AFRIKA/LIBYEN - Libysche Frauen zu Bischof Martinelli: „Bomben und Gewalt gegen Zivilisten müssen ein Ende nehmen“

Samstag, 16 April 2011

Tripolis (Fidesdienst) – „Nach dem Gottesdienst warteten am Ausgang der Kirche ein Dutzend libysche Frauen auf mich. Es waren Muslime. Dies ist mir in den 40 Jahren, in denen ich Gottesdienste in Libyen feiere noch nie passiert. Sie kamen mit mir in die Sakristei und weinten. Einige unter ihnen kannten katholische Ordensschwestern, mit denen sie zusammenarbeiten“, so der Apostolische Vikar in Tripolis, Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, zum Fidesdienst.
„Diese Frauen wiederholten die ganze Zeit: Bitte, tun Sie etwas dafür, dass der Krieg und die Bombenangriffe ein Ende nehmen. Sie haben unsere Familien zerstört, sie haben unser Leben erschüttert, unsere Kinder gehen nicht mehr zur Schule! Wir sind verzweifelt! Dann haben sie mir berichtet, was sie in Misurata gesehen haben“, so der Bischof weiter. Dort seien Frauen vergewaltigt und verstümmelt worden und Familien ihre Häuser eingesperrt sein. „Sie können sich gar nicht vorstellen, was dort passiert“, so die Frauen zu Bischof Martinelli.
„Ich habe diese Informationen an eine Arbeitsgruppe des Außenministeriums der Europäischen Union weitergeleitet, der auch libysche Staatsbürger angehören, die in Europa und Ägypten leben. Der Ausschuss befasst sich damit, wie humanitäre Hilfen in Libyen in der Zeit nach dem Krieg organisiert werden sollen. Ich habe betont, dass man sich erst um die Beendigung des Konflikts bemühen müsse“, so der Apostolische Vikar von Tripolis.
Bischof Martinelle erinnert an die gemeinsame Erklärung der christlichen Konfessionen in Libyen (vgl. Fidesdienst vom 13/04/2011) und betont: „Man muss die Beziehungen zwischen den Stämmen nutzen. Gaddafi war es gelungen, die verschiedenen Stämme zusammenzuführen hat. In unserer Erklärung schlagen wir deshalb vor, dass man die ‚Ältesten’ mit einbeziehen sollten, wenn man einen Dialog zwischen den verschiednen Komponenten der libyschen Gesellschaft auf den Weg bringen will“.
„Mann muss zudem diplomatische Wege finden, der die Gegebenheiten in Libyen respektiert. In diesem Sinn begrüße ich die Position der BRICS-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die bei ihrer letzten Sitzung den Einsatz von Waffen ablehnten und die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung der Krise in Libyen hervorheben. Dies scheint mir sehr weise, denn die Diplomatie muss gegenüber der Gewalt privilegiert werden“, so Bischof Martinelli abschließend. (LM) (Fidesdienst, 16/04/2011)


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