ASIEN/PAKISTAN - Berufungsprozess für Asia Bibi: „Extremisten würden einem Freispruch niemals akzeptieren“

Mittwoch, 25 Januar 2012

Lahore (Fidesdienst) – „Auch wenn der Ankläger seine Meinung ändern und die falschen Anschuldigungen, die zur Verurteilung von Asia Bibi wegen Blasphemie geführt haben, zurückziehen sollte, würden islamische Extremisten einen Freispruch niemals akzeptieren: für sie existiert der Tatbestand lebenslang und ihr Leben wäre in Gefahr“, so der Dominkanerpater und Leiter des „Dominican Peace Center“ in Lahore zum Fidesdienst in einem Kommentar zu einer möglichen Änderung der Zeugenaussage von Qadri Salam, einem der Kläger in der Causa Asia Bibi. „Wir hoffen alle auf eine friedliche Lösung des Falls, doch ich kann heute schon sagen, dass radikalislamische Gruppen, auch wenn sie auf politischer oder parlamentarischer Ebene keinen großen Einfluss haben, trotzdem auf den Straßen und Plätzen des Landes sehr mächtig sind: sie können viele Menschen mobilisieren und ihre Milizionäre sind zu allem bereit. Asia Bibi wäre im Fall eines Freispruchs nicht sicher“, so der Ordensmann, der daran erinnert, dass ein Imam bereits ein Kopfgeld für sie ausgesetzt hatte.
Während das Datum des Berufungsprozesses beim Hohen Gericht in Lahore noch nicht bekannt ist, erinnert P. Channan an die Probleme der Magistratur in Pakistan: „Richter stehen unter dem Einfluss der Islamisten und können Gerechtigkeit, insbesondere für religiöse Minderheiten nicht garantieren“. Nach Ansicht des Dominikanerpaters „ist dies vor allem an den erstinstanzlichen Gerichten offensichtlich, doch es betrifft auch das Berufungsgericht: ich möchte in diesem Zusammenhang nur daran erinnern, dass das Hohe Gericht in Lahore den Präsidenten Zardari davon abgehalten hat, einem Gnadengesuch für Asia Bibi stattzugeben, während ein ehemaliger Vorsitzender des Hohen Gerichts in Lahore als Anwalt Mumtaz Qadri vertritt, den geständigen Mörder des Gouverneurs von Punjab, Salman Taseer.“
Dass religiöser Extremismus das Land beeinflusst beweist nach Ansicht von P. Channan auch „die lange Reihe von Morden und Entführungen auf höchster Ebene: zum Beispiel die Entführung der beiden Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe in Multan, die dort im Rahmen von Hilfsprogrammen für Flutopfer tätig waren“. Die christliche Glaubensgemeinschaft in Pakistan befürchtet vor allem eine mögliche Verbündung der „Muslimischen Liga-N“ mit radikalislamischen Gruppierungen mit Blick auf die Wahlen im kommenden Jahr. (PA) (Fidesdienst, 25/01/2012)


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