ASIEN/IRAK - „Im Zeichen des Protests veranstalten Christen einen friedlichen Schweigemarsch und feiern Gottesdienste nur am Nachmittag: Wir fordern Gerechtigkeit!“, so der syrisch-katholische Erzbischof von Mossul im Gespräch mit dem Fidesdienst

Samstag, 27 Februar 2010

Mossul (Fidesdienst) – Der kommenden Sonntag (28. Februar) wird für die christliche Glaubensgemeinschaft in Mossul ein besonderer Tag sein: „Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien werden sich zu einem friedlichen Schweigemarsch im Zeichen des Protests gegen die alltäglichen Massaker an Mitgliedern der christlichen Glaubensgemeinschaft und gegen die Gleichgültigkeit der Regierung versammeln“, so Erzbischof Georges Casmoussa von Mossul im Gespräch mit dem Fidesdienst.
„Der Protestmarsch findet zeitgleich in Mossul und in rund einem Dutzend christlicher Städte und Dörfer in der Umgebung statt. Die Glaubensgemeinschaft ist erschüttert und möchte die Behörden darauf aufmerksam machen, die bisher nichts dafür getan haben, dass diese Mordreihe beendet wird“, so der Erzbischof. „Die Protestkundgebung verfolgt weder politische Ziele noch steht sie in der Verbindung mit einer Wahl, sondern es geht nur um religiöse Anliegen“, betont der Erzbischof gegenüber dem Fidesdienst: „Die Christen wollen im Irak bleiben und hier als Gläubige in Frieden leben“.
Der 28. Februar ist auch der zweite Jahrestag der Entführung des chaldäischen Bischofs von Mossul, Faraj P. Rahho, der von seinen Entführern ermordet wurde. Man wird deshalb auch seines Martyriums für den Glauben und den Dialog gedenken.
„Ebenfalls im Zeichen des Protests finden am 28. Februar in Mossul die Gottesdienste nur am Nachmittag statt. Denn der Vormittag ist ganz dem Schweigemarsch und dem stillen Gebet gewidmet. Die Gottesdienste am Nachmittag stehen im Zeichen des Fastens und des Gebets für den Frieden und das Überleben der Christen“. Der Rat der Bischöfe von Ninive veröffentlichte unterdessen ein Dokument, das in allen Kirchen verlesen wird und die Gründe des Protests erläutert. „In der Fastenzeit widmen sich unsere Gläubigen dem Gebet, dem Fasten und dem Kreuzweg“, so der Erzbischof weiter, „und sie bitten dabei auch um den Schutz des Allmächtigen“.
„Viele christliche Familien haben die Stadt während der vergangenen Woche verlassen“, bekräftigt der Erzbischof, dem diese Entwicklung Sorge bereitet: „Die Sicherheit ist nicht gewährleistet. Es stehen zwar Soldaten vor den Kirche und diese verhindern terroristische Anschläge, doch die christlichen Familien werden auf offener Straße dezimiert oder sogar in den eigenen Wohnungen. Wir brauchen mehr Schutz. Deshalb bitten wir die Behörden darum, dass die Schuldigen verhaftet und vor Gericht gestellt werden. Wir fordern Gerechtigkeit!“.
Den Besuch des Patriarchen der chaldäischen Kirche, Kardinal Emmanuel III. Delly, in Mossul bezeichnet der Erzbischof als „Zeichen des Beistands und der Verbundenheit. Der chaldäische Patriarch hält sich derzeit im Rahmen eines privaten Besuchs in Mossul auf, wo er bei Gesprächen mit Vertretern der örtlichen Behörden auf die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen für die christliche Glaubensgemeinschaft hinwies und die Bereitschaft der Christen zum Mitwirken Wiederaufbau des Landes unterstrich. „Die Geste des Patriarchen macht uns Mut und hilft uns allen sehr“, so Erzbischof Casmoussa. „Wir hoffen, dass es ihm gelingen wird, etwas bei den zivilen Behörden zu bewegen“. (PA) (Fidesdienst, 27/02/2010)


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