AFRIKA/NIGERIA - „Taliban“-Angriff im Norden Nigerias lässt auf eine mögliche Ausdehnung des Extremismus in Westafrika schließen

Donnerstag, 23 September 2004

Lagos (Fidesdienst) - Mindestens sieben Menschen sind bei Ausschreitungen im nordostnigerianischen Bundesstaat Borno ums Leben gekommen. Eine Gruppe, die sich selbst als „Taliban“ bezeichnet hat zwei Polizeikommissariate in Bama und Gworza überfallen. Die beiden Übergriffe sollen von rund 40 bewaffneten Männern verübt worden sein, die rote Kopftücher trugen und „Allah ist groß“ riefen. Die Angreifer sollen mehrere Waffen aus den Waffenlagern der Polizei entwendet und fünf Personen als Geiseln entführt haben. Nach Angaben der Sicherheitskräfte sollen mindestens zwei Geiseln ermordet worden sein. Einem dritten sei die Flucht gelungen.
„Polizei und Armee sollen sich auf der Spur der Taliban befinden, doch weitere Angaben sind bisher sehr unklar. Es wurden Gerüchte in Umlauf gebracht, dass es sich bei den Angreifern um Ausländer gehandelt haben soll, von denen einige sogar arabisch gesprochen haben sollen. Diese Angaben werden von den Behörden jedoch nicht bestätigt“, so Beobachter aus Nigeria gegenüber dem Fidesdienst.
Die Gruppe soll vor allem im Grenzgebiet zwischen Nigeria und Kamerun agieren. Die nigerianische Regierung bat die Regierung in Kamerun in diesem Zusammenhang um stärkere Grenzkontrollen. Nach Angaben der nigerianischen Behörden sollen sich in der an der Grenze zwischen Nigeria und Kamerun gelegenen Bergregion Mandare die Verstecke der aufständischen Gruppen befinden.
Bereits Anfang 2004 hatten „Taliban“ Übergriffe im Staat Yobe verübt. Mehrere Täter waren damals von der Polizei festgenommen oder getötet worden. Nach Angaben der nigerianischen Sicherheitskräfte sollen sich die Überlebenden nach Niger zurückgezogen haben, von wo aus sie neue Angriffe planten. Derzeit sollen der Gruppe wenige hundert besonders fanatische Elemente angehören.
Die jüngsten Episoden der Gewalt bestätigen Vermutungen über eine mögliche Verwurzelung und Ausbreitung es islamischen Extremismus im Norden Nigerias und in anderen westafrikanischen Staaten. In Mauretanien fand in dieser Woche ein Treffen statt, bei denen sich Interpol-Mitarbeiter über neue Strategien zur Bekämpfung des grenzüberschreitenden Terrorismus und der Kriminalität in Afrika berieten, die gemeinsames Vorgehen und den Austausch von Informationen vorsehen. An den Beratungen nahmen Vertreter aus 19 Ländern Afrikas, Europas, Asiens und Amerikas teil. Muslimische Fundamentalisten sollen sich auch in den ärmeren Ländern der Regionen (Niger, Mali, Mauretanien) niedergelassen haben. Wenn religiöser Extremismus auf Hunger und Armut stößt könnte eine explosive Mischung entstehen, über deren Gefährlichkeit, die so genannten fortschrittlichen Länder vielleicht noch nicht richtig bewusst sind. (LM) (Fidesdienst, 23/09/2004 - 27 Zeilen, 380 Worte)


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