ASIEN/HONGKONG - NACHDEM DER ALBTRAUM UM SARS ZU ENDE IST „SIND NICHT GESCHÄFTSLEUTE, POLITIKER ODER STARS DIE HELDEN SONDERN DIE ACHT ÄRZTE, DIE IHR LEBEN FÜR DIE ANDEREN GEOPFERT HABEN“, SO EIN MISSIONAR

Dienstag, 24 Juni 2003

Hongkong (Fidesdienst) – „Die Lungenkrankheit SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) war für Hongkong eine Erschütterung. Sie hat die Lebensvision der Menschen verändert und die Stadt hat dadurch an Lebensqualität gewonnen“, so der in Hongkong lebende italienische PIME-Missionar, Pater Gianni Criveller, im Gespräch mit dem Fidesdienst in einem Kommentar zur Streichung der ehemaligen britischen Kronkolonie von der schwarzen Liste der epidemiegefährdeten Länder.
Pater Criveller erklärt: „Die verheerende Tragödie mit ihren 300 Toten und den daraus für die Stadt entstandenen wirtschaftlichen und sozialen Folgen hat die Stadt heute den Glauben an die Vorsehung wieder gewonnen. Die Menschen in Hongkong, für die bisher der Profit das höchste Ziel im Leben war, haben ihre eigenen Grenzen erfahren und gesehen, dass Wissenschaft, Politik und Geld manchmal nichts ausrichten können. Bei vielen Menschen hat die Erfahrung mit SARS zum Nachdenken über existenzielle und geistliche Werte geführt: familiäre Beziehungen, Freundschaften und zwischenmenschliche Beziehungen im Allgemeinen wurden neu austariert und viele haben sich auch nach der eigenen Beziehung zu Gott befragt. Die Helden dieser Zeit sind deshalb nicht Geschäftsmänner oder Politiker und auch nicht die Stars aus Fernsehen, Kino und Musik sondern vielmehr die acht Ärzte, die ihr Leben im Dienst an den anderen geopfert haben. Aus diesem Grund bin ich froh darüber, dass ich die vergangenen drei dramatischen Monate miterleben durfte“.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst weist der Missionar auch auf zwei vorherrschende Gemütslagen in der ehemaligen Kronkolonie hin: „Auf der einen Seite gibt es die Rückkehr zur Freiheit und ein Gefühl der allgemeinen Erleichterung. In den Schulen, auf der Straße, an öffentlichen Orten, in den Kirchen müssen keine Gesichtsmasken mehr benutzt werden. Auf der Anderen Seite wächst die Sorge im Zusammenhang mit dem Einbruch der Wirtschaft. Die Arbeitslosenrate hat mit 8% Höchstwerte erreicht, wobei berücksichtigt werden muss, dass viele Menschen nach Hongkong kommen, weil es hier bisher einfach war, einen Arbeitsplatz zu finden. In einer Stadt, die vom Fremdenverkehr und vom Dienstleistungssektor lebt und in der viele Finanzunternehmen Niederlassungen besitzen, hat SARS für viele Familien wirtschaftliche und soziale Probleme mit sich gebracht“. Obschon nach der Streichung der Stadt von der Liste der epidemiegefährdeten Länder auch seitens der die Behörden triumphierende Tönen angeschlagen wurden, äußerte man sich gleichsam besorgt hinsichtlich der zu ergreifenden Maßnahmen für einen wirtschaftlichen Wiederaufschwung, die Rückkehr der Touristen und die Ankurbelung des Konsums. Das Amt für Fremdenverkehr hat unterdessen im Rahmen einer Pressekonferenz bereits verschiedene Maßnahmen zur Förderung des Tourismus bekannt gegeben: unter anderem soll September als „Welcome Month“ („Willkommensmonat“) besondere Möglichkeiten bieten.
Pater Criveller erinnert auch an das Engagement der Kirche bei der Bekämpfung von SARS: „Die Kirche, deren seelsorgerische Tätigkeit nie unterbrochen sondern unter Berücksichtigung der notwendigen Schutzmaßnahmen weitergeführt wurde, hat sehr viel getan. Es wurden Spenden gesammelt und Beiträge zur Informations- uns Sensibilisierungskampagne geleistet und außerdem wurden zahlreiche Servicenummern eingerichtet. Drei Priester würden für die seelsorgerische Betreuung und die Sakramentenspende für die SARS-Kranken in den Hospitälern zur Verfügung gestellt. Heute versucht die Caritaszentrale in verstärktem Maß betroffenen Familien zu helfen. Es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass sich unter den acht Ärzten, die ihr Leben bei der Behandlung von Kranken verloren haben, auch der katholische Arzt Thomas Cheung Sik-hin befindet, der in der Pfarrei der hl. Theresa tätig und Vorsitzender des Ärzteverbandes war; die 35jährige Ärztin Tse Yeun-man hat sich freiwillig für die Pflege von SARS-Kranken gemeldet. Frau Dr. Tse ist Mitglied der protestantischen Praise Assembly. Dies sind Menschen, die in die Geschichte dieser Stadt eingehen werden.“
Unterdessen gibt es auch aus Festlandchina gute Nachrichten: um 15.08 (Ortszeit Peking) des 24. Juni gab der Leiter des regionalen WHO-Büros, Dr. Shigeru Omi bekannt, dass auch Peking von der Liste der epidemiegefährdeten Länder gestrichen werden konnte. Dafür musste Peking vier Voraussetzungen erfüllen: in den Krankenhäuser der Stadt werden derzeit nicht mehr als 60 Kranke behandelt, an drei aufeinander folgenden Tagen gab es nicht mehr als 5 Neuansteckungen; bei allen Patienten ist die Krankheit unter Kontrolle; die Infektion wurde nicht in angrenzende Gebiete übertragen.(NZ,PA) (Fidesdienst, 24/6/2003 – 59 Zeilen, 680 Worte)


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