AFRIKA/MALAWI - Proteste der Universitätsprofessoren und -studenten: 100 Tage ohne Vorlesungen in Erwartung des „Windes aus Nordafrika“

Montag, 30 Mai 2011

Lilongwe (Fidesdienst) – „Seit dem 12. Februar, als die Polizei den Professor Blessing Chinsinga festgenommen hat, der in seine Vorlesugen über die Ereignisse in Nordafrika sprach und Parallelen zu Malawi zog, sind 100 Tage vergangen“, so P. Piergiorgio Gamba, der als Monfortaner Missionar seit über 30 Jahren in Malawi lebt und arbeitet, zum Fidesdiesnt.
„Angesichts dieses unrechtmäßigen Verstoßes der Polizei gegen die akademische Lehrfreiheit, die von der Verfassung des Landes garantiert wird, haben die Mitgleider der Union der Universitätsprofessoren (Chanco Academic Staff Union) die Behörden um eine Entschuldigung gebeten“, so der Missionar weiter. „Die Antwort gab der Staatspräsident Bingu wa Mutharika, der auch für die staatlichen Universtäten zuständig ist: er warf den Professoren vor, sie schürten Gewalt“.
Seither fanden in der staatlichen Universität keine Vorlesungen mehr statt. „Trotz der Unterdrückung von Kundgebungen und Einschüchterungsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen haben Professoren und Studenten den Protest über drei Monat lang fortgesetzt, auch wenn sie wissen, dass sie dafür einen hohen Preis zahlen werden. Sie werden keinen Arbeitsplatz in öffentlichen Einrichtungen bekommen und die Regierung wartet nur darauf, dass sich die Protestbewegung von selbst auflöst“, so P. Gamba.
„Durch die Aussetzung der Zahlung der Gehälter für Professoren und durch polizeiliche Unterdrückung der Studentenproteste, hoffte man, dass sich die Proteste im Sande verlaufen würden. Die Regierung wollte mehrmals gerichtlich erwirken, dass die Demonstranten aus den Universitäten verwiesen werden können, doch das ist nicht gelungen. Man aht auch versucht durch die Bestechung von Studenten die Namen der Professioren zu erfahren, um gegen diese Anzeige zu erstatten“, so der Missionar. „Doch es lief nicht so, wie es sich die Regierung erhofft hatte, denn die Protestbewegung hat sich mit Unterstützung anderer Universitäten aus verschiedenen Ländern vielmehr ausgeweitet“.
Angesicht der schwierigen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage des Landes betont P. Gamba abschließend: „Es bleibt zu hoffen, dass der ‚Wind aus Nordafrika’ auch in den Süden kommen und dort eine Befreiungsbewegung auslösen wird. Der anhaltende Krieg der NATO in Libyen trägt jedoch leider nicht dazu bei, dass sich die Vorstellung von Demokratie und Dialog machbar erscheint. Auch tradtitonellen Demokratien zeigen, dass sie Mittel und Methoden einsetzen, die vielmehr der Vertretung der eigenen Intererssen dienen“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdiesnt, 30/05/2011)


Teilen: