VATIKAN - Weltwirtschaftskrise, globale Armut und Impfprogramme für Kinder in armen Ländern standen im Mittelpunkt der Gespräche zwischen Papst Benedikt XVI. und dem englischen Premierminister Gordon Brown

Freitag, 20 Februar 2009

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Am 19. Februar empfing Papst Benedikt XVI. den englischen Premierminister Gordon Brown im Vatikan in Audienz. Im Anschluss traf dieser den Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Großbritannien und der Heilige Stuhl einigten sich dabei auf gemeinsame Richtlinien bei der Unterstützung von Ländern im Süden der Welt durch eine konkrete Initiative, d.h. Impfprogramme für Kinder in armen Ländern, die durch den Verkauf von Wertpapieren finanziert werden soll; das erste dieser Wertpapiere kaufte der Papst, eine Geste von großem symbolischem Wert für die Eröffnung einer außerordentlichen Spendenkampagne.
Dies bekräftigt Gordon Braun in einem Artikel für die Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“. Brown hatte die Initiative auf den Weg gebracht, als er selbst noch Wirtschaftsminister der britischen Regierung war. Bis heute wurden bereits über 1,6 Milliarden Dollar gesammelt, mit denen 500 Millionen Minderjährigen in vielen Teilen des Planeten geimpft werden können, insbesondere in verschiedenen Regionen Afrikas. Großbritannien und der Heilige Stuhl unterstützen gemeinsam die „International Finance Facility for Immunisation“ und das „Advancee Market Commitment“. Die Initiative stand auch im Mittelpunkt des Gesprächs im Vatikan.
Wie der Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, im Anschluss an die Audienz bekannt gab, überreichte der britische Premierminister dem Papst ein kleines Kreuz in einem Glasbehälter, auf dessen Hintergrund das Foto einer äthiopischen Frau mit einem Neugeborenen und dem Schriftzug „Thank you“ zu sehen ist. Der Dank gelte der Impfkampagne für Kinder.
Gegenstand der Gespräche war vor allem auch die Weltwirtschaftskrise und die Auswirkungen auf die armen Länder auch im Hinblick auf die Tatsache, dass in London im April dieses Jahres der G 20-Gipfel stattfindet, bei dem sich Industrie- und Entwicklungsländer treffen und bei dem es insbesondere um Hilfsprogramme für arme Länder gehen wird. In einer Verlautbarung des Heiligen Stuhls heißt es zu den Inhalten der Audienz: „Die herzlichen Gespräche boten die Möglichkeit über die aktuelle Weltwirtschaftskrise zu reden und über die Pflicht der Fortsetzung von Initiativen zugunsten der weniger entwickelten Länder und der Förderung der Zusammenarbeit bei Projekten der menschlichen Entfaltung, des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung.“ „Man wünscht sich“, heißt es weiter, „ein erneuertes Engagement der internationalen Staatengemeinschaft bei der Lösung aktueller Konflikte, insbesondere im nahen Osten. Schließlich wurden auch einige bilaterale Fragen behandelt, die vor allem die katholische Gemeinschaft in Großbritannien betreffen“.
Gordon Brown betonte am Tag zuvor in seinem Artikel für den „L’Osservatore Romano“, dass man heute einer der größten wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit gegenüberstehe und betonte dabei, dass die derzeitige Krise wahrscheinlich von den Historikern als erste Wirtschaftskrise von wirklich weltweiter Tragweite bezeichnet werden wird.
Vor diesem Hintergrund hatte auch Caritas Internationalis den Papst gebeten, er möge – mit Blick auf den G20-Gipfel – die reichen Länder auffordern, die Entwicklungshilfe infolge der derzeitigen Krise nicht zu streichen. Die Generalsekretärin von Caritas Internationalis, Lesley-Anne Knight, hatte betont, dass „die Caritas darauf hoff, dass die Inspiration durch Papst Benedikt XVI. die Führungskräfte in aller Welt daran erinnert, dass die Armen nicht von den Programmen zur Überwindung der Weltwirtschaftskrise ausgeschlossen werden dürfen“. „Die Führungskräfte“, so Frau Knight weiter, „dürfen dem inneren Druck nicht nachgeben und müssen durch wahre Führungsqualitäten die Wähler davon überzeugen, dass Hilfe für Arme nicht nur in guten Momenten geleistet werden muss, sondern dass es sich dabei um eine moralische Verantwortlichkeit handelt.“ Nach Ansicht von Caritas Internationalis werden die Entwicklungsländer unter den Folgen der Rezession leiden, da auch die Nachfrage nach Rohstoffen zurückgeht, die Kapitalquellen versiegen und die Preise für Lebensmittel steigen, was weitere 100 Millionen Menschen in die Armut katapultieren wird.“ (MTP) (Fidesdienst, 20/02/2009 – 54 Zeilen, 593 Worte)


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