EUROPA - MISSION UND EMIGRATION - „Der Koffer mit der Paketschnur“: „Ich dachte nicht, dass sie uns auf die Reise schickten… um uns zu verkaufen. Ich habe beschlossen, gegen den Menschenhandel zu kämpfen. Heute leite ich eine Organisation. Die Zahl der Opfer ist in den vergangenen drei Jahren von 25 auf 225 angestiegen“

Mittwoch, 17 Juni 2009

Transnistrien (Fidesdienst) – Ocana Alistratova ist die Präsidentin der Nichtregierungsorganisation „Interaktion“ in Transnistiren: sie hat sich entschlossen, den Menschenhandel zu bekämpfen, nachdem sie selbst die Erfahrung machen musste, wie sie berichtet. „Heute arbeite ich im Bereich der Prävention von Menschenhandel, doch dies basiert auf meiner persönlichen Geschichte. Ich war Musiklehrerin in einem Kindergarten. Ich spielte auch in kleinen Orchestern mit. Unser Dirigent schlug uns eines Tages Jugoslawien vor. Wir sollten in so genannten Nightclubs spielen! Das Wort „Nightclub“ benutzte man selten. Doch das fiel mir nicht auf. Ich hatte Vertrauen. Er organisierte alles. Im Bus waren lauter sehr junge Mädchen. Hübsche Mädchen. Aus wir aus der Stadt hinausfuhren hielt die Polizei uns an. Unsere Musikinstrumente waren mit Zigaretten gefüllt. Ich habe gedacht es handelte sich um ein kleines Schmuggelgeschäft, aber nie hätte ich gedacht, dass sie uns auf die Reise schickten, um uns zu verkaufen. Dies habe ich erst bei der Staatsanwaltschaft begriffen. Daraufhin habe ich beschlossen, gegen den Menschenhandel zu kämpfen. Heute leite ich eine Organisation. Die Zahl der Opfer ist in den vergangenen drei Jahren von 25 auf 225 angestiegen. Wir haben ein „rotes Telefon“ eingerichtet. Es gehen über 1.000 Anrufe ein, wobei Transninstrien nur 500.000 Einwohner hat. Ich kann zwei Geschichten erzählen, die mir an unserem Roten Telefon berichtet wurden. Eine junge Frau wollte eine Freundin in der Türkei besuchen. Bei ihrer Ankunft warten zwei Männer auf sie. Zuerst hat sie keinen Verdacht, sie steigt in das Auto ein und man bring sie in ein Bordell. Es gelingt ihr, ihren Mann anzurufen und der wendet sich an das „Rote Telefon“ und wir melden den Fall der türkischen Polizei und dem dortigen Einwanderungsbüro. Das Mädchen konnte bereits nach zwei Tagen befreit werden. Eine schreckliche Geschichte, die noch einmal gut zu Ende ging, doch es ist nicht immer so. Zum Beispiel im Fall einer Frau aus Transnistrien und ihrem Sohn, die an einer Gruppe Zigeuner in Polen verkauft wurden. Diese Gruppe verschleppte Kinder und Erwachsene in die Türkei, die Ukraine, Polen, Rumänien und Russland“. (Luca de Mata) (Vorschau auf die vierteilige Dokumentationsreihe: „Der Koffer mit der Paketschnur“: Ein Bericht zur Emigration in aller Welt, den der italienische staatliche Fernsehsender RAIUNO ab dem 29. Juni im Abendprogramm ausstrahlen wird). (Fidesdienst, 17/06/2009 – 19 Zeilen, 286 Worte)


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