AFRIKA/MADAGASKAR - „Es ist wie im Wilden Westen“, so Beobachter aus Madagaskar, wo die Zahl der Opfer der Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften weiter steigt

Freitag, 6 März 2009

Antananarivo (Fidesdienst) – „Es ist hier wie mitten im Wilden Westen: die Sicherheitskräfte rasen mit Geländewagen über die Straßen, und schießen unterschiedslos mit Tränengas und Schusswaffen. Anstatt das Chaos zu beruhigen, tragen sie selber dazu bei. Bei den Toten handelt es sich um Unschuldige, darunter auch viele Jugendliche und sogar Kinder. Wir verstehen nicht, warum die internationale Staatengemeinschaft dies nicht verurteilt“, so Mitarbeiter des Radiosenders Don Bosco aus Madagaskar, wo die Konfrontation zwischen dem Präsidenten Marc Ravalomanana und seinem Widersacher, dem seines Amtes enthobenen ehemaligen Bürgermeisters von Antananarivo, Andry Rajoelina, inzwischen eine Gewalt entfacht hat, die sich von der Hauptstadt auf verschiedene Provinzen des Landes ausdehnt.
„Am 4. März kam es in Ambositra, auf der Hochebene in der Landesmitte zu einer Episode, die zeigt, dass jeder Opfer der zufällig abgeschossenen Schüsse werden kann. Die Menschen forderten auf den Straßen der Stadt den Rücktritt des Präsidenten der Region. Die Armee griff ein und schoss in die Menschenmenge. Es starben ein Kind im Alter von 10-11 Jahren und ein junger Mann im Alter von 21 Jahren. Einer war der Sohn eines Armeekommandanten. Wir wissen nicht, ob dieser Vorfall folgen haben wird“, so der Beobachter im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Seit Beginn der Krise im Januar dieses Jahres starben mindestens hundert Menschen bei den Unruhen.
In der Hauptstadt setzen die Anhänger Rajoelinas ihre Demonstrationen fort. „Die Spannung wuchs in der vergangenen Nacht, als ein Befehlshaber der Sicherheitskräfte versuchte, die Wohnung des ehemaligen Bürgermeisters zu überfallen. Diesem gelang es, seine Anhänger zu verständigen, die das Haus umzingelten und auf der Straße provisorische Blockaden errichteten, die den Zugang zur Residenz verhinderten“, so der Beobachter.
Unterdessen traf Rajoelina am 5. März Vertreter des Diplomatischen Korps, der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Union. „Der Apostolische Nuntius in Antananarivo, Erzbischof Augustine Kasujja, forderte Rajoelina in seiner Eigenschaft als Dekan des Diplomatischen Korps im Namen aller Diplomaten auf, zu Gesprächen mit dem Präsidenten an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dieser lehnte die Einladung jedoch ab und bekräftige, er kehre erst zu Verhandlungen zurück, wenn seine Bedingungen erfüllt werden: er fordert den Zugang zu den staatlichen Medien und die Beendigung der Gewalt und der Festnahme von Vertretern der Opposition“, so die Beobachter abschließend.
Für den 7. März sind weitere Kundgebungen vorgesehen und es werden erneute Unruhen befürchtet. (LM) (Fidesdienst, 06/03/2009 – 35 Zeilen, 398 Worte)


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