ASIEN/TÜRKEI - Weltweites Forum: Anerkennung des “Wassers als grundlegendes menschliches Bedürfnis”, aber noch nicht als Recht; 1,2 Milliarden Personen haben nicht genug Trinkwasser

Montag, 23 März 2009

Istanbul (Fidesdienst) – Das Wasser ist ein grundlegendes Bedürfnis. Das ist die Konklusion im Bezug auf einen der am meisten erwarteten und diskutierten Punkte des fünften weltweiten Forums über das Wasser in Istanbul, das am gestrigen 22. März endete: die Definition des Wassers als Menschenrecht. Eine Vereinbarung wurde nicht erreicht, aber man hat einen halben Schritt nach vorne gemacht. Man spricht noch nicht von grundlegendem menschlichen Recht, aber die Interessen und die Sorgen um diese zentrale Ressource für das menschliche Leben und für das Überleben des Planeten selbst konzentrieren und vermehren sich. Das Thema der Wasserressourcen betrifft verschiedene Faktoren: das menschlich Notwendige, den sanitären und den landwirtschaftlichen Bereich, den Umweltschutz. Die Kette des Lebens selbst sozusagen.
„Geteiltes Wasser, geteilte Möglichkeiten“ war der Titel des weltweiten Tages des Wassers, der am gestrigen 22. März begangen wurde, zusammen mit dem Schlusstag des World Water Forum in Istanbul. Die sechs Tage – alle drei Jahre organisiert vom Weltwasserrat, einem Organismus der Weltbank – hat zwanzigtausend Personen versammelt, darunter Staatsoberhäupter, Außenminister (circa 180 nahmen an den Arbeiten teil), Repräsentanten von internationalen Institutionen und Umweltorganisationen.
Im Enddokument des großen Meetings in Istanbul spricht man von „Dringlichkeit“ im Kampf gegen den Wassermangel und es wird das Recht auf „eine Verbesserung der sanitären Bedingungen“ anerkannt, damit in der ganzen Welt ein wichtiger Schritt hin zur „Verringerung der Todesfälle durch Wassermangel“ getan wird.
Jedoch wird das Recht des Zugangs zum Wasser, das von verschiedenen Ländern und Vereinigungen der Gesellschaft gefordert wird, nicht in Betracht gezogen. Die Debatte um das „blaue Gold“ ist äußerst komplex. Denn wenn die Ressource Wasser auf Ebene der internationalen Governance betrachtet wird, dann eröffnet sich ein Problem, das die Staaten unweigerlich teilt: das „Recht“ auf Wasser, hat zur Folge, dass es ein öffentliches Gut ist, also nicht privatisiert oder ausgebeutet werden kann durch Formen von finanziellem Business. Und hier gibt es unvermeidlich Probleme und Gegensätze.
Die Zahlen, die aus dem Forum hervorgehen, beschreiben eine Ressource, die Gefahr läuft ein kostbares Gut für das Überleben der menschlichen Spezies in den nächsten zwei Jahrzehnten zu werden, auch weil die Ungleichheit zwischen reichen und armen Ländern auch auf diesem Gebiet beeindruckend ist. In der Welt reicht die Spanne von durchschnittlich täglich verfügbaren 425 Litern Wasser für jeden Bürger in den Vereinigten Staaten bis zu 10 Litern für einen Bewohner Madagaskars, von 237 Litern in Italien zu 150 in Frankreich. Die Schätzungen zum durchschnittlichen Verbrauch einer Familie im Westen liegt bei über 300 Litern, aber reduziert sich drastisch für eine afrikanische Familie auf weniger als 20 Liter.
Einer von zwei Bewohnern der Erde (circa 3 Milliarden Menschen) lebt in einem Haus ohne Abwassersystem. Einer von fünf (1,2 Milliarden Menschen) haben nicht genügend Trinkwasser, d.h. über eine Milliarde von Personen trinkt unsicheres Wasser. Jedes Jahr sterben 3,4 Millionen Menschen aufgrund von Krankheiten, die durch das Wasser übertragen werden.
Und auch wenn Europa weit weg erscheint, so gibt es auch hier Notstand: 16% ohne Trinkwasser, 140 Millionen Europäer haben keinen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen. Den höchsten Tribut zahlen die Länder der so genannten „Sub-Region B“: von Albanien zu Georgien, von Montenegro zu Mazedonien sterben jedes Jahr mehr elftausend Kinder unter 14 Jahren. Für die weltweite Gesundheitsorganisation kann man ein Monat ohne Nahrung leben, ohne Wasser aber überlebt man nicht eine Woche: das biologische Minimum zum Überleben liegt bei 5 Litern in 24 Stunden. Aber die Organisation weist darauf hin, dass man nicht von angemessenen Bedingungen sprechen kann unter täglichen 50 Litern Wasser für ein menschliches Wesen. Darunter besteht eine Notsituation (40% der Bevölkerung leben unter unmöglichen sanitären Bedingungen). In diesem Rahmen haben die Vereinten Nationen am Vortag des weltweiten Forums zum Wasser daran erinnert, dass vom Jahr 2030 an circa die Hälfte der Weltbevölkerung unter Durst leiden könnte. (Mtp) (Fidesdienst 23/3/2009; Zeilen 52, Worte 640)


Teilen: