AFRIKA/SÜDSUDAN - Mord an einem leitenden AMREF-Mitarbeiter: Vermutlich handelte es sich um einen Raubüberfall mit tödlichem Ausgang

Dienstag, 17 Januar 2012

Juba (Fidesdienst) – „Wir wissen, dass die örtliche Polizei hat eine Person festgenommen hat, die sich am Steuer des Fahrzeugs der AMREF (African Medical and Research Foundation) befand, das unserem leitenden Mitarbeiter gestohlen wurde. Leider haben wir jedoch keine weiteren Informationen über den Stand der Ermittlungen oder des Verhörs“, so Paola Ferrara vom Pressebüro der African Medical and Research Foundation in Italien. Am 15. Januar war der Leiter der Programme der Stiftung im Südsudan, Alemayehu Seifu, am Stadtrand von Juba, der Hauptstadt des Südsudan, erschossen worden.
„Gestern wurde Alemayehu Seifu beigesetzt. Wir stehen immer noch unter Schock und denken vor allem an die Angehörigen unseres Koordinators. Außerdem müssen wir uns Gedanken über die künftige Leitung unserer Niederlassung machen, den durch den Tod von Seifu ist eine große Leere entstanden“, so Paula Ferrara weiter.
„Bis jetzt gibt es nur Vermutungen über das Tatmotiv“, so Frau Ferrara weiter, „in Juba ist die Lage nicht sehr angespannt, doch wir leben in einer Nachkriegssituation, wo verschiedene Interessen aufeinander stoßen, darunter auch wirtschaftliche Interessen. Es sind hier viele Geschäftsleute auch aus westlichen Ländern unterwegs, die Verträge mit dem Südsudan abschließen wollen. Es handelt sich um einen jungen Staat, wo es noch viel zu entdecken gilt. Dies hat wenig mit der AMREF zu tun, die bereits seit 30 Jahren im Südsudan tätig ist und dort sehr großes Ansehen genießt. Wir glauben also nicht, dass es sich um ein gezieltes Attentat auf unsere Stiftung handelt. Bei dem Mord an unserem leitenden Mitarbeiter handelt es sich wahrscheinlich um einen Raubüberfall mit tödlichem Ausgang. Die Regeln für Mitarbeiter humanitärer Hilfswerke besagen, dass man im Fall eines Überfalls keinen Widerstand leisten soll. Alemayehu Seifu hatte viel Erfahrung, deshalb wissen wir nicht, wie das geschehen konnte“.
Seifu sei ein äthiopischer Arzt gewesen, so Paula Ferrara weiter, der als Person geschätzt wurde und sich insbesondere für die Ausbildung von Ärzten, Krankenpflegern und Hebammen in einem vor wenigen Jahren in Maridi (West Equatoria) eröffneten Zentrum einsetzte. Er habe auch Kontakte zur Regierung des neuen Staates und insbesondere zum Gesundheitsministerium gepflegt.
In den vergangenen Wochen war es in verschiedenen Teilen des Südsudan zu Ausschreitungen gekommen, bei denen mehrere Menschen Starben. „Nach 20 Jahren Bürgerkrieg kann man nicht verlangen, dass im ganzen Land plötzlich Frieden und Ordnung herrscht“, so Paola Ferrara weiter, „Doch in Juba ist die Begeisterung für die teuer erstandene Freiheit zu spüren. Das Land steht vor dem eigenen Aufbau: dies gilt für das Gesundheitswesen, die Justiz und das Bildungswesen. Man sollte wissen, dass der Staatshaushalt bei nur 5 Milliarden Dollar liegt, weshalb die Regierung Prioritäten in einigen Sektoren setzen muss. Aus diesem Grund setzen wir uns vor allem auch für die Bildung ein, die derzeit noch nicht zu den Prioritäten der lokalen Behörden gehört“, so die Leiterin der AMREF-Pressestelle abschließend. (LM) (Fidesdienst, 17/01/2012)


Teilen: