AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Demokratische Republik Kongo - Ruanda: Chronik einer Krise, die hoffentlich bald beigelegt sein wird

Samstag, 26 Juni 2004

Bukavu (Fidesdienst) - Die jüngsten Ereignisse in Bukavu (Haustadt der ostkongolesischen Region Südkivu) haben zu einer der schwersten Krisen im Laufe des vergangenen Jahres geführt. Es folgt eine chronologische Darstellung.
3. Juni 2004: Der Anführer der aufständischen Soldaten, die seit einigen Tagen Bukavu belagern, General Laurent Nkunda, verspricht den Rückzug seiner Truppen aus der Stadt, wonach die Soldaten der MONUC (Mission der Vereinten Nationen im Kongo) die Sicherheit der Zivilbevölkerung garantieren soll.
Die humanitäre Lage in Bukavu hat sich zugespitzt: nach zahlreichen Plünderungen ist die Lebensmittelversorgung gefährdet; vor allem im Stadtteil Kadutu und in den Verwaltungsgebäuden der Stadt kommt es zu weiteren Plünderungen.
Sonntag, den 6. Juni 2004. Ein Teil der Truppen unter Nkunda werden in einem Camp in Kavumu in der Nähe des Flughafens rund 35 Kilometer nördlich von Bukavu. Nkunda begründet dies damit, dass man dem neuen Gouverneur in Bukavu die Möglichkeit zur Amtsübernahme und zur Einleitung von Untersuchungen im Zusammenhang mit maßgeblichen Massakern an Banyamulenge (kongolesische Tutsi) geben will.
9. Juni. 2004. Gegen 2.00 Uhr nachts marschieren Soldaten der regulären Streitkräfte gewaltlos in das Zentrum von Bukavu ein, das die Rebellen unterdessen verlassen hatten.
Bereits am frühen Morgen versammeln sich die Bürger der Stadt auf den Straßen, um die Befreiung zu feiern. Die Glocken der Kirchen wurden geläutet und Palmzweige geschwungen und die Menschen tanzten zu den Tönen der Trommeln. Doch neben der Freude besteht weiterhin die Gefahr von Racheakten gegenüber der Banyamulenge-Minderheit, der die aufständischen Soldaten angehörten. Blauhelme der Vereinten Nationen werden zum Schutz des Stadtviertels Nguba stationiert, das sich in der Nähe zur Grenze mit Ruanda befindet und von Banyamulenge bewohnt wird. Die Vereinten Nationen geben eine erste Bilanz zur Gewalt der vergangenen zwei Wochen bekannt: 102 Tote, über 105 Verletzte, 111 vergewaltigte Frauen (drunter auch Mädchen) und fast 3.000 Banyamulenge auf der Flucht. In dem rund 40 Kilometer südlich von Bukavu gelegenen Grenzort Kamanyola kommt es zu ersten Gefechten zwischen Regierungssoldaten und aufständischen Soldaten unter Jules Mutebesi.
11. Juni 2004: Der neue Gouverneur von Bukavu, Augustin Bulaimu, übernimmt sein Amt. 13. Juni 2004: Laurent Nkunda droht mit einer Kriegserklärung an die Regierung in Kinshasa, sollte diese keine Untersuchungskommission zu den mutmaßlichen Verbrechen gegen Banyamulenge einsetzen. Er stellt ein 24stündiges Ultimatum.
16. Juni 2004: Menschenrechtsexperten der MONUC, die in Bukavu im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen ermitteln erklären in einem ersten Bericht, es habe kein Völkermord an Banyamulenge stattgefunden.
Unterdessen entsteht ein neuer Flügel innerhalb der RCD-Goma (Rebellenbewegung, der größtenteils Banyamulenge angehören), der bekräftigt, man werde die territoriale Integrität des Landes und dessen politische Einheit unterstützen.
Rund 25.000 Kongolesen flüchten vor den Gefechten in Kamanyola und aus Angst vor Racheakten in das benachbarte Burundi.
Am 20. Juni 2004 äußerte der ruandische Außenminister Charles Mrugande den Verdachte, die Regierung in Kinshasa bereite mit Hilfe ruandischer Flüchtlinge, die vor zehn Jahren das Land verlassen hatten und für den Völkermord im Jahr 1994 mitverantwortlich waren, einen Angriff auf Kigali vor. Aus Kinshasa betont das Oberkommando der Streitkräfte, man habe Truppen im Osten des Landes nur zur Bekämpfung der des bewaffneten Vorgehens und der Gewalt seitens „abtrünniger“ Soldaten stationiert.
Am 22. Juni überschreiten kongolesische Rebellen die Grenze und flüchten nach Ruanda. Am 25. Juni treffen sich die Staatsoberhäupter von Ruanda und Kongo in Nigeria und vereinbaren das gemeinsame Bemühen um die Beilegung der Spannungen zwischen den beiden Ländern. (LM) (Fidesdienst, 26/6/2004 - 54 Zeilen, 564 Worte)


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