AFRIKA/KAMERUN - Präsidentenwahlen am 11. Oktober von der Spaltung zwischen französisch- und englischsprachigen Opposition überschattet: als Favorit gilt der scheidende Präsident.

Samstag, 9 Oktober 2004

Yaounde (Fidesdienst) - Der scheidende Präsident Paul Biya gilt bei den Präsidentenwahlen am 11. Oktober in Kamerun als Favorit, dessen Partei seit 22 Jahren das Land regiert. Aufgrund interner Spaltungen ist es der Opposition nicht gelungen, sich auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten zu einigen: so dass es insgesamt zwar 15 weitere Kandidaten gibt, von denen jedoch keiner eine konkrete Aussicht auf einen Wahlsieg hat.
Der 71jähreige Biya und seine Partei, „Rassemblement du Peuple Camerounais“ (RDPC) werden das Land also voraussichtlich für eine weitere Amtszeit regieren. Die „Coalition pour la Reconstruction et la Réconciliation nationale“ (CRRN), die 2003 gebildet wurde und in der sich die Oppositionsparteien zusammenschließen hat sich vor 3 Wochen gespalten, nachdem es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Vorsitzenden der Union Democratique Camerounaise (UDC), Adamou Ndam Njoya und dem englischsprachigen Vorsitzenden der Social Democratic Front (SDF), John Fru Ndi, gekommen war.
Das Wahl ist von der Spaltung des Landes in einen englisch- und einen französischsprachigen Teil überschattet. Die englischsprachigen Bürger machen rund 20 % der insgesamt 16 Millionen Einwohner des Landes aus. Dieser Bevölkerungsteil wirft der Zentralregierung vor, sie diskriminiere englischsprachige Bürger, während ein Teil der französischsprachigen Parteien gegen die englischsprachige Minderheit den Vorwurf erhebt, sie wolle die Einheit des Landes untergraben.
Die Spaltung in einen englisch- und einen französischsprachigen Landesteil geht auf das Ende des ersten Weltkriegs zurück, als die Siegermächte sich die deutschen Kolonialgebiete untereinander aufteilten. Kamerun war seit 1884 deutsches Protektorat und wurde nach dem ersten Weltkrieg in einen französischen Teil im Südosten und einen englischen Teil im Nordwesten aufgeteilt. Die beiden Landesteile wurden von 1946 bis 1961 von den Vereinten Nationen verwaltet. 1961 wurden beide Teile zu einem Land vereinigt. Die beiden Landestiel hatten weitgehende autonome Verwaltungskompetenzen im Rahmen eines föderativen Staates. 1972 wurde eine einheitliche Republik mit sieben Provinzen gegründet.
Seit seiner Amtsübernahme im Jahr 1982 versuchte Präsident Biya die englischsprachige Minderheit zu integrieren und bot in diesem Zusammenhang auch das Amt des Ministerpräsidenten einem Vertreter aus dieser Minderheit an. Doch er konnte das Gefühl der Diskriminierung durch eine französischsprachige Mehrheit bisher nicht völlig beseitigen.
Vor 15 Jahren machten die englischsprachigen Einwohner des Landes ihrer Frustration erstmals Gewaltsam Luft: es wurde als illegal betrachtete Unabhängigkeitsbewegung Southern Cameroon National Concil (SCNC) gegründet, die sich auch zu verschiedenen Terroranschlägen bekannte. Gegen die Anhänger der Unabhängigkeitsbewegung geht die Zentralregierung mit strikten Maßnahmen der Unterdrückung vor. Dafür wurde sie von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen gerügt. (LM) (Fidesdienst, 9/10/2004 - 39 Zeilen, 412 Worte)


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