VATIKAN - Papst Benedikt XVI. in Benin: „Die Moderne darf nicht Angst machen, aber sie kann sich auch nicht auf dem Vergessen der Vergangenheit aufbauen“

Samstag, 19 November 2011

Cotonou (Fidesdienst) – Drei Beweggründe für seinen Besuch in Benin nannte Papst Benedikt XVI. bei der Begrüßungszermonie auf dem Flughafen in Cotonou am 15. November: den vierzigsten Jahrestag der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl wie auch das 150-Jahr-Jubiläum seiner Evangelisierung; die Übergabe des Nachsynodale Apostolische Schreibens „Africae munus“ auf afrikanischem Boden; das Gebet am Grab von Kardinal Bernardin Gantin in dessen Geburtsland, um Benin dafür Dank zu sagen, daß es der Kirche diesen herausragenden Sohn geschenkt hat. „Benin ist ein Land altehrwürdiger und vornehmer Traditionen“, so der Papst in seiner Ansprache, „Es hat eine bedeutende Geschichte. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, die traditionellen Häuptlinge zu grüßen. Ihr Beitrag ist wichtig, um die Zukunft dieses Landes zu gestalten… Die Moderne darf nicht Angst machen, aber sie kann sich auch nicht auf dem Vergessen der Vergangenheit aufbauen. Sie muß begleitet sein von Bedachtsamkeit auf das Wohl aller, indem sie die Klippen meidet, die auf dem afrikanischen Kontinent und anderswo bestehen, wie zum Beispiel die unbedingte Unterwerfung unter die Gesetze des Marktes oder der Finanzwelt, den Nationalismus oder den verbitterten und unfruchtbaren Tribalismus, die mörderisch werden können, die extreme Politisierung der interreligiösen Spannungen auf Kosten des Gemeinwohls oder schließlich die Auflösung der menschlichen, kulturellen, ethischen und religiösen Werte“.
Im Anschluss an die Begrüßungszeremonie fuhr der Papst zur Kathedrale „Notre Dame de Miséricorde“ in Cotonou, wo die Bischöfe Benins und deren Gäste sowie Hunderte Gläubige auf ihn warteten. Der Papst hielt zum Gebet an den Gräbern zweier ehemaliger Erzbischöfe von Cotonou inne: Erzbischof Christophe Adimou (1971-1990) und Bischof Isidore de Sousa (1990-1999). „Sie waren tüchtige Arbeiter im Weinberg des Herrn“, so der Papst in seiner Ansprache, „und ihr Andenken ist im Herzen der Katholiken und vieler Einwohner Benins noch lebendig. Diese beiden Prälaten waren – jeder auf seine Weise – Hirten voller Eifer und Nächstenliebe. Sie haben sich ganz und gar für den Dienst am Evangelium und am Volk Gottes, besonders an den Verletzlichsten, eingesetzt. Ihr alle wißt, daß Erzbischof de Sousa ein Freund der Wahrheit war und daß er beim Übergang Eures Landes zur Demokratie eine entscheidende Rolle gespielt hat.“ Sodann bat er die Anwesenden über die göttliche Barmherzigkeit nachzusinnen: „Die göttliche Barmherzigkeit“, so der Papst, „besteht nicht nur in der Vergebung unserer Sünden; sie besteht auch darin, daß Gott, unser Vater, uns – manchmal nicht ohne Schmerz, Kummer oder Furcht unsererseits – auf den Weg der Wahrheit und des Lichtes zurückführt, denn er will nicht, daß wir verloren gehen“.Vor allem die Gottesmutter Maria habe diese Barmherzigkeit „im höchsten Grad“ erfahren: sie ist „Mutter der Barmherzigkeit durch die Teilnahme an der Sendung ihres Sohnes“. In Maria haben wir nicht nur ein Modell der Vollkommenheit, sondern auch eine Hilfe, um die Gemeinschaft mit Gott und mit unseren Brüdern und Schwestern zu verwirklichen. Als Mutter der Barmherzigkeit ist sie eine sichere Führerin der Jünger ihres Sohnes, die im Dienst der Gerechtigkeit, der Versöhnung und des Friedens stehen wollen.“ (SL) (Fidesdienst, 19/11/2011)


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