AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Erneute Gefechte im Nordosten des Kongo führen zu neuen Flüchtlingsbewegungen. „Der Konflikt nähert sich der Rebellenhochburg Goma“, berichten Beobachter vor gegenüber dem Fidesdienst

Donnerstag, 23 September 2004

Bukavu (Fidesdienst) - Über 15.000 Menschen haben infolge der Gefechte in Südkivu (im Osten der Demokratischen Republik Kongo) ihre Heimatdörfer verlassen. Dies gab die Mission der Vereinten Nationen im Kongo (MONUC) bekannt. Die Nachricht wird auch von Radio Maria Friedenskönigin mit Sitz in Bukavu, der Hauptstadt von Südkivu bestätigt. Die Gefechte finden derzeit im Gebiet um Numbi, rund einhundert Kilometer nordöstlich von Bukavu statt.
Die derzeitigen Gefechte sind eine Fortsetzung des während der Sommermonate begonnen militärischen Aktionen, bei denen die regulären Streitkräfte und die regierungstreuen Mai Mai-Milizen versuchten, die Rebellen unter Leitung von General Laurent Nkunda aus dem Südkivu zu vertreiben. Letzterer ist Mitglied der RCD Goma, der wichtigsten Guerillagruppe im Osten des Kongo, die Friedensvereinbarungen mit der Regierung unterzeichnete, aufgrund derer ehemalige Guerillakämpfer in die regulären Streitkräfte eingegliedert werden sollen. Im Frühjahr dieses Jahres hatte Nkunda zusammen mit Oberst Mutebesi einen Aufstand der von ihnen größtenteils aus RCD-Mitgliedern geführten Einheiten geleitet, und Bukavu angegriffen. Die Rebellen wurden jedoch von den regulären Streitkräften erfolgreich abgewehrt und sahen sich gezwungen in Richtung Goma abzuziehen. „Strategisch wichtig ist jedoch gerade Goma als Hochburg der Rebellen“, so die Beobachter gegenüber dem Fidesdienst. „Die Rebellen nähern sich nun Nordkivu, doch es noch nicht abzuschätzen wie weit die Soldaten der Regierung gehen werden“, so der Beobachter weiter. „Es sollte daran erinnert werden, dass die Militäroperationen von Einheiten der zehnten Militärregion durchgeführt werden, deren Befehlshaber nicht in die Operationsgebiete benachbarter Militärregionen, in diesem Fall der achten und der neunte Militärregion, eindringen können. Bisher haben die Soldaten dieser beiden Militärregionen noch nicht eingegriffen. Es ist nicht bekannt, welche Beschlüsse die Befehlshaber der betroffenen Militärregionen bei einer jüngsten Versammlung in Kinshasa getroffen haben“, so die Mitarbeiter von Radio Maria Friedenskönigin.
Erneute Ausschreitungen werden auch aus Ituri im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo gemeldet, wo nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 16 Menschen in Lengabo ums Leben kamen. Lengabo ist ein Dorf mit rund 4.000 Einwohnern rund 10 Kilometer nördlich der Hauptstadt der Region Ituri, Bunia. Nach Angaben der MONUC sind die Rebellen der Patriotischen Widerstandsfront in Ituri für das Massaker verantwortlich. Diese Gruppe hat sich dem Entwaffnungsprogramm der Vereinten Nationen nicht angeschlossen.
„Leider ist Ituri isoliert und es gelingt uns nicht, Kontakt zu den dortigen Radiosendern aufzunehmen, die eigentliche unserem Informationsnetz angeschlossen sind“, so die Mitarbeiter von Radio Maria Friedenskönigin in Bukavu.
Unterdessen haben die Demokratische Republik Kongo und Ruanda sich auf gemeinsame Kontrollmaßnahmen an der Grenze zwischen den beiden Ländern geeinigt. Diese treten am 1. Oktober in Kraft und wurden bei einem Treffen zwischen dem kongolesischen Präsidenten Kabila und dem ruandischen Premierminister Barnard Makuza am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York beschlossen. Bei den Grenzkontrollen werden Experten beider Länder mit Mitarbeitern der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union zusammenarbeiten. Damit sollen vor allem Sicherheitsprobleme an der Grenze zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda gelöst werden. (LM) (Fidesdienst, 23/09/2004 - 44 Zeilen, 494 Worte)


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