AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof von Abjua: „Boko Haram: Es muss eine politische Lösung geben“

Freitag, 27 Januar 2012

Abuja (Fidesdienst) – „Das Problem der Boko Haram ist nicht nur ein Sicherheitsproblem, es muss eine klare Strategie geben, die alle Bereiche der Politik im Norden des Landes umfasst, damit es eine Lösung gibt“, so Erzbischof John Olorunfemi Onaiyekan von Abuja.
„Wenn ich mich auf diese Bereiche beziehe, dann will ich damit nicht sagen, dass sie für die Gewalt der Boko Haram verantwortlich sind, doch mit Sicherheit existiert eine Haltung, die ihr nicht entgegenwirkt“, so Erzbischof Onaiyekan, der betont: „Früher oder später wird jemand zu Gesprächen mit der Boko-Haram-Sekte bereit sein müssen und meiner Meinung nach, werden dies diejenigen sein, die ihre Erwartungen teilen, aber nicht ihre Methoden. Ich bin mir bewusst, dass es nicht einfach sein wird, Gemeinsamkeiten zu finden, denn weder die Regierung noch ein Großteil der Bürger wollen einen islamischen Staat. Doch man wird alle politischen Parteien an einem Nationalen Dialog beteiligen müssen, damit Nigeria aus dieser Krise herausfindet“, so der Erzbischof.
Nach Ansicht von Erzbischof Onaiyekan ist eine politische Lösung der einzig mögliche Weg, weil „es nicht möglich ist, die Sicherheit aller Bürger in allen Teilen eines so großen Landes zu garantieren. Es ist einfach, Waffen von einem Teil in einen anderen Nigerias zu bringen. Die Polizeistationen, die Zielscheibe der letzten Anschläge waren, liegen oft in isolierten Gegenden und sind nicht einfach zu schützen. Wir müssen also einen anderen Weg finden, wenn es darum geht, die Boko Haram zu entkräften und ich glaube, dass dies möglich ist“.
Was die Festnahme von rund 200 Aktivisten der Boko Haram in Kano (wo bei der jüngsten Attentatsserie 185 Menschen starben) anbelangt, von denen viele Einwanderer aus dem Tschad sein sollen, sagt Erzbischof Onaiyekan: „Ich glaube nicht, dass man behaupten kann, dass es sich um Söldner aus dem Tschad handelt, denn die Grenzen zwischen dem Tschad, Niger und Nigeria sind sehr durchlässig und viele Menschen ziehen vom einen Land in das andere, so dass man kaum mehr weiß, wer woher kommt. Die Grenze zwischen Niger und Nigeria ist sehr lang und verläuft durch die Wüste und ist leicht zu überschreiten und kaum zu kontrollieren“.
Zu der Flucht von Christen aus dem Norden Nigerias sagt der Erzbischof von Abuja: „Viele Menschen haben Angst. Wer kann und insbesondere, wer aus anderen Landesteilen kommt, verlässt den Norden: diese Menschen kehren in die Heimat zurück und warten ab, wie sich die Situation entwickelt. Die meisten Christen bleiben jedoch, wo sie sind. Die meisten Zuwanderer aus dem Süden leben bereits seit zwei bis drei Generationen im Norden und es sind sehr viele“.
„Wer behauptet, dass Nigeria sich in einen muslimischen Norden und einen christlichen Süden spaltet, der kennt die Realität des Landes nicht“, so Erzbischof Onaiyekan. „Ich frage mich: wo ist die Grenze zwischen Nord und Süd? Das weiß niemand so genau. Wir haben immer betont, dass man nicht von einem muslimischen Norden und einem christlichen Süden sprechen kann. Es gibt im Süden viele Muslime, insbesondere im Staat Yoruba, und es gibt viele Christen im Nord, von denen viele auch dort einheimisch sind. Müssten diese im Falle einer Spaltung ihre Heimat verlassen?“, fragt sich der Erzbischof abschließend. (LM) (Fidesdienst, 27/01/2012)


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