Das Sekretariat für die Beziehungen zum Islam
Während der ersten Jahre der muslimischen Immigration hat sich die katholische Kirche sehr um die Unterstützung der muslimischen Einwanderer und deren Eingliederung in das französische Umfeld bemüht. Es ging dabei jedoch um die Unterstützung von Ausländern und oft benachteiligten Gesellschaftsteilen. Angesichts der Schwierigkeiten, auf die diese stießen, übernahmen verschiedenen Gruppen und Pfarreien eine Art Schirmherrschaft, was so weit ging, dass man auch Räumlichkeiten für die Ausübung des Kultes zur Verfügung stellte. 1971 beauftragte der Ständige Rat der Französischen Bischofskonferenz Bischof Huyghe mit der Schaffung kleiner Ausschüsse, denen Personen mit Erfahrung in diesem Bereich angehören sollten: 1974 wurde daraus das Sekretariat für die Beziehungen zum Islam (SRI). Dieser Organismus hat die Aufgabe, im Auftrag der katholischen freundschaftliche Beziehungen zu den in Frankreich lebenden Muslimen zu pflegen und die Katholiken dabei zu unterstützen ihre vielfältigen Begegnungen mit muslimischen Gläubigen fruchtbar zu nutzen.
Beziehungen zu anderen Religionen
Während gab es an vielen Orten interreligiöse Treffen, die sowohl von staatlichen als auch von kirchlichen Behörden veranstaltet wurden. Angesichts sozialer, kultureller und politischer Probleme der Bevölkerung wollten die verschiedenen Religionen gemeinsam gegen Gewalt, Rassismus, Arbeitslosigkeit und andere Probleme angehen. Bei einigen Treffen handelte es sich um ein einmaliges Ereignis, andere finden regelmäßig statt und haben sich zu permanenten Gelegenheiten des Austausches entwickelt. In Nizza wandten sich die religiösen Behörden (Christen, Juden, Muslime, Buddhisten…) in einem öffentlichen Appell an die weltlichen Behörden mit der Bitte um eine neuen Umgang mit örtlichen Angelegenheiten. In Marseille und Roubaix haben derartige Initiativen sogar einen Namen und heißen „Marseille-Espérance“ und „Roubaix-Espérance“. Damit entsprechen die Religionen dem Willen der Bevölkerung, die eine „einstimmige“ Stellungnahme zu den großen Themen des menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens wünschen. Doch es besteht auch die Gefahr der Instrumentalisierung: es könnte dazu kommen, dass die bürgerlichen Behörden sich an die Religionen wenden wenn es ihnen nicht mehr gelingt, die öffentliche Ordnung zu garantieren, außerdem könnten die einzelnen Religionsgemeinschaften de facto ihr Recht auf eigene Stellungnahme einbüßen, wenn es um Werte geht, die als wichtig betrachtet werden. (Fidesdienst, 19/06/2004)
Dossier von Rossella Fabiani