Es gibt verschiedene moslemische Gruppen, zahlreiche islamische Organisationen mit ihren diesbezüglichen politischen und religiösen Tendenzen und verschiedenen, untereinander unvereinbaren Orientierungen. Unter den moslemischen Glaubensrichtungen in Deutschland sind die Sunniten die zahlreichsten. Rund 75% der Türken in Deutschland sind Sunniten und gehören fast ausschließlich zur hanafitischen Rechtsschule.
Für Muslime ist Mohammed (Muhammad, gestorben 632 v.Chr.) der letzte Prophet der prophetischen Linie in der auch verschiedene Propheten der jüdisch-christlichen Tradition, wie Abraham, Isaak, Moses, David, Elias, Johannes und Jesus anerkannt sind. Für die Moslems enthält der Koran die Offenbarung Gottes ohne Unterlassungen und Fehler und lässt seine Gläubigen so wissen, was Gott von ihnen als ideales Verhalten verlangt. Die Anordnungen, die es erlauben, in dem Koran unbekannten Situationen Verhaltensregeln zu finden, wurden in den Rechtsschulen erstellt. In der kemalistischen Republik kontrolliert ein Staatsorgan (Diyanet) durch seine Imams die religiöse Interpretation.
Außer den Sunniten gibt es die Schiiten. Sie teilen mit den Sunniten den Glauben an die göttliche Offenbarung durch den Koran und die Grundsätze der religiösen Praktik (d.h. die 5 Säulen: shahada = Glaubensbekenntnis an einen einzigen Gott und an Mohammed als seinen Botschafter; salat = 5 mal tägliches Gebet; ramadan = Fasten im Ramadan-Monat; zakat = Pflichtbeitrag für die Religionsgemeinschaft; hadj = Wallfahrt nach Mekka im letzten Monat des islamischen Mondjahres), aber sie sehen die Geschichte des Islam anders, indem sie den Akzent auf die Nachfolge Alis , (Cousin und Schwiegersohn Mohammeds, gestorben 661 n.Chr.), und seine Abstammung in der Führung der islamischen Gemeinde, setzen. Diese Führer, Imam genannt, (nicht zu verwechseln mit den sunnitischen Imam welche die Gebete in den Moscheen anführen), sind die höchste religiöse Autorität der Schiiten. Seit Jahrhunderten ist der letzte Imam verschwunden und an seiner Stelle führt eine Gruppe von Theologen die Gemeinde, die seit dem 19.Jahrhundert „Ayatollah“ (=Ayat Allah = Zeichen Gottes) genannt werden und von welchen einer immer die Rolle des Chefs besetzte.
Eine andere bedeutende Gruppe ist die der Aleviten. 15/20% der Türken in der Türkei und vermutlich auch in Deutschland sind Aleviten und bilden eine wichtige Minderheit der türkischen islamischen Bevölkerung. Die 5 täglichen Gebete, das Fasten im Monat Ramadan und das hadj sind nicht Teil ihrer religiösen Praxis. Sie haben keine Moscheen und ihre Versammlungen finden in nur dafür vorgesehenen Sälen statt, ohne Geschlechtertrennung und ohne einen Ritus wie der des Freitagsgebetes der Sunniten und der Schiiten. Das Kopftuch war für die alevitischen Frauen, die ohne Kopfbedeckung ausgehen, nie ein Problem.
Um den Überblick zu vervollständigen, gibt es auch in Deutschland den mystischen Islam (mit seinen verschiedenen Varianten) und die Gruppe der Konvertiten (weniger wichtig für die Türken, aber sehr aktiv in den Organisationen). Es muss hinzugefügt werden, dass über 55% der Gesamtheit der Türken in Deutschland als säkularisiert gelten.