AFRIKA/NIGERIA - Erzbischof Kaigama: „Die aktuelle Lage Nigerias ist gefährlicher als zur Zeit des Bürgerkrieges, denn es gibt heute religiöse Hintergründe“

Montag, 9 Januar 2012

Abuja (Fidesdienst) – „Der Biafra-Krieg hatte ethnische und politische Hintergründe, während die Attentate der Boko-Haram ethnische, soziale, politische, religiöse und auch kriminelle Aspekte umfassen. Aus diesem Grund ist die Lage heute gefährlicher als zur Zeit des Bürgerkriegs. Die religiöse Dimension betrifft das tiefe Empfinden der Menschen. Es ist ein Appell an den irrationalen Instinkt des Menschen“, so Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama von Jos zum Fidesdienst in einem Kommentar zu den Äußerungen von Staatspräsident Goodluck am gestrigen 8. Januar.
„Die Situation ist heute schlimmer als zur Zeit des Bürgerkriegs“, so der nigerianische Staatschef mit Bezug auf den Biafra-Krieg (1967-70), bei dem eine Million Menschen starben. „Während des Bürgerkriegs konnten wir erkennen, von welcher Seite der Feind kam… doch die Herausforderung, mit der wir uns heute konfrontiert sehen, ist komplizierter“, erklärte Jonathan, der auch auf Verbindungen zwischen der Boko-Haram-Sekte und Mitarbeiter der Sicherheitsdienste und der Armee hinwies.
Die jüngsten Attentate in verschiedenen Gebieten im Norden Nigerias zielten vor allem auf christliche Gemeinden ab, was dazu führte, dass viele Christen aus der Region fliehen mussten. „Derzeit gibt es noch keine Massenflucht von Christen aus dem Norden, abgesehen von den Regionen, in denen Menschen getötet wurden, wo die Gewalt besonders intensiv ist“, so Erzbischof Kaigama. „In diesen Gebieten sind Christen, insbesondere diejenigen, die aus dem Süden stammen, wie zum Beispiel die Ibo, zutiefst verängstigt und bereiten sich auf eine Rückkehr in ihre Herkunftsgemeinden vor“.
Erzbischof Kaigama betont in diesem Zusammenhang, dass auch im Süden lebende Muslime unter dem Klima der Gewalt leiden. „Ich komme gerade von einem Besuch im Süden Nigerias zurück. Auch dort sind Muslime, die aus dem Norden stammen, zutiefst besorgt und bereiten sich auf eine Rückkehr in den Norden vor“. „Diese Entwicklung ist meiner Meinung nach sehr gefährlich“, so der Erzbischof von Jos abschließend, „Die Regierung muss entschlossen handeln und die Gewalt beenden, damit wieder ein Klima der Sicherheit und des gegenseitigen Vertrauens unter den Nigerianern in den verschiedenen Teilen des Landes entsteht“. (LM) (Fidesdienst, 09/01/2012)


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