FIDES-HINTERGRUND - Übersicht zu den Religionen in Gebieten, in denen der Fundamentalismus besonders gewaltsam ist

Samstag, 4 September 2004

Vatikanstadt (Fidesdienst) - In verschiedenen Krisengebieten in aller Welt kommt es zu Bürgerkriegen, Aufständen, Stammeskonflikten, bei denen der religiöse Fundamentalismus als Katalysator wirkt. Vor einem solchen internationalen politischen Hintergrund, wo der Terrorismus weiterhin den Frieden und das Wohl der Menschen bedroht, möchte der Fidesdienst die Leser mit zusammenfassenden Erläuterungen zu den wichtigsten Konfliktregionen über die dortige religiöse Zusammensetzung informieren. Es folgt der erste Teil dieser Hintergrundinformationen.


AFRIKA

BURUNDI

In Burundi brach 1993 ein Bürgerkrieg aus. In dem Konflikt kämpften auf der einen Seite die von einer Tutsi-Minderheit kontrollierten Regierungseinheiten und auf der anderen Seite verschiedene Guerillagruppen des Hutu-Volkes, dem die Mehrheit der Bevölkerung des Landes angehört. Im August 2000 unterzeichneten die politischen Parteien beider Seiten in Arusha (Tansania) ein Friedensabkommen, das zur Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit führte. Am Ende einer Überganszeit sollen im Oktober 2004 demokratische Wahlen stattfinden. Im Oktober 2003 unterzeichneten Vertreter der Regierung und der FDD (Armee für den Schutz der Demokratie) ein weiteres Friedensabkommen. Die FDD ist die größte Rebellengruppe des Landes. Die Einheiten der FLN (Nationale Befreiungsarmee) setzen ihren bewaffneten Kampf fort.

Einwohner: 6.887.000
Christen: 91,7% (getaufte Katholiken: 4.435.000)
Animisten: 6,7%
Muslime: 1,6%


COTE D’IVOIRE

Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs im September 2002 und trotz der Friedensvereinbarungen vom Januar 2003 ist Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) weiterhin de facto in zwei Teile gespalten, wobei sich der Norden und der Westen des Landes in den Händen verschiedener Guerillagruppen befindet, die sich unter dem Namen „Forces Nouvelles“ zusammengeschlossen haben. Die Regierung der Nationalen Einheit, an der auch Rebellen beteiligt sind, blieb lange Zeit handlungsunfähig, nachdem die Minister der Oppositionsparteien ihre Ämter vorübergehend niedergelegt hatten.

Einwohner: 16.692.000
Christen: 31,8% (getaufte Katholiken: 2.717.000)
Animisten: 37,6%
Muslime: 30%


DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO

Nach dem Bürgerkrieg von 1998-2003 wurde die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit vereinbart, der auch Vertreter der Guerilla angehören. Im Osten des Landes ist die Situation insbesondere in der Region Kivu weiterhin angespannt, wo einige Militärs (ehemalige Mitglieder der Guerilla) der neuen einheitlichen Armee einen Aufstand gegen die Zentralregierung verübten. Bei dem vorherigen Krieg im Kongo hatten verschiedenen afrikanische Länder die Kriegsparteien unterstützt. Im Land gibt es ausgedehnte Gold-, Diamanten-, Uran-, Edelholz- und Koltanvorkommen, die das Interesse der Staaten und multinationaler Konzerne wecken.

Einwohner: 53.993.000
Christen:95,4% (getaufte Katholiken: 28.260.000)
Animisten: 2,4%
Muslime: 1,1%


NIGERIA

Mit der Wiederherstellung der Demokratie nach Jahren der Militärdiktatur im Jahr 1999 konnten die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und ethnisch-religiösen Spannungen in weiten Gebieten des Landes nicht beigelegt werden. Der Beschluss der Einführung der Scharia in einigen Bundesstaaten mit muslimischer Mehrheit führte zu erneuten Konflikten. Bei wiederholten Gewaltausbrüchen starben in den vergangenen Jahren tausende Menschen. Diese Spannungen sind nicht selten das Ergebnis der Manipulierung gesellschaftlicher Spannungen durch politische Fraktionen, die dabei auch religiöse Aspekte für die eigenen Zwecke nutzen. Die Erdölvorkommen des Landes, die auf internationaler Ebene zunehmend an Bedeutung gewinnen, führt zu weiterer Druckausübung auf das bevölkerungsreichste Land Afrikas, in dem hunderte Volksstämme zusammenleben.

Einwohner: 117.838.000
Christen: 45,9% (getaufte Katholiken: 17.527.000)
Animisten: 9,8%
Muslime: 43,9%


SUDAN

Der Bürgerkrieg im Südsudan zwischen der Regierung und der SPLA/M (Nationale Befreiungsarmee/-bewegung) begann 1983, als infolge der Einführung der Scharia, die Bevölkerung im Süden des Landes (größtenteils Christen und Anhänger von Naturreligionen) gegen die Regierung rebellierten. Bei dem Konflikt starben über 2 Millionen Menschen, Millionen von Flüchtlingen verließen ihre Heimat und weite Landesteile wurden zerstört. Im Mai 2004 wurden Friedensvereinbarungen unterzeichnet, die eine sechsjährige Übergangszeit vorsehen. Unterdessen hat sich die Krise in der westsudanesischen Region Darfur zugespitzt, wo zwei Guerillagruppen größeres Interesse der Zentralregierung für wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedürfnisse in der Region fordern. Die Regierung unterdrückt die Aufständischen mit Luftangriffen und arabischen Reitermilizen. Vor der Gewalt in der Region flüchteten über eine Million Menschen.

Einwohner: 32.559.000
Christen: 16,7% (getaufte Katholiken: 4.181.000)
Animisten: 11,9%
Muslime: 70,3%

UGANDA

In Norduganda kämpfen seit 1989 die Guerillaeinheiten der LRA (Lord’s Resistance Army) gegen die Regierung unter Yoweri Museveni. Die LRA vertritt eine Ideologie, in der sich Elemente des Christentums, des Islam und der traditionellen afrikanischen Stammesreligionen mischen. Tausende Kinder aus dem Volk der Acholi (der größten Volksgruppe des Landes) mussten als Kindersoldaten in den Reihen der Guerillaeinheiten kämpfen.

Einwohner: 19.321.113
Christen: 88,7% (getaufte Katholiken: 10.796.000)
Animisten: 4,4%
Muslime: 5,2%



ASIEN

CHINA

In der Region Tibet, die in den 50er Jahren von China annektiert wurde, leiden buddhistische Gläubige unter der chinesischen Besatzung. Seitdem China 1959 einen Aufstand der Tibetaner unterdrückte, lebt deren geistlicher Anführer, der Dalai Lama, im Exil.

Einwohner: 1,2 Milliarden
Agnostiker: 50%
Traditionelle chinesische Religionen: 30%
Christen: 7%
Andere: 4,5%


INDIEN

Seit den 50er Jahren kämpfen indische Einheiten in der Kaschmir-Region an der Grenze zwischen Indien und Pakistan gegen von der pakistanischen Regierung unterstützte islamische Guerillakämpfer. Die indischen Einheiten kontrollieren zwei Drittel des Gebietes. Im verlauf eines halben Jahrhunderts gab es drei aufeinander folgende Kriege zwischen den beiden asiatischen Kolossen im Kampf um die Kontrolle über die strategisch wichtige Region. In jüngster Zeit kam es zu einer Annäherung zwischen den asiatischen Großmächten.

Einwohner: 1 Milliarde
Hindus: 75%
Christen: 6,5 5 (Katholiken: 17.000.000)
Muslime:12%
Andere: 6,5%


INDONESIEN

Auf dem Molukken-Archipel (Ostindonesien) brach Anfang 1999 aus scheinbar nichtigen Gründen ein bewaffneter Konflikt zwischen den christlich-protestantischen und der muslimischen Bevölkerungsteilen aus. Die Intervention der indonesischen Regierungssoldaten sollte die Ruhe wieder herstellen. Bei dem Konflikt starben in verschiedenen Teilen des Archipels über 15.000 Menschen und rund 500.000 Menschen verließen ihre Heimat.

Einwohner: 210 Millionen
Christen: 13% (Katholiken: 6.376.000)
Muslime: 85%
Andere: 2%


IRAK

Nach dem Sturz des Saddam-Regimes und der Übergabe der Macht durch Koalition unter Leitung der Vereinigten Saaten an eine irakische Regierung, behindern verschiedenen Terrorgruppen und die Forderungen insbesondere schiitischer muslimischer Gruppen eine Stabilisierung des Landes.

Einwohner: 25 Millionen
Christen: 3,2% (Katholiken: 600.000)
Muslime: 95%
Andere: 1,8%


ISRAEL/PALÄSTINA

Im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, der seit 50 Jahren andauert, führt die Präsenz islamischer und jüdischer Extremisten zu einer Zuspitzung der Lage, was einen dauerhaften Frieden im Nahen Osten weiterhin verhindert.

Einwohner: 6,5 Millionen in Israel; 3,5 Millionen in palästinensischen Gebieten
Juden: 77%
Muslime: 12 %
Christen: 5,8% (Katholiken 115.000)
Andere: 5,2%


MYANMAR

Die Macht habende Militärjunta hat einen autoritären Regierungsstil: Es werden ihr zahlreiche Menschenrechtsverstöße insbesondere im Konflikt mit verschiedenen ethnischen Minderheiten vorgeworfen.

Einwohner: 47 Millionen
Buddhisten: 75%
Christen: 8,3% (Katholiken: 600.000)
Muslime: 2,4%
Andere: 14,3%


NEPAL

Maoistische Guerillagruppen kämpfen seit 1996 gegen die Monarchie und König Gyanendra. Insgesamt starben bei dem Konflikt bisher insgesamt 8.000 Menschen.
Bewaffneten Auseinandersetzungen, Entführungen, Attentaten und Erpressungen gehören für die Bürger Nepals, das zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, zum Alltag.

Einwohner: 23 Millionen
Hindus: 75%
Buddhisten: 8,5%
Christen: 2,5% (Katholiken: 7.000)
Muslime: 3,9%
Andere: 10,1%


PHILIPPINEN

Die südphilippinischen Insel Mindanao wird mehrheitlich von Muslimen bewohnt, während in den restlichen Landesteilen vorwiegend Christen leben. Seit den 70er Jahren fordern Muslime auf Mindanao für Autonomie. Im Konflikt zwischen den Regierungseinheiten und verschiedenen Guerillagruppen starben bisher rund 150.000 Menschen.

Einwohner: 85 Millionen
Christen: 90% (Katholiken: 65.000.000)
Muslime: 6,5%
Andere: 3,5%


SRI LANKA

Seit Anfang der 80er Jahre herrscht im Land ein Konflikt zwischen der Regierung (mehrheitlich im Land lebende buddhistische Singhalesen) und den hinduistischen Tamil-Rebellen. 2002 wurde ein historischer Waffenstillstand unterzeichnet, doch ein Friedensabkommen kam bisher nicht zustande. Bei dem 20jährigen Bürgerkrieg starben bisher 64.000 Menschen und rund 1 Million Flüchtlinge haben ihre Heimat verlassen.

Einwohner: 19 Millionen
Buddhisten: 68%
Hindus: 11%
Christen: 9,5% (Katholiken: 1.362.000)
Muslime: 9%
Andere: 2,5%
(Fidesdienst, 04/09/2004)


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