um ihn nach Ostindien zu schicken. Aber als der ursprüngliche Plan nicht zustande kam, stimmte Ignatius widerstrebend zu, dass Franziskus den Platz einnehmen sollte“. Außerdem „kann Gott auch eine zweite Wahl treffen“.
In Asien angekommen, „verkündete der heilige Franz Xaver das Evangelium mit Eifer inmitten von Schwierigkeiten und trug nur die wichtigsten Bücher für das Gebet und den Katechismus bei sich. Es war weder Ehrgeiz noch Eroberung, die ihm Kraft gaben. Es war die Liebe zu Jesus, der ihn zuerst geliebt hatte. Die Liebe allein, das war alles, was zählte. Die Botschaft gab dem Boten Mut“. Denn „der Bote verkörperte die Botschaft“, schloss Kardinal Tagle.
Am Vorabend des Festes des heiligen Franz von Sales hatte der Propräfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung an der Eröffnung des Treffens der Internationalen Gesellschaften des Apostolischen Lebens (Meeting of the International Societies of Apostolic Life, MISAL) in Pilar teilgenommen (siehe Foto). Diese Veranstaltung findet alle zwei Jahre statt und wird dieses Jahr von der Gesellschaft der Missionare des heiligen Franz Xaver, auch bekannt als Gesellschaft von Pilar, ausgerichtet, die 1887 von Pater Bento Martins in Goa gegründet wurde. Delegierte aus der ganzen Welt, die 29 Institute des apostolischen Lebens vertreten, nehmen an der Veranstaltung teil, die bis zum 6. Dezember 2024 stattfindet und unter dem Motto „Gemeinsam gehen: neue Grenzen erkunden“ steht.
In seiner Ansprache sprach Kardinal Tagle über das Konzept der „Grenze“ im Zusammenhang mit der Evangelisierung. Eine Grenze sei nicht nur „eine physische Grenze“, sondern umfasse oft auch „eine Reihe von zivilen, historischen, kulturellen und ethnischen Dimensionen“. Für den Pro-Präfekten des Dikasteriums für Evangelisierung ist es „notwendig, sich dieser Grenzen bewusst zu sein“, um „ein wahres Zeugnis für die universalen Grenzen der christlichen Liebe“ zu geben.
(Fides 03/12/2024)


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