ASIEN/INDIEN - Kirche verurteilt mit Nachdruck Geschlechtsumwandlung bei neugeborenen Mädchen

Freitag, 8 Juli 2011

Bhopal (Fidesdienst) – Im indischen Unionsstaat Madhya Pradesh verbreitet sich ein neues Phänomen: zunehmend werden auf Anfrage der Eltern bei neugeborenen Mädchen chirurgische Geschlechtsumwandlungen vorgenommen. Die Regierung brachte in diesem Zusammenhang eine offizielle Untersuchung auf den Weg, mit der man solche Praktiken unterbinden will. Aus der Untersuchung ging hervor, dass in der Stadt Indore bereits rund 300 Geschlechtsumwandlungen bei Mädchen im ersten Lebensjahr vorgenommen wurden. Die Kosten einer solchen Operation belaufen sich auf umgerechnet rund 3.200 Dollar Indore wurde unterdessen zum Ziel auch für Familien aus anderen Städten wie New Delhi oder Mumbai.
Menschenrechtsorganisationen bezeichnen das Phänomen unterdessen als „schockieren“ und die Nationale Kinderschutzkommission fordert von der Regierung strenge Maßnahmen zur Beendigung dieser Praxis. „Wir verurteilen diese schreckliche Praxis im Namen der indischen Bischöfe mit Nachdruck“, so der Sekretär der Kommission für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung der Indischen Bischofskonferenz, Pfarrer Charles Irudayam, im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Bisher war das Phänomen selektiver Abtreibungen bekannt, dem, wie aus Statistiken hervorgeht, in den vergangenen 20 Jahren, rund 5 Millionen Mädchen zum Opfer fielen. Die Regierung versuchte dies mit verschiedenen Maßnahmen einzuschränken, die bereits Wirkung zeigen. Nun gibt es das neue Phänomen der Geschlechtschirurgie. Ich glaube, dass vor allem Eltern dafür verantwortlich sind, die einen solchen Eingriff veranlassen aber auch Ärzte, die so etwas tun, machen sich schuldig. Wir müssen uns zunehmend dafür einsetzen – wie es die Kirche seit langem tut – dass es eine Gleichberechtigung der Geschlechter gibt und dazu die Rechte und die Würde der Frau in der Gesellschaft fördern. Doch wir haben es mit einer tief verwurzelten Mentalität zu tun, weshalb eine lange dauert“. Die katholische Kirche, so Pfarrer Irudayam, betreibt viele Gesundheitseinrichtungen „die für ihre exzellente Arbeit geschätzt werden und eine Praxis verbreiten, die die Achtung des Lebens und der Menschenwürde verbreiten. Wir müssen unsere Arbeit bei der Bewusstseinsbildung fortsetzen“.
Der Sprecher des Rates der Bischöfe von Madhya Pradesh, P. Anand Muttungal, betont in einem Kommentar für den Fidesdienst: „Die Bevorzugung männlicher Nachkommen ist in hinduistischen Familien weit verbreitet, denn man glaubt, dass für die eigene Erlösung ein Sohn notwendig ist. Auf der Grundlage des religiösen Faktors nimmt das Problem enorme Dimensionen an. Als katholische Kirche in Madhya Pradesh haben wir bereits unsere Sorge geäußert und versuchen gleichsam den Menschen mit ihren Problemen und Bedürfnissen nahe zu sein“.
Von den über 1 Milliarde Einwohnern Indiens sind rund 500.000 Frauen. Seit der Unabhängigkeit gibt es Rechte zum Schutz der Frauen, doch die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern bleibt weiterhin ein Problem. Wie aus Daten von Nichtregierungsorganisationen hervorgeht übersteigt die Zahl der Todesfälle bei Mädchen die Zahlen bei Jungen um über 300.000 pro Jahr, weil männliche Nachkommen auch bei der Ernährung bevorzugt werden. Frauen werden von Kindheit an diskriminiert, was auch für den Zugang zum Bildungssystem und zur Arbeitswelt in allen Sektoren der Gesellschaft gilt. (PA) (Fidesdienst, 08/07/2011)


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