Vatikanstadt (Fidesdienst) – Das Evangelium zeugt davon, dass Jesus die Wege Galiläas und Judäas beschreitet, um die Frohe Botschaft zu verkünden, um Menschen von jeder Art von Krankheit zu heilen, um die einzelnen vom der unheilvollen Einfluss Satans zu befreien, um allen und jedem Einzelnen das „tägliche Brot“ seines Wortes und seiner heilbringenden Gegenwart zu schenken.
Die Apostel folgen ihm, sie hören ihm zu, sie beobachten ihn und sie wundern sich – zusammen mit den Menschen – über die großen werke, die der Vater durch ihn wirkt. Manchmal fehlen ihnen die Worte, andere Male hingegen sagen sie zu viel. Anstatt still zu sein, reden sie, ohne vorher aus der Tiefe des Herzens die Stimme des Geistes zu hören, der ihnen gerne die Bedeutung jedes einzelnen Satzes, jeder Geste und jedes von Jesus gewirkten Zeichens verständlich machen würde.
Wie auch wir heutigen Menschen gingen oft falsch mit dem Herrn um: wie oft geschieht es, dass man ihn unterbewertet oder ihn ignoriert, es gibt sogar auch Situationen, in denen wir uns über ihn stellen, als ob arme Sünder, wie wir es sind, Jesus etwas zu „lehren“ hätten.
“O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!“, so der Apostel Paulus, „Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Wer hat ihm etwas gegeben, sodass Gott ihm etwas zurückgeben müsste?“ (Röm 11, 33-35).
Die Versuchung vor Gott überheblich zu werden ist stets eine stetige Falle. Doch wir müssen zum Heiligen Geist beten, damit er unsere Herzen gefügig macht, für jenen „vorgezeichneten Weg“, den der Herr für uns bestimmt hat. Er führt bestimmt sicherer und direkter zur Heiligkeit und damit ins Paradies!
Er geht voraus und wir müssen ihm nur folgen, uns mit einer „heiligen Geduld“ wappnen, wenn es uns scheint, als ob die Antwort und die Lösung, die wir vom Herrn erwarten zu spät kommt oder anders ist, als wie wir uns es wünschen. „Mit Geduld erreicht man alles“, sagte die heilige Theresa von Avila, die wohl wusste, wie geheimnisvoll die „Wege“ Gottes sein können.
„Komm und folge mir nach“ (Mk 10.21), sagt Jesus immer wieder allen, die ihm im Glauben begegnen wollen, um seine Jünger zu werden und in Gemeinschaft mit ihm zu leben durch die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen. Der Weg ist nicht immer einfach, doch wir sind nie allein, wenn wir Christus folgen, wenn wir seiner Lehre treu sind.
Die Tatsache, dass auch die Apostel manchmal der Versuchung nachgaben, ihm zu „widerstehen“ oder ihm sogar „Vorwürfe zu machen“ sollte uns achtsam machen und solche Situationen – und davon gibt es viele im Leben - nicht unterbewerten lassen, in denen in unserem Inneren ein Gefühl der Unzufriedenheit über den Herrn aufkommt, das, wenn es nicht behoben wird noch vor wir denken, zu einer art „Verhärtung“ des Herzens ihm gegenüber führen kann.
Wie oft hat Gott durch seine Propheten eine hochmütige Haltung beklagt, die das Herz seines Volkes vom Weg abbrachte und es zur Rebellion führte. Doch er war stets bereit, zu vergeben, wie wir auch in Psalm 78 lesen: “…doch sie täuschten ihn mit falschen Worten und ihre Zunge belog ihn. Ihr Herz hielt nicht fest zu ihm, sie hielten seinem Bund nicht die Treue. Er aber vergab ihnen voll Erbarmen die Schuld und tilgte sein Volk nicht aus. (Ps 78, 36-38).
Dort wo man gegen Gott munkelt, macht man dem Bösen Platz und man verliert die Orientierung auf dem Weg zum Reich. Am vergangenen Sonntag haben wir im Markusevangelium von einer teuflischen „Verirrung“ des Petrus, kurz nach seinem wunderbaren Glaubensbekenntnis gegenüber Christus. Angesichts der offenen Prophezeiung, die Jesus selbst kurz zuvor ausgesprochen hatte, über sein bevorstehendes Leiden und seinen Tod, macht Petrus dem Herrn Vorwürfe.
„Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen wieder auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zureicht. Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hat nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen“. (Mk 8,31-33)
Simon Petrus und die anderen Apostel vergaßen diese Worte nicht, die somit auch in das Zeugnis der Evangelisten einflossen, damit die Jünger Christi aller Zeiten, aus dieser historischen Lehre des Herrn lernen konnten. Die Heilige Schrift fordert uns auf, Vorwürfe zu akzeptieren, wie zum Beispiel den eines Weisen, doch wir sollen dem Herrn niemals Vorwürfe machen!
Auch in Situationen des Leidens, der Angst und der Unruhe, die unsere zerbrechliches menschliches Herz beben lassen, sollen wir nicht der Versuchung nachgeben, Gott Vorwürfe zu machen, sondern es sollte, nach dem Beispiel der Heiligen, allen voran die Jungfrau Maria, die Stille der Anbetung an den Lärm des Munkelns treten. „Das erweist sich auch für uns heute als wichtig, auch wenn wir keine Mönche sind: zu lernen, still zu werden, um die Stimme Gottes zu hören, sozusagen ein »Gesprächszimmer« zu suchen, wo Gott mit uns spricht: Das Wort Gottes im Gebet und in der Betrachtung zu lernen ist der Weg des Lebens.“ (Papst Benedikt XVI., Generalaudienz am 9. September 2009).
Das „Stabat Mater“ soll auch für uns, vor allem in der Stunde der Prüfung ein Vorbild sein, das wir nachahmen: Die Mutter stand beim Kreuz (vgl. Joh 19,25) ohne sich zu wehren, denn sie glaubte, wie sie immer geglaubt hatte, an das Wort Jesu: nach der Nacht des Schmerzes wird es immer ein leuchtendes Mortenrot der Auferstehung geben! (Fidesdienst, 18/09/2009 – 66 Zeilen, 932 Worte)