ASIEN/INDONESIEN - Zehn Festnahmen im Zusammenhang mit dem jüngsten Überfall auf Christen: religiöse Intoleranz nimmt vor allem in der Hauptstadt Jakarta zu

Donnerstag, 2 Dezember 2010

Jakarta (Fidesdienst) – Die indonesische Polizei nahm 10 radikale Islamisten im Zusammenhang mit dem Überfall auf zwei christliche Religionsführer im Hauptstadtvorort Bekasi fest. Zu dem Überfall in der Hauptstadt Jakarta war es am vergangenen Sonntag gekommen. Der protestantische Pastore Luspida Simandjunktak und der ältere Hasean Lumbantoruan Sihombing, wurden von mindestens sieben Angreifern angehalten, misshandelt und mit Messern bedroht, während sie sich um 9.00 morgens auf dem Weg zur Kirche befanden. Die beiden wurden mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
Die Ermittlungen, die von der christlichen Glaubensgemeinschaft und verschiedenen indonesischen Politikern gefordert wurden, konzentrierten sich auf radikale muslimische Gruppen, die bereits in der Vergangenheit Übergriffe auf christliche Kultstätten verübt oder zu antichristlichen Kundgebungen eingeladen hatten, Unter den zehn Festgenommenen befindet sich auch Murhali Barda, von der „Radikalen Islamischen Front“ mit Sitz in Bakasi.
Diese jüngste Episode bestätigt eine Tendenz, die aus einer den vergangenen Tagen vom Institut für Demokratie und Frieden „Setara“ mit Sitz in Jakarta veröffentlichten Studie hervorgeht. Im Rahmen der Studie wurden rund 1.200 Menschen in den Vororten Bekasi, Bogor und Depok und in der Stadt Tangerang befragt, wo es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Episoden der Intoleranz gekommen war.
Wie aus der Untersuchung hervorgeht, die dem Fidesdienst vorliegt, lehnen 49,5% der Befragten den Bau einer Kultstätte einer Religion ab, die nicht die eigene ist; 84% sind nicht damit einverstanden, dass ein Familienmitglied zu einer anderen Religion konvertiert.
Wie das Institut mitteilt, kam es im Laufe des Jahres 2010 bisher zu mindestens 64 Übergriffen mit religiösem Hintergrund. Im Jahr 2009 waren es 18 und 2008 nur 17. Daraus geht hervor, dass die religiöse Intoleranz insbesondere in der Hauptstadt und in der Umgebung zunimmt.
Beobachter aus Kreisen der Ortskirche äußern sich im Gespräch mit dem Fidesdienst ebenfalls besorgt: „Vor allem in den vororten von Jakarta mit ihren sozialen Problemen, der weit verbreiteten Armut, hohen Zuwanderungsraten als Ergebnis einer unkontrollierten Verstädterung herrscht Anlass zu großer Sorge. In einem solchen Kontext ist der religiöse Faktor ausschlaggebend für die Identität, sowohl für Christen als auch für Muslime. Hier finden radikale Gruppen mit einem integralistischen Weltbild einen fruchtbaren Nährboden“.
Erst vor kurzem hatte auch der Sekretär der Indonesischen Bischofskonferenz, Bischof Johannes Bujasumarta, in einem Interview mit dem Fidesdienst (vgl. Fidesdienst vom 25. Oktober 2010) auf eine Eskalation der Übergriffe auf christliche Kirchen hingewiesen. (PA) (Fidesdienst, 02/12/2010)


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