Kabul (Fidesdienst) – Ein Christ konnte gerettet werden, doch andere riskieren den Tod: Afghanistan braucht dringen Gesetze „die die Menschenrechte, die Gewissensfreiheit, die Ausdrucksfreiheit und die Religionsfreiheit respektieren“, so Afzal Nooristani, Anwalt und Geschäftsführer der „Legal Aid Organization of Afghanistan“ (LAOA) zum Fidesdienst in einem Kommentar zur Freilassung von Sayed Musa. Der vom Islam zum Christentum konvertierte Sayed Musa, riskierte die Todesstrafe für seinen Abfall vom Glauben. Die Organisation, die dem Mann Rechtsbeistand leistete, bestätigte dessen Freilassung in der vergangenen Nacht.
Wie Beobachter aus Afghanistan dem Fidesdienst berichten, hatte der von der US-amerikanischen Regierung und von der internationalen Staatengemeinschaft ausgeübte Druck bereits dazu geführt, dass die Staatsanwaltschaft den Fall ausgesetzt und damit einen Prozess verhindert hatte. Wie die Beobachter bekräftigen, wird Musa im Ausland, wahrscheinlich in Pakistan, wo bereits ein Teil seiner Familie lebt, politisches Asyl erhalten.
Afzal Nooristani betont im Gespräch mit dem Fidesdienst, dass „der Mann mit Sicherheit verurteilt worden wäre, wenn es zu einem Prozess gekommen wäre. Gegenwärtig liegen die Akten bei der Staatsanwaltschaft, es werden Ermittlungen durchgeführt und ein Prozessdatum wurde noch nicht festgelegt“.
„Wir brauchen in Afghanistan eine Reform des Justizsystems“, so der Anwalt weiter, „doch das Land sieht sich derzeit mit zahlreichen Problemen und Herausforderungen konfrontiert, darunter der Terrorismus und die Präsenz ultrakonservativer Kräfte und eine nicht genau definierte politische Klasse. Dies alles macht einen solchen Prozess ziemlich schwierig“.
„Wir hoffen auf eine zunehmende Bewusstseinsbildung, auf ein Wachstum und eine Entwicklung der Zivilgesellschaft in Pakistan“, so Nooristani abschließend.
Der 45jährige Musa Sayed ist Vater von 6 Kindern und Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Er wurde am 31. Mai 2010 festgenommen, nachdem der staatliche Fernsehsender einen Bericht von seiner Konversion vom Islam zum Christentum gezeigt hatte. In den vergangenen Wochen hatten Menschenrechtsaktivisten eine internationale Kampagne auf den Weg gebracht und den US-amerikanischen Präsidenten um sein Eingreifen gebeten.
In Afghanistan ist der Islam Staatsreligion. Anhänger anderer Religionen dürfen ihre Religion „in der vom Gesetz vorgesehenen Form ausüben“. Die islamischen Gesetze der Shariah sind Grundlage des Rechtssystems, weshalb für den Abfall vom Glauben und die Beleidigung des Islam die Todesstrafe vorgesehen ist. Ein weiterer afghanischer Staatsbürger Ahmad Shah befindet sich in derselben Lage wie Musa Sayed. (PA) (Fidesdienst, 26/02/2011)