ASIEN/IRAK - „Ermittlungen der Vereinten Nationen im Zusammenhang mit antichristlicher Gewalt im Irak“ fordert Erzbischof Casmoussa im Interview mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 12 Mai 2010

München (Fidesdienst) – „Internationale Ermittlungen der Vereinten Nationen sind dringen notwendig, damit klar wird, was sich hinter der anhaltenden Gewalt und den Übergriffen auf christliche Gemeinden im Irak verbirgt“, so der syrisch-katholische Erzbischof von Mossul, Basile Georges Casmoussa, im Interview mit dem Fidesdienst. Der Erzbischof besucht auf Einladung von missio den Zweiten Ökumenischen Kirchentag und gab im Haus missio in München Auskunft über die derzeitige Lage im Irak und über die Menschenrechtssituation religiöser Minderheiten im Land. Im Rahmen seines Deutschlandaufenthaltes wird Erzbischof Casmoussa sich auch bei Gesprächen mit verschiedenen deutschen Bischöfen mit diesen Themen befassen.
Im Interview mit dem Fidesdienst sprach der Erzbischof von Mossul auch über die Situation nach der jüngsten Attentatsreihe, bei der am 10. Mai im ganzen Land insgesamt über 125 Menschen ums Leben kamen. Namhaft irakische Politiker, darunter Iyad Allawi, sprechen nach den jüngsten Attentaten von einem möglichen neuen „Bürgerkrieg“ im Irak. „Alle sprechen vom Frieden und sagen, dass sie einen solchen wünschen, doch wer setzt sich tatsächlich konkret für den Frieden ein?“, fragt sich Erzbischof Casmoussa, „Hauptsächlich dafür verantwortlich sind unsere Politiker, die unter Beweis stellen sollten, dass ihnen das Wohl und die Sicherheit der Bevölkerung im Irak am Herzen liegt. Erst wenn die Beziehungen zwischen den Politikern unter dem Vorzeichen des Friedens, der politischen Reife und der Korrektheit stehen, dann wird es im ganzen Land Frieden geben“.
Im irakischen Kontext gestaltet sich das Leben der Christen und anderer religiöser Minderheiten zunehmend schwierig. „Wir Christen fordern einen Ort, an dem wir friedlich leben können, wo wir unseren Glauben praktizieren und zur Entwicklung und zum Fortschritt des Landes beitragen können“, so der Erzbischof. „Wir brauchen eine Regierung, die uns Schutz vor denen garantiert, die uns beseitigen wollen. Nach zahlreichen Episoden der Gewalt und vielen Übergriffen auf unsere Gemeinden, habe ich um das Eingreifen der Vereinten Nationen gebeten und zwar geht es mir dabei nicht um neue militärische Kontingente, sondern vielmehr um die Einleitung von Ermittlungen, bei denen untersucht wird, wer sich hinter dieser anhaltenden Gewalt gegen Christen verbirgt“.
Der Rat der christlichen Religionsführer im Irak, dem 14 Vertreter christlicher Konfessionen angehören, wird sich bei einer für Ende Mai geplanten Tagung mit diesen aktuellen Themen befassen und eine gemeinsame Position „gegen den Terrorismus und zum Schutz der irakischen Christen“ formulieren.
Die internationale Staatengemeinschaft und die westlichen Regierungen bittet der Erzbischof um „Druckausübung, damit im Irak alle notwendigen Instrumente zum Schutz des Lebens der Minderheiten in Bewegung gesetzt werden.“
Die beherzten Worte und die wiederholten Appelle des Papstes bezeichnet der Papst als „große Hilfe“. “Sie sind für uns eine Ermutigung und eine wichtige psychologische Stütze. Wir empfinden sie als Worte eines Vaters, er sich seiner Kinder annimmt. Wir bitten die ganze Weltkirche, sich weiterhin um die kleine Herde der irakischen Gläubigen zu kümmern“. (PA) (Fidesdienst, 12/05/2010)


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