ZAHLEN ZUR MUSLIMISCHEN BEVÖLKERUNG IN FRANKREICH

Samstag, 19 Juni 2004

Nach offiziellen Angaben des französischen Innenministeriums unter Leitung von Nicolas Sarkozy leben derzeit in Frankreich insgesamt 5 Millionen Muslime. Doch in der Zeit von 2000 bis 2001 stieg diese Zahl auf bis zu 6 Millionen an obschon verschiedene Soziologen, die sich mit dem Islam befassen, nie wirklich davon überzeugt waren. Welche Statistik ist am wahrscheinlichsten? In seinem 1998 erschienenen Buch „Islam en France“ versuchte Alain Boyer eine reelle Einschätzung. Nach Ansicht des Autors lebten damals in Frankreich 4,16 Millionen Muslime. Doch welche Methode wandte Boyer an. Der Autor legte die von den Herkunftsländern zur Verfügung gestellten Daten zugrunde und addierte sie mit der Zahl der Asylbewerber, der illegalen Einwanderer und der Konvertierten.

Daten zur Bevölkerung aus der Volkszählung des Jahres 1990
Gesamtbevölkerung ---------------- 56.625.000
Ausländische Einwohner ------------ 3.596.000

Personen, von denen angenommen wird, dass es sich um Muslime handelt
Algerier ---------------- 614.207
Marokkaner ------------ 572.652
Tunesier --------------- 206.336
Türken ----------------- 197.712

Quelle: Alain Boyer „Islam en France“, 1998


Der Islam ist also aufgrund der Zahl seiner Anhänger die zweitgrößte Religion in Frankreich. Doch wie kann die Zahl der Menschen muslimischen Glaubens beurteilt und wie können ihre demographischen und sozioökonomischen Merkmale festgestellt werden?

Eine zufrieden stellende Antwort ist aus mehreren Gründen nicht einfach. Denn die religiöse Variable wird in Zeiten, in denen es keine politisch-religiösen Spannungen gibt nur wenig berücksichtigt und ist bei demographischen Studien eher nebensächlich. Ein wichtiger Grund dafür ist die Staatsform: Frankreich und dessen Statistisches Büro (INSEE) darf die Zahl der in Frankreich wohnhaften Menschen nur durch Volkszählungen feststellen und darf Frankreich ein laizistischer Staat ist werden dabei ethnische und religiöse Merkmale nicht unbedingt berücksichtigt.

In der Verfassung heißt es hierzu unmissverständlich, dass „unter französischen Staatsbürgern keine Unterschiede aufgrund der Rasse, der Herkunft oder der Religion entstehen dürfen“. Hinzu kommen bürgerrechtliche Bestimmungen, die es einer Vielzahl von Ausländern ermöglicht unter nicht sehr einschränkenden Bedingungen französische Staatsbürger zu werden. Diese gleichberechtigten Bestimmungen sind ein Erbe der Menschenrechtserklärung und gründen auf dem im Allgemeinen als „französischen Eingliederungsmodell“ bezeichneten Prinzip. Aus diesem Grund wurden im Rahmen der insgesamt sieben während der vergangenen 50 Jahre durchgeführten Volkszählungen, von denen die letzte im Jahr 1999 stattfand, keine Fragen nach ethnischen Merkmalen oder religiösen Überzeugungen gestellt. Solche Fragen waren zuletzt in einer französischen Volkszählung des Jahre 1872 zu finden.

Ein weiterer Grund sind die statistischen und soziologischen Methoden, die benutzt werden, um die Individuen in einer Bevölkerung zu beschreiben oder zu identifizieren. Es handelt sich um Methoden, die auf geographische (zum Beispiel der Geburtsort einer Person) oder juridische Kriterien (die gegenwärtige oder frühere Staatsangehörigkeit oder die Staatsangehörigkeit eines Elternteils) beruhen.

Aufgrund dieser Methoden werden Ausländer in französischen Volkszählungen je nach Staatsangehörigkeit und Geburtsland aufgeführt. Bei der Entwicklung der in Frankreich heute üblichen statistischen Methoden zur Erfassung der Bevölkerung wurden ethnische und religiöse Kriterien zunehmend ausgeschlossen, so dass eine Beurteilung der Bevölkerung nach ethnischen und religiösen Variablen nur durch eine willkürliche Zuordnung der erfassten Personen möglich ist.
Dabei stellt sich umgehend eine Frage: Versteht man unter „muslimisch“ den religiösen Glauben oder die Herkunft? Im ersten Fall könnten muslimische Gläubige praktizierend oder nichtpraktizierend sein. Andere Nichtgläubige könnten zum Glauben finden. Wieder andere sind Atheisten. Wie man sieht ist die Frage äußerst komplex, wenn man nicht vereinfachende Schemen zugrunde legt und jeden als muslimisch bezeichnet, der aus einer muslimischen Familie oder aus einem muslimischen Land stammt. Dieser Faktor ist dann jedoch unabhängig vom Willen und von der Überzeugung der Einzelpersonen.
Aus den Tabellen im Anhang geht hervor, dass 3,5 Millionen Menschen als muslimisch (aufgrund des Glaubens oder der Kultur) bezeichnet werden könnten.
Diese Statistiken sagen jedoch nichts über illegale Einwanderer aus, die aus muslimischen Ländern stammen. Dasselbe gilt für Franzosen, die zum Islam konvertiert haben.


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