AFRIKA/NIGERIA - Bischof berichtet vom Vormarsch der Boko Haram von Maiduguri nach Kano

Dienstag, 24 Januar 2012

Abuja (Fidesdienst) – „Die Situation hat sich wieder etwas beruhigt. Es sind viele Polizeibeamte und Soldaten stationiert. Die Ausgangssperre von sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens wurde noch nicht aufgehoben. Obschon es Einschränkungen für die Menschen gibt, versuchen sie zum normalen Alltag zurückzukehren“, so Bischof John Namaza Niyiring von Kano zum Fidesdienst. In Kano kamen bei verschiedenen Attentaten der Boko-Haram-Sekte am vergangenen 20. Januar mindestens 178 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. „Heute finden in unseren Gemeinden die Beisetzungsfeiern für die Toten statt und morgen veranstaltet die Christian Association of Nigeria in Kano ein Gebet für den Frieden und für die Opfer. Wenn sich die Situation wieder stabilisiert hat, werden wir uns mit muslimischen Religionsvertretern zu Gesprächen über den Frieden und das harmonische Zusammenleben treffen“, so der Bischof.
„Die Polizei hat mindestens 10 Tatfahrzeuge der Terroristen gefunden, in denen sich noch rudimentäre Sprengsätze befanden“, so Bischof Niyiring. „Es wurden auch verschiedene Mitglieder der Boko Haram festgenommen, die derzeit von den Sicherheitsdiensten verhört werden. Wie aus Informationen hervorgeht, die uns vorliegen, handelt es sich bei den meisten Festegenommenen (rund 80%) um Ausländer. Diese sprechen die Sprache der Hausa mit einem ausländischen Akzent oder tschadische Dialekte“, so der Bischof von Kano.
„Deshalb wird angenommen, dass sich unter den Terroristen viele Tschader befinden. Doch der Tschad ist von Kano weit entfernt. Wie lässt sich so etwas erklären?“, fragen wir den Bischof. „Man muss bedenken, dass die Boko Haram seit langem in Maiduguri im nigerianischen Staat Borno aktiv ist, der an den Tschad grenzt. Von Maiduguri nach Kano sind es fünf Autostunden“, so der Bischof weiter, der eine Vormarsch der Sekte aus dem Norden beschreibt. „Von Maduguri hat die Boko Haram ihre Aktivitäten auf Damaturu, der Hauptstadt des Staates Yobe ausgedehnt und von dort nach Pokiskum und schließlich bis nach Kano“. Nach Ansicht von Bischof Nyiring gibt es eine Erklärung für die Anschläge auf Polizeistationen am 20. Januar. „Einige Tage vor diesem tragischen Freitag“, so der Bischof von Kano zum Fidesdienst, „waren verschiedene illegale Zuwanderer (aus dem Tschad und aus Niger) in staatlichen Strukturen untergebracht worden, wo sie auf die Ausweisung warten sollten. Mit den Anschlägen sollten diese Menschen befreit werden: unter ihnen befanden sich auch Anhänger der Boko Haram. Leider leben viele Zuwanderer hier in großer Armut am Rande der Gesellschaft und sind deshalb empfänglich für diese Art von religiösen Botschaften. Einige werden von den Mitgliedern der Boko Haram indoktriniert“, Bischof Niyiring abschließend. (LM) (Fidesdienst, 24/01/2012)


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