Die ‘68er Bewegungen ändert das Gesellschaftsbild

Samstag, 2 Oktober 2004

Als die Türken in den 60er Jahren in großer Anzahl als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, hatte niemand vorhergesehen, dass sie, ihre Familien nachkommen lassend, für den größten Teil ihres aktiven Lebens bleiben würden. Die Ankunft der ersten moslemischen Türken wurde wie die der Italiener oder Spanier gesehen, als wirtschaftlicher Faktor, ohne sich vorzustellen, dass sich eines Tages menschliche Probleme der Eingliederung in die deutsche Gesellschaft ergeben könnten.
Der Beginn der ersten Integrationsprobleme trifft in den 70 er Jahren im Bildungsbereich mit den Veränderungen zusammen, die im internen der deutschen Gesellschaft mit der sog.“ ‘68er Bewegung“ stattfand, welche die Bildungsgrundsätze und die Geschlechterbeziehungen ändern wollte.

In den 60er und 70er Jahren ereigneten sich viele Veränderungen im Bildungswesen. Eine der weitverbreitetsten war die Verweigerung der Geschlechtertrennung in den Schulklassen. Bis zu den 60er Jahren waren viele Schulen in Deutschland, von den Grundschulen- bis zu den Gymnasien, so organisiert, dass die Jungen von den Mädchen getrennt waren. In Mannheim, eine Stadt mit 350 tausend Einwohnern im Norden Baden-Württembergs, gab es vom ersten Grundschuljahr bis zur Einschreibung an der Universität nur Klassen für Jungen.
Das Grundschulgebäude hatte 2 getrennte Türen, eine für die Jungen und eine für die Mädchen; die Unterrichtsräume waren in verschiedenen Flügeln desselben Gebäudes untergebracht. Ein Metallzaun trennte den Schulhof in zwei Teile, um sicherzustellen, dass Begegnungen zwischen Mädchen und Jungen während der täglichen Pausen im Freien nicht stattfinden konnten. Die Lehrerinnen und Lehrer waren sehr damit beschäftigt, Kontakte zwischen Jungen und Mädchen sowohl während Schulbeginn und -ende als auch während der Pausen, zu verhindern. Dieselbe Trennung galt auch für die Kirchen, wo die linke Seite für die Mädchen und Frauen und die rechte Seite für die Männer und Jungen reserviert war. Einige Priester erlaubten nur Familien, dass alle Familienmitglieder gemeinsam auf der rechten Seite zusammenbleiben konnten.
Die Trennung zwischen Mädchen und Jungs war in den Mittel- und Sekundarschulen -außer dem einzigen humanistischen Internat (mit Griechisch und Latein) in Mannheim, noch beachtlicher: sie alle waren in verschiedenen Gebäuden mit großer Entfernung voneinander untergebracht.
Aber selbst wenn es, wie im einzigen bereits erwähnten Internat, gemischten Unterricht gab, waren die Jungen und Mädchen am Anfang auf ihren Plätzen in den Klassen getrennt und auf jeden Fall gab es die Trennung im Sportunterricht. Es wäre undenkbar gewesen, dass ein Lehrer Mädchen und eine Lehrerin Jungen Sportunterricht erteilen würde. Auch wenn die Körperstrafen in den Schulen bereits verboten waren, wurden sie häufig noch in vielen Familien praktiziert. Dies um zu verstehen, welches die Veränderungen in den 60er Jahren waren, die mit der Festlegung einer neuen Pädagogik endeten. In den folgenden Jahren wurden alle Schulen gemischt, ein wahrhaftiger und tatsächlicher Schock für die moslemischen Familien, die seit kurzem in Deutschland lebten und sich der Modernität der deutschen Schulen entgegensetzten, indem sie -mit Bezug auf die islamische Religion- auch den Dialog über die Erziehungsgrundsätze verweigerten. Betreffend die Beziehung zwischen beiden Geschlechtern gilt dieselbe geschichtliche Erinnerung: Für Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit und für die Bekleidung.


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