ASIEN/INDONESIEN - Aceh: Wiederaufbau nach dem Tsunami als Botschaft der Hoffnung für Haiti

Dienstag, 9 Februar 2010

Medan (Fidesdienst) – Eine Tragödie kann sich auch in Hoffnung auf neues Leben verwandeln. So lautet die Botschaft der Provinz Banda Aceh (im Norden der Insel Sumatra), die 2004 vom Tsunami zerstört wurde, an Haiti nach dem verheerenden Erdbeben vom vergangenen 12. Januar. Wie aus offiziellen Angaben hervorgeht, starben dort 112.000 Menschen und 196.000 wurden verletzt. Zwei Millionen Menschen brauchen humanitäre Hilfe, darunter auch 200.000 Waisen.
Im Dezember 2004 verwüstete der Tsunami die indonesische Provinz Banda Aceh. 160.000 Menschen starben und über 500.000 wurden obdachlos, nachdem der Tsunami ganze Städte und Dörfer dem Erdboden gleich gemacht hatte. Fünf Jahre nach der verheerenden Naturkatastrophe ist Banda Aceh, die Hauptstadt der Provinz heute Symbol für den „Sieg über den Tsunami“. In der Stadt ist die Lebensqualität hoch und es herrscht ein Klima der interreligiösen Harmonie und „diese Wiedergeburt kann der ganzen Welt Hoffnung schenken, vor allem den Menschen auf Haiti“, so Erzbischof Antonius Sinaga, OFM Cap. von Medan, der größten Stadt in Nordsumatra, zum Fidesdienst. Der Tsunami gab den Impuls für einen Neubeginn.
„Die Menschen sind heute sehr offen, und zwar unter menschlichen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten. Banda Aceh ist zu einer Weltstadt geworden und nach der Tragödie des Tsunami ist hier ein ganz anderes gesellschaftliches Bild entstanden. Die Menschen sind dankbar für die Hilfen aus dem Ausland, vor allem aus den Vereinigten Staaten und den Ländern Europas, die man hier als ‚christliche Länder’ bezeichnet, und mit deren Unterstützung es gelungen ist, 140.000 Wohnungen wieder aufzubauen.“, Erzbischof Sinaga.
Mit Hilfsmitteln im Umfang von über 6,7 Milliarden Dollar konnten auch 1.700 Schulen, 996 öffentliche Gebäude, 36 Flughäfen und Häfen, 3.800 Moscheen, 363 Brücken und über 20.000 Kilometer Straßen gebaut werden. „Man kann verstehen, weshalb man die Geberländer heute als Freunde oder gar Geschwister bezeichnet“, so der Erzbischof weiter.
„Der Fortschritt ist sichtbar: das Klima ist auf allen Ebenen sehr friedlich. Es gibt keine sozialen oder interreligiösen Spannungen und auch das politische Klima ist sehr gut. Das soziale und wirtschaftliche Wohlergehen ist hier größer als in anderen Teilen Sumatras“, betont Erzbischof Sinaga.
„Christen leben hier unbehelligt und frei. Die katholische Kirche unterhält beste Beziehungen zur Regierung und den zivilen Behörden und es herrscht eine Atmosphäre des Dialogs und der konstruktiven Beziehungen. Auch das Verhältnis zu den muslimischen Religionsführern ist sehr positiv“, so der Erzbischof.
In der Provinz wurden 2002 die islamischen Gesetze der Sharia eingeführt. Hierzu erklärt der Erzbischof: „Die in der Provinz geltenden islamischen Gesetze sind für uns keine Problem: Behörden, Medien und Gerichte betonten immer wieder, dass sie nur für muslimische Bürger gültig sind. Damit ist dies offiziell ganz eindeutig, doch unter der Bevölkerung – vor allem in abgelegenen Dörfern, die kaum Kontakt mit der Moderne haben – ist die Lage etwas schwieriger und es kommt manchmal zu Einschränkungen, die den Menschen das Leben erschweren“.
„Trotzdem“, so Erzbischof Sinaga abschließend, „haben sich die sozialen Verhältnisse der Menschen und der christlichen Bevölkerung (4.000 von rund 3,5 Millionen Einwohnern) um ein beachtliches Maß verbessert und die Perspektiven sind gut. Gewiss, die katholische Kirche darf bisher noch keine sozialen Einrichtungen, wie Schulen und Krankenhäuser schaffen, doch die Hoffnung wächst. Wir planen den Bau einer Klinik in Aceh und die Regierung hat uns ihre Unterstützung zugesagt. Doch man will das Projekt verschieben, bis das kulturelle und soziale Klima in Aceh es erlauben. Doch ich bin überzeugt, das dies schon bald der Fall sein wird“. (PA) (Fidesdienst, 09/02/2010)


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