AFRIKA/LIBYEN - Bischof Martinelli: „Der Krieg kann die soziale Krise nicht lösen, sondern nur verschlimmern“

Mittwoch, 20 April 2011

Tripolis (Fidesdienst) – „Heute Morgen Weihen wir das Öl und morgen früh werden wir die Abendmahlsmesse feiern. Unsere priesterliche Gemeinschaft versammelt sich also bereits zum Beginn der österlichen Feiern. Wir haben drei philippinische Priester, einen Ägypter und einen Malteser und ich selbst bin zwar Italiener, doch ich fühle mich zu drei Vierteln als Libyer“, so Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, der Apostolische Vikar in Tripolis.
„Gestern habe ich Journalisten und Mitarbeiter verschiedener Nichtregierungsorganisationen aus London getroffen, die sich über die Bedürfnisse der Bevölkerung informieren wollten“, so Bischof Martinelli. „Etwas hat mich bei diesem Gespräch besonders beeindruckt: meine Gesprächspartner baten mich immer wieder, die Wahrheit zu berichten, denn ihrer Ansicht nach seien in den vergangenen Wochen über Libyen zu viele Lügen verbreitet worden. Darauf habe ich geantwortet“, so der Apostolische Vikar weiter, „dass ich nur erzählen kann, was mir selbst in den vergangenen Wochen passiert ist. Was die internationalen Medien berichten kann ich nicht bestätigen, da ich vieles nicht selbst erlebt habe. Fest steht, dass es Vorurteile gegenüber der libyschen Führung gibt, und einige Entscheidungen zu rasch getroffen wurde. Es wurde für den Krieg entschieden, ohne vorher einen diplomatischen Weg zu suchen, der vielleicht möglich gewesen wäre. Dies ist etwas, was mir sehr leid tut“.
„In den 40 Jahren meines Dienstes in Libyen kann ich nur sagen, dass wir nie Schwierigkeiten hatten, wenn es um die katholische Gemeinde des Landes ging. Ich durfte Kranke und deren Pflegepersonal besuchen. Viele Ärzte und Krankenpfleger, die in Libyen tätig sind und die zum größten Teil Christen sind, haben ebenfalls keine Schwierigkeiten. Ich kann diese 40 Jahre, die ich hier zusammen mit meiner Herde erlebt habe nicht verleugnen“, so der Apostolische Vikar.
„Die Libyer sind praktizierende Muslime aber keine Fanatiker und sie stehen anderen und insbesondere den Christen offen gegenüber. Wir sind uns beim Dienst an den Mitmenschen und bei unserem Engagement im sozialen Bereich in der libyschen Gesellschaft oft begegnet. Viele Christen, die in Libyen geblieben sind, haben dies getan, weil sie überzeugt sind, dass sie dem Land einen Dienst leisten und dass die Libyer dies schätzen. Der Krieg darf diese Beziehungen nicht zerstören.“
„Gewiss, die Krise hätte verhindert werden können, wenn man den Bedürfnissen der jungen Menschen mehr Aufmerksamkeit gewidmet hätte. Doch der Krieg kann eine soziale Krise nicht lösen. Im Gegenteil, er verschlimmert das Ganze und es kommt zu einer Spirale der Zerstörung, aus der man nur schwer wieder herausfindet“, so Bischof Martinelli. „Ich danke an dieser Stelle dem Heiligen Vater noch einmal für seine Worte der Verbundenheit im Gebet“, so der Apostolische Vikar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 20/04/2011)


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